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The Open 2019: Geht es ohne Tiger und Rory? Aber ja!

The Open 2019

The Open 2019 ist Geschichte. Shane Lowry heißt der große Triumphator. Er hat in Portrush die Massen begeistert. Das Ausscheiden von Tiger Woods, Rory McIlroy oder Phil Mickelson juckte die Fans ab Samstag nicht mehr.

Was bleibt, ist der Regen. Den, so scheint mir, hat Nordirland für immer! Kein Tag verging in dieser Open-Woche, ohne dass es nicht irgendwo und irgendwann in Portrush geschüttet hätte. So wie während der finalen Runde, als Wind und Regen zeitweise horizontal kamen. Hat das die Fans gestört? Am Rande, ja, aber sie kennen es ja nicht anders; ihre ansteckend gute Laune ist ohnehin wetterfest! Und wenn sich die Wolken dann mal ’ne Weile verziehen,  die Regenjacken und -hosen ja auch mal auswringen.

Ein herrlich unkomplizierter Champion

Was bleibt, ist die Freude über einen Gewinner, der so herrlich unkompliziert, dabei zurückhaltend und doch offen ist. Shane Lowry. Sein Auftritt über die vier Tage war so gleichbleibend stabil und gut, dass die Fans das vorzeitige Ausscheiden von Tiger Woods, Rory McIlroy oder Phil Mickelson spätestens am Sonntag nicht mehr wirklich juckte. Sie hatten ja „ihren“ Shane und die Hoffnung, die Claret Jug nach 2008 (damals gewann Padraig Harrington seine zweite Open in Folge) endlich mal wieder auf die irische Insel zu holen.

Hochzeit in New York – auf der kleinen Bühne!

Genau das tat Shane, dieser bodenständige Typ mit vollem Bart und kleinem Bauch. Weil der 32-jährige Ire volle Häuser grundsätzlich nicht mag, hat er seine Freundin Wendy Honner, eine Krankenschwester, vor drei Jahren in New York geheiratet. Warum das die kleinere Bühne war als die ursprünglich geplante Party in Irland? „Weil unsere Einladungsliste sehr schnell sehr lang wurde. Da haben wir entschieden, dass die große, weiße Hochzeit zu Hause nicht unser Ding ist“, verriet Lowry dem Irish Independent. Das „Ding“ haben sie dann im April 2016 in New York durchgezogen. Passte auch ganz gut, weil er – und sie – auf dem Rückweg vom US Masters waren.

The Open 2019 – 240.000 Fans, 12.000 Helfer

Mit einer vor diesem Hintergrund bemerkenswerten Nervenstärke hat Lowry die riesige Bühne in Portrush jetzt für sich genutzt. Und die hätte nicht größer sein können, denn fast 240.000 Zuschauer und gut 12.000 Helfer trommelt kein anderer Veranstalter in Europa zusammen. Lowry: „Das hat mich auch unfassbar beeindruckt. Mit welch einer Begeisterung hier alle dabei waren, wie mich die Fans über die vier Tage unterstützt und am Ende gefeiert haben – Wahnsinn. Ich kann das alles noch gar nicht fassen.“

Nachhaltigkeit – The Open 2019 ohne Plastikbecher

Was bleibt, ist aber auch die Erkenntnis: Es gibt Golfclubs, die sind zwar sehr alt, gedanklich und im Handeln aber weit vorn. Der ehrwürdige Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A) gehört dazu und hat seinen erstklassigen Ruf als Trendsetter wieder einmal bestätigt. Die Open 2019 war das erste Turnier dieser Größenordnung, bei dem es auf dem riesigen Gelände keine Wasserbecher aus Plastik mehr gab. Sondern Aluminum-Flaschen und Becher, mit denen man sich an vielen öffentlichen Brunnen bedienen konnte. Das Thema Nachhaltigkeit steht beim R&A seit Jahren auf dem Zettel ganz oben. Bisher haben sich die Schotten vorrangig auf ökologische Platzpflege konzentriert; jetzt aber gehen sie auch die nächsten Bereiche an, die mit Großveranstaltungen dieser Art nur scheinbar untrennbar verbunden sind.

Perfekte Organisation trotz Dauerregens

Auch das Risiko, das wichtigste Golfturnier der Welt (erinnern Sie sich an meine Kolumne vor ein paar Tagen?) in ein 6.000-Seelen-Nest im weit entfernten Norden Nordirlands zu vergeben, hat sich voll ausgezahlt: Der Dunluce Links ein absoluter Hammer, die Organisation (inklusive der Parkplätze) trotz des Dauerregens nahezu perfekt und jeder Helfer nicht nur ausnehmend freundlich, sondern auch noch kompetent. Hier lieben sie Golf nicht nur, hier leben sie es.

The Open schon innerhalb der nächsten zehn Jahre wieder in Portrush?

Oder, um es mit den Worten des neuen Open-Champions zu sagen: „Das war insgesamt ein so großer Auftritt hier, und ich spreche jetzt nicht von meinem, den Portrush und alle Beteiligten hingelegt haben, dass ich sicher bin, dass die Open schon innerhalb der nächsten zehn Jahre wiederkommen wird.“ Verdient wäre es in jedem Fall.

Nachlese zur Finalrunde: Shane Lowry – der Held von Portrush

Hier gehts zum kompletten Leaderboard der Open 2019