An der Stätte seiner größten Pleite als Golfprofi hat der Spanier Sergio Garcia das „Biest“ Carnoustie im zweiten Anlauf offenbar gezähmt. Der 27-Jährige, der 1999 bei der letzten Austragung auf dem schweren Par-71-Kurs mit 30 Schlägen über Par sang- und klanglos am Cut gescheitert war und sich an der Schulter seiner Mutter ausgeweint hatte, führte das 156-köpfige Feld bei der 136. British Open nach zwei Runden mit sechs Schlägen unter Par an. Der Überraschungssieger von damals, der Schotte Paul Lawrie, konnte sich am Freitag nicht für die beiden Schlussrunden.
„Ich versuche mit immer wieder zu sagen: Es berührt mich nicht. Es ist mir egal. Manchmal spielst Du gut und gewinnst doch nicht“, erklärte Garcia seine mentalen Tricks.
Der glänzenden 65 vom Auftakt ließ Sergio Garcia am zweiten Tag trotz kräftiger Winde an der schottischen Ostküste eine Par-Runde folgen und lag mit 136 Schlägen an der Spitze des Leaderboards. Auf Platz zwei lag der ehemalige German-Masters-Champion K.J. Choi aus Südkorea mit zwei Schlägen Rückstand (69+69).
Hattrick für Woods in weite Ferne gerückt
Titelverteidiger Tiger Woods spielte unterdessen seine schlechteste British-Open-Runde seit fünf Jahren. Der mit einer 69 ins Turnier gestartete US-Superstar kam denkbar schlecht in den Tag und begann mit einem Doppel-Bogey. Zwar glückte ihm postwendend das Birdie an der 2, doch ein Bogey an der 5 warf den 31 Jahre alten Kalifornier, der als erster Spieler seit 51 Jahren zum dritten Mal in Folge die British Open gewinnen will, vorerst wieder etwas zurück. Letztlich fand er sich nach einer 74 auf dem geteilten 20. Platz wieder.
Viel schlimmer erwischte es seinen US-Rivalen Phil Mickelson, der nach Platz zwei in der Vorwoche bei der Scottish Open in Loch Lomond noch bestens gerüstet für das dritte Major des Jahres schien. Der zweimalige US-Masterssieger scheiterte nach Runden von 71 und 77 Schlägen ebenso am Cut wie Lokalmatador Colin Montgomerie (147).
Sergio Garcia musste am Freitag bei widrigen äußeren Bedingungen um jedes Par kämpfen und holte gelegentlich auch Zauberschläge aus dem Hut. So gleich am ersten Loch, als er einen Ball aus dem hohen Rough über einen Bunker auf das kurze Grün setzte und dieser rund 30 Zentimeter vor dem Loch liegenblieb. Mit dem kurzen Putt blieb ihm der Schlagverlust erspart. Am Ende der Runde standen zwei Birdies und zwei Bogeys zu Buche und die Tatsache, dass Sergio Garcia bei seiner elften British Open vielleicht doch endlich den ersten Major-Sieg seiner Karriere feiern kann.
Garcia war schon oft nah dran
Oft schon war Garcia, der es wie kaum ein anderer schafft, die Zuschauer mitzureißen, nah dran am bedeutenden Einzeltriumph. So 2005 und 2006 bei der „Open“, wo er jeweils Fünfter wurde. 1999 belegte er bei der US-PGA-Championship Rang 2, vier weitere Top-10-Resultate bei Majors hat er auf seiner Habenseite, zum ganz großen Coup aber reichte es nicht. Nur im Ryder Cup glänzte Sergio Garcia wie kaum ein anderer. Bei der letzten Austragung beispielsweise unterstrich er mit vier Siegen in vier Doppel-Einsätzen seine Qualitäten als Teamspieler.