Zwei Monate nach seinem Sieg bei der Open Championship in Royal Portrush trafen wir Shane Lowry zum Interview. Im Gespräch blickt der Ire mit dem roten Rauschebart auf die „beste Woche meines Lebens“ zurück, erzählt von den schönsten Momenten danach und den Tiefpunkten davor. Natürlich sprachen wir auch über die Zukunft. Lowrys oberstes Ziel für 2020: sein erster Auftritt für Europa beim Ryder Cup in Whistling Straits. Das gesamte Interview lesen Sie in unserer neuen Ausgabe 11/2019 – Auszüge daraus präsentieren wir Ihnen hier!
Er zählt zu den beliebtesten Tourpros Europas. Shane Lowry ist Ire, was in seinem Fall nicht nur den Ort seiner Herkunft bezeichnet, sondern überdies als Lebenseinstellung zu verstehen ist. Der lebensfrohe Hüne mit dem natürlichen Schwung und den goldenen Händen liebt, was er tut. Golf steckt in seiner DNA. Feiern und singen auch. Starallüren sind ihm fremd, und das spüren seine Fans. Er ist ein „ganz normaler Typ, einer von uns“, hört man auf Dublins Straßen oft, wenn man Passanten nach Lowry fragt. Und tatsächlich fällt es leicht, sich Lowry als verlässlichen Kumpel, liebevollen Vater oder heiteren Barmann vorzustellen. Doch so ganz ist er dann doch keiner von uns: Lowry ist einer der besten Golfspieler der Welt. Und gewann im Juli mit der Open Championship sein erstes Major-Turnier. Die erste auf der irischen Insel ausgetragene Open Championship seit 1951.
Shane, nehmen Sie uns doch mal mit durch die 24 Stunden nach dem Sieg-Putt, der Sie zum „Champion Golfer of the Year“ gemacht hat.
Das war wie ein Traum. Wie so viele Kinder, die in Großbritannien oder Irland aufwachsen, stand auch ich endlose Male auf dem Übungsgrün und sagte mir: Dieser Putt ist zum Open-Sieg. Da ich mit sechs Schlägen Vorsprung auf die 72. Bahn kam, gab es bei mir nicht diesen explosiven Höhepunkt. Dafür konnte ich die letzten Minuten der Finalrunde ganz bewusst genießen. Nachdem ich den letzten Putt gelocht hatte, habe ich zuerst meinen Caddie Bo umarmt. Dann kamen meine Frau Wendy und meine Eltern, das war überwältigend. Wirklich schön fand ich auch, so viele Freunde und Menschen, die Einfluss auf meine Karriere hatten, am Grün zu sehen: GMac und Paddy (Graeme McDowell und Padraig Harrington, Anmerkung der Redaktion), mein Trainer Neil, alle waren da.
Die letzten Meter zum größten Triumph: Shane Lowry an Bahn 18 in Portrush.
Dann wurde gefeiert?
Noch nicht, nach der Siegerehrung kamen ja noch die Pressekonferenz und Interviews. Als ich durch war, haben wir unsere Sachen aus dem gemieteten Haus in Bushmills geholt und sind nach Dublin gefahren. Mein Manager, Conor Ridge, saß am Steuer, Wendy und meine Tochter Iris waren in dem Auto und mein Freund Alan Clancy, der einige Bars in Dublin besitzt. Ich wollte am nächsten Morgen unbedingt zu Hause aufwachen.
Aufwachen … Kam es dazu überhaupt? Die Bilder von der Party in dieser Nacht gingen ja via Social Media durch die Welt.
Ja, richtig (lacht), und nicht nur von der Nacht. Die kommenden Tage war praktisch alles, was ich tat, irgendwo in den sozialen Medien. Nach dem Turnier kamen wir jedenfalls erst um ein Uhr nachts zu Hause an. Zum Glück war unsere Babysitterin da und konnte sich um Iris kümmern. Wir Erwachsenen sind dann los in besagte Bar, wo Alan eine Party angeleiert hatte. Diese Nacht war ziemlich gut.
