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Sieben Finger wie Greg Norman

Man vergisst ja gern, wie gut Greg Norman war. 331 Wochen die Nummer eins der Welt, der wohl beste Driver aller Zeiten – lang und gerade – und eine Ansammlung von Siegen auf allen Kontinenten, bei der kaum ein Spieler mitkommt.

Warum also reden wir so wenig über ihn? Zwei Gründe: Er konnte nur zwei Major-Titel erzielen, für seine übernatürlichen Fähigkeiten ein Witz. Mehrere Male verlor er unglücklich, mehrere Male brach er von selbst ein.

»Er war besser als Nicklaus«, sagte Jim Thorpe über ihn, »aber unter Druck wurde sein Denken schwammig. Mit einem Nicklaus an der Tasche hätte er 25 Majors gewonnen.«

Vor allem aber war der Australier trotz (oder wegen) seines charismatischen Auftretens kein Sympathieträger, weder bei den Kollegen noch bei der Presse oder bei den Sponsoren.

Das dürfte ihm egal sein, denn von allen Ex-Golfern ist er der erfolgreichste Geschäftsmann geworden. Seine Weine werden hochgelobt, seine Immobilien weltweit verkaufen sich ebenso gut wie seine Bekleidungslinie, er exportiert Wagyu-Steaks, stellt Sonnenbrillen her, baut natürlich Golfplätze und hat auch noch eine Risikokapitalgesellschaft gegründet. Greg Norman ist inzwischen 400 Millionen Dollar schwer. »Golf lehrte mich, ein guter Geschäftsmann zu sein, weil ich Strategien entwickeln musste, um zu gewinnen.«

Ob ihm der Sieben-Finger-Schlag auch schon bei seinen Geschäften geholfen hat? Er benutzte ihn gern aus dem Bunker: Kurz vor dem Treffmoment lockerte er den Griff der letzten drei Finger linken Hand. »Nicht einfach loslassen, nur so lockern, dass Sie mit der rechten Hand den Schläger unter den Ball bringen, worauf dieser hoch und kontrolliert in die Luft geht«, sagt Norman.

Das funktioniert! Vor allem, weil der Schlägerkopf dadurch wundersamerweise beschleunigt wird und frei ins Finish schwingt. Außerdem gibt es dem Schwung diese typische, unfassbar lässige Geschmeidigkeit, mit der die Besten der Welt aus dem Bunker kommen.

Und gut aussehen wollen wir auf dem Platz doch alle.