Auf einem Platz auf dem selbst am Moving Day der größte Teil der Spieler kein Ergebnis unter Par ins Clubhaus bringen können, ist jeder Schlag den man seinen Konkurrenten abnehmen kann Gold wert. Hat man, wie Brooks Koepka gleich sieben davon, gibt es im Grunde nur eine Person, die einen noch schlagen kann. Man selbst.
Die Bestie
Lange Zeit wurde Brooks Koepka unterschätzt. Er war im Schatten seines besten Kumpels Dustin Johnson und selbst, als er seine erste US Open 2017 gewinnen konnte, traute ihm die Mehrheit nicht viel zu. Koepka, so die Meinung Vieler, wäre ein One-Hit-Wonder. Jemand, der davon profitierte, dass seine Kollegen einen schwachen Tag erwischt hätten.
Dann kam die Titelverteidigung bei der US Open 2018 und nach wie vor war sich die Golfwelt nicht wirklich sicher, was sie mit diesem muskulösen Amerikaner anfangen soll. Und Koepka schlug wieder zu; gewann die PGA Championship 2018 und wurde zum dreifachen Major-Sieger. Doch auch das überzeugte nicht jeden. Der Golf Channel Kommentator Brandel Chamblee sagte noch im Vorfeld der PGA Championship über Koepka: „Ist er wirklich ein guter Spieler? Hat er großes Talent? Oder ist er gerade einfach nur in guter Form? Ich weiß es nicht. Ich brauche mehr Beweise. Er hat drei Majors gewonnen, bei denen es mehr auf die Kraft und die Länge ankam, als auf Genauigkeit. Bethpage ist ein Platz der wirklich zeigen wird, wer ein guter Spieler ist.“
Ob Brooks Koepka ein guter Spieler ist oder nicht, sollte sich spätestens nach diesem Wochenende erledigt haben. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass Koepka die historische Titelverteidigung, die noch kein Spieler vor ihm geschafft hat, nicht schaffen sollte. Das musste auch Chamblee einsehen, der nach Koepkas erster Runde bereits kleinlaut vermeldete: „Ich hatte das Gefühl, dass Brooks mir 4 1/2 Stunden den Mittelfinger gezeigt hat“.
Ist Koepka noch einholbar?
In Runde drei tat sich Koepka ungewöhnlich schwer. Verpasste an Bahn neun gar einen 1.5 Meter langen Putt und spielte mit einem weiteren Bogey an Loch 10 zum ersten Mal seit der Players Championship zwei Bogeys hintereinander. An Bahn 16 kassierte Koepka nach einem Dreiputt ein weiteres Bogey und beendete die Runde bei insgesamt Even Par.
Doch auf einem Platz wie Bethpage Black, auf dem jeder noch so kleiner Fehler oder Ungenauigkeit knallhart bestraft wird, passieren Koepka in den vergangenen Tagen schlicht zu wenig Fehler. Seine nächsten Verfolger nach dem dritten Tag der PGA Championship sind Dustin Johnson (-6), Luke List (-5) und Harold Varner III (-5) .
Der Amerikaner Luke List hat bisher noch keine Siege auf der PGA Tour einfahren können, auch wenn er 2018 bei der Honda Classic denkbar knapp vor dem Durchbruch stand. Lediglich Justin Thomas, der die PGA Championship aufgrund einer Handgelenksverletzung verpasst, musste sich List in einem Playoff geschlagen geben. Ob der 34-Jährige Luke List sich an einem Major-Sonntag auf einem Platz wie Bethpage Black durchsetzen kann, wird sich spätestens morgen zeigen. Die Wahrscheinlichkeit spricht allerdings nicht unbedingt für List.
Harold Varner III spielte mit drei Schlägen unter Par die geteilte niedrigste Runde des Tages. Da er als erster mit einem Gesamtergebnis von fünf unter Par im Clubhaus war, spielte sich Varner in die finale Paarung mit Brooks Koepka. Der Australien Open Sieger von 2015 schaffte es als einziger Spieler des Tages ohne ein Bogey über die 18 Bahnen des Bethpage Black zu kommen. Ob ihm dieses Kunststück an einem Major-Sonntag noch einmal gelingen wird?
Dustin Johnson hat überraschenderweise lediglich ein Major in seinem Lebenslauf vermerkt. Der Weltranglistenerste hat allerdings die mentalen Fähigkeiten und auch das richtige Spiel um Koepka gefährlich werden zu können und kann dies am Sonntag unter Beweis stellen.
Doch auch Johnson muss auf einen Fehler des derzeit Führenden