Shane Lowry im Interview: „Kann mich an der Trophäe nicht sattsehen“
Das klingt nach einer ziemlichen Untertreibung.
Naja, ich habe es schon sehr genossen. Und war ja auch noch voll mit Adrenalin. Beim Golf verliert man sehr viel öfter als man gewinnt. In zehn Jahren als Pro habe ich fünfmal gewonnen. Einen solchen Sieg muss man voll auskosten. Wer weiß schon, ob mir etwas Vergleichbares nochmal gelingen wird. Wir haben gesungen und getrunken und waren bis um 7 Uhr morgens in der Bar. Irgendwann sind wir mit dem Taxi nach Hause gefahren und ins Bett gefallen. Zwei Stunden später war ich wieder wach. Da stand sie, die Claret Jug, auf meinem Nachttisch.
Ein schönes Erwachen. Inzwischen haben Sie die Trophäe bestimmt stundenlang beäugt?
Ich kann mich daran nicht sattsehen. Die Geschichte dieses Teils ist einfach unglaublich. Ich kann nicht aufhören, all die Namen durchzulesen. Ich meine, Old Tom Morris 1872 … das ist einfach… wow! Ich bin ja noch derselbe Typ, aber nun steht mein Name drauf. Und das für immer! Es gibt übrigens einen Gravur-Fehler. Als Fred Daly 1947 gewann, tat er das in Hoy-lake; auf der Claret Jug steht aber Holylake. Wäre mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber Padraig (Harrington) erzählte mir mal davon.
Das Kurze Spiel war immer eine Ihrer Stärken. Wie würden Sie Ihr Verhältnis von Technik und Gefühl beschreiben?
Ich mache alles übers Gefühl. Ich spiele einfach den Schlag, den ich sehe, nicht nur im Kurzen Spiel. Ich überlege mir auch nie, wie ich den Schläger schwingen sollte, sondern versuche immer, einen bestimmten Schlag zu spielen. Mein Körper weiß, was zu tun ist, das war schon immer so. Ich bin ein sehr visueller Typ und arbeite auch nicht mit dem TrackMan.
Shane Lowry im Interview: „Ryder Cup mein höchstes Ziel“
Gehen Sie regelmäßig ins Fitnesstudio?
Lustig, dass Sie das fragen. Die Leute denken immer, ich würde nichts machen für meinen Körper. Seit vier Jahren ist das nicht mehr wahr; ich war in den letzten 15 Tagen 13 Mal im Gym. Dadurch bin ich länger auf dem Platz geworden. Aber vor allem hilft es mir dabei, mich mental gut zu fühlen.
Wie geht es für Sie weiter?
Erst einmal versuche ich, das Race to Dubai zu gewinnen, das ja erst Ende November sein Finale hat (bei Redaktionsschluss stand Lowry auf Rang zwei). Da kommen noch einige große Turniere, bei denen es um viel geht. Auch um mein nun höchstes Ziel im Golf.
Sie sprechen vom Ryder Cup 2020?
Genau. Ich war noch nie als Spieler dabei. Die Qualifikation beginnt erst in dieser Woche, hier in Wentworth (Anm. d. Red.: Dort trafen wir Lowry zum Interview). Der Open-Sieg hat mir also keine Ryder Cup-Punkte gebracht. 2016 hätte ich es schaffen müssen, mich direkt zu qualifizieren, habe es aber im letzten Moment vermasselt.
Das komplette Gespräch mit Shane Lowry gibt’s exklusiv in unserer November-Ausgabe! Shane Lowry spricht im Interview über den schönsten Moment in Portrush, über seine Ziele in Sachen Ryder Cup 2020, den Kapitän Padraig Harrington, seine Tour-Planung für das kommende Jahr und seinen Umgang mit Druck.
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