Angesichts des großen Teilnehmerfeldes, in dem die 88 weltbesten Spieler aus 22 Ländern an den Start gehen, scheint alles offen.
Beim Blick auf die Weltrangliste, und auch den Buchmachern zufolge, gibt es augenscheinlich einen kleinen Favoritenkreis: Vorjahressieger Scottie Scheffler, der vierfache Major-Champion Rory McIlroy und US-Open-Sieger von 2021 Jon Rahm stehen hoch im Kurs auf das Green Jacket. Das Trio hat sich dank konstanter Leistungen im World-Ranking deutlich nach vorne gespielt.
Rory McIlroy möchte den »perfect pie« backen
In der Pressekonferenz am Dienstag vorm Masters zeigt sich Rory McIlroy sehr selbstbewusst: »Ich habe alle Zutaten, um den Kuchen (»pie«) zu backen. Jetzt muss ich den Kuchen nur noch bei der richtigen Temperatur in den Ofen schieben.«
Konkret erklärt McIlroy: »Mein Spiel ist aktuell in einem sehr guten Zustand und ich kenne den Platz besser als andere.« – Schließlich bestreitet der 33-Jährige hier im Augusta National GC bereits sein 15. Masters. »Aus schlechten Erfahrung lernt man und integriert diese in sein Spiel«, sagt der Nordire mit einem zuversichtlichen Blitzen in seinen Augen. Vermutlich spielte McIlroy auf seine wohl schwächste Masters-Finalrunde 2012 an, in der er ganz bitter einen sicher geglaubten Sieg verschenkte. Doch seitdem hat sich McIlroy entwickelt und drei weitere Major-Titel gewonnen. Für seinen ersehnten »Career-Grand-Slam« fehlt ihm noch das grüne Masters-Jackett.
Tiger Woods glaubt an Rory McIlroy
Auch Tiger Woods traut seinen nordirischen Kollegen viel zu und bedient sich ebenfalls der Kuchen-Metapher: »Rory hat all die Zutaten, die es bedarf, um hier zu gewinnen. Auf jeden Fall wird er hier irgendwann gewinnen! Er muss nur verstehen, wie man diesen Platz spielen muss. Es ist alles eine Frage der Zeit. Dieses oder nächstes Jahr wird es passieren!«
Woods-Mania – kann Tiger Sieg #6 in Augusta holen?
Was ist mit Woods selber? Tiger Woods ist ein Athlet, der Unmögliches möglich macht. Wer hätte 2019 an ein derart fulminantes Comeback geglaubt? Tiger Woods, der binnen acht Jahren (1997, 2001, 2002 und 2005) vier Mal das Masters gewonnen hatte, gewann 2019 nach 14-jähriger verletzungsbedingter Siegespause sein fünftes Masters-Jackett. Gelingt dem wohl populärsten Golfer dieses Jahr ein weiterer Coup? Die Chancen für einen Tiger-Sieg stehen schlecht. Tiger Woods hat noch mit den Folgen seines fatalen Autounfalls (Februar 2021) zu kämpfen. Woods sagt über seinen Gesundheitszustand: »Ich kann viele Schläge schlagen, aber das Gehen, ist für mich das Problem. In drei Jahren darf ich einen kleinen Buggy nutzen. Darauf freue ich mich schon« – und lächelt bei dieser Aussage süffisant.
Kumpel Rory McIlroy sieht das ähnlich und sagt über Tigers Siegchancen: »Gäbe es die Hügel nicht, wäre er einer der Favoriten im Feld. Aber mit 72 zu spielenden hügeligen Bahnen könnte das seine Limitierung sein.«
Bernhard Langer traut Woods viel zu
Bernhard Langer, der vor exakt 40 Jahren im Augusta National Golf Club zum zweiten Mal in die begehrte grüne Jacke schlüpfen durfte, feiert dieses Jahr beim 87. Masters seine 40. Teilnahme. Was für eine Leistung! Hinzukommt, dass Langer bei seinen 40 Starts auch eine extreme Konstanz bewiesen hat. Nach seinem Debüt 1982, bei dem er den Cut verpasste, schaffte er es bis 2002 19 Mal in Folge ins Wochenende. Von seinen bisherigen 39 Masters-Teilnahmen verpasste Deutschlands Ausnahmegolfer elf Mal den Cut.
So wie McIlroy, glaubt auch der 65-jährige Bernhard Langer an die Fähigkeiten von Woods und sagte im unmittelbaren Vorfeld des Masters über Tiger: »Er fühlt sich hier auf dem Golfplatz sehr wohl. Tiger Woods darf man nie abschreiben. Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Er liebt das Golfspielen, trainiert fleißig, ist bis auf die Verletzungen, die er hatte, fit. Wenn er einigermaßen gut drauf ist, kann er auch wieder gewinnen.«
Masters-Champion Scheffler gibt sich bescheiden
In der Geschichte des Masters gab es drei Mal eine gelungene Titelverteidigung: Jack Nicklaus gelang das 1965 und 1966, Nick Faldo in den Jahren 1989 und 1990. Das letzte Mal, dass ein Master-Titel erfolgreich verteidigt wurde war 2001 und 2002 mit Tiger Woods. Auf die Frage hin, ob sich seit seinem Masters-Sieg 2022 viel verändert habe, entgegnete der 26-Jährige ganz bodenständig: »Ich bin immer noch keine andere Person, als vor 1,5 Jahren. Leute erwarten, dass man sich durch Siege verändert, aber das ist bei mir nicht der Fall.« Weiter erklärt der religiös gepärgte US-Amerikaner, dass er sich auch kein neues Auto gekauft habe, noch immer dieselben Freunde habe und seinen Sieg traditionell mit seiner Frau und einer guten Flasche Tequila feiern würde. Der amtierende Weltranglistenerste stand bereits 35 Wochen auf der Poleposition; 30 davon in Folge (von März bis Oktober 2022).
Viele Spieler könnten das Masters 2023 gewinnen
»Da müsste man 30 bis 40 Spieler erwähnen«, meint Bernhard Langer hinsichtlich der Siegchancen einzelner Spieler des diesjährigen Teilnehmerfeldes. Langer traut vor allem Jordan Spieth viel zu – wegen seines »guten Kurzen Spiels«. Auch die Wettbüros sehen Spieth weit oben. Vielleicht wird es auch einen spanischen Sieger geben? Jon Rahm, der 2021 die US Open gewann, würde grün sicherlich gut stehen.