Emotionslos, glücklos und erfolglos: Das phasenweise leblos wirkende europäische Ryder-Cup-Team hat in der „Ruhmeshalle der Toten“ den historischen vierten Sieg in Folge verpasst und dem US-Golf den Stolz wiedergegeben. Die Gastgeber schlugen den Titelverteidiger beim 16,5:11,5-Triumph im Valhalla Golf Club in Louisville/Kentucky mit seinen eigenen Waffen, ließen die vorangegangenen deftigen Pleiten vergessen und entschieden den traditionellen Kontinentalvergleich erstmals seit 1999 wieder für sich.
„Meine Spieler haben in dieser Woche ihr Herz und ihre Seele eingebracht. Ich könnte nicht glücklicher sein“, sagte US-Kapitän Paul Azinger. Der ehemalige Gewinner der US-PGA-Championship (1993), der im Jahr darauf eine Krebserkrankung meisterte und auf die US-Tour zurückkehrte, hatte mit seinen Änderungen am Qualifikationssystem, seinem taktischen Geschick und der richtigen Einstellung auf dem Platz einen Löwenanteil am Erfolg.
Azinger gibt sich bescheiden
Auch wenn Azinger dies weit von sich wies. „Wenn ich Derjenige bin, der bei der Organisation geholfen hat, bin ich froh darüber. Aber die Jungs haben es auf dem Platz gemacht, sie haben sich den Ruhm verdient“, sagte Azinger bescheiden.
Doch während der Leitwolf des US-Teams in seinem Golf-Cart wie ein Wiesel über den Platz huschte und seine Jungs und die Fans immer wieder anfeuerte, wirkte sein Gegenüber Nick Faldo paralysiert, von Emotionen und Teamgeist keine Spur. Dabei war gerade dies der Schlüssel zu den Erfolgen der Europäer bei den 18,5: 9,5-Rekordsiegen 2004 (mit Kapitän Bernhard Langer) und 2006 (Ian Woosnam).
Als es nach den ersten beiden Tagen mit insgesamt 16 Doppeln aus europäischer Sicht überraschend 7:9 gestanden hatte, lag Faldos Hoffnung für die Einzel auf der individuellen Klasse seiner zwölf Spieler, die in der Weltrangliste insgesamt besser platziert waren als die US-Konkurrenten.
Doch US-Rookie Anthony Kim wies seinen Teamkameraden im wegweisenden ersten Duell gegen Europas Führungsmann Sergio Garcia (Spanien) mit einem Feuerwerk von Zauberschlägen und großer Leidenschaft den Weg. Der 23-Jährige fegte „El Nino“ mit 5 und 4 vom Platz.
Kim war derart berauscht, dass er vor dem 15. Loch nicht merkte, dass er bereits gewonnen hatte. Stattdessen marschierte er zum nächsten Abschlag. Als er über seinen Fehler informiert wurde, eilte er zurück, um sich von den Zuschauern feiern zu lassen.
Garcia ein Schatten seiner selbst
Sergio Garcia wirkte dagegen wie verwandelt. Von seinem gewohnt emotionsgeladenen Spiel war nichts zu sehen, beinahe wehrlos fügte er sich in die Niederlage, und kam in vier Einsätzen gerade mal auf einen Punkt.
Damit hatte er aber noch einen halben Zähler mehr ergattert als Padraig Harrington. Der Ire, in diesem Jahr Gewinner der British Open und der US-PGA-Championship und damit der Erfolgreichste aller Teilnehmer, verlor auch das zu diesem Zeitpunkt bedeutungslos gewordene letzte Einzel des Tages gegen Chad Campbell.
Als es zur Mitte des Schlusstages noch so aussah, als könne Europa doch noch zum vierten Mal in Folge als Sieger vom Platz gehen, gewannen J.B. Holmes gegen Neuling Sören Hansen (Dänemark) und Jim Furyk gegen Routinier Miguel Angel Jimenez (Spanien) ihre wichtigen Duelle. Der frühere US-Open-Champion Furyk sorgte dabei für den Punkt zur entscheidenden 14,5:9,5-Führung, womit der US-Triumph bereits vor den letzten vier Einzeln feststand.
„Es war unglaublich eng, phasenweise stand die Partie auf des Messers Schneide. Aber dann gab es kleine Unterschiede, die für den Endstand sorgten“, bilanzierte Nick Faldo. Der Engländer gab anschließend bekannt, dass er für das Kapitänsamt nicht mehr zur Verfügung stehen werde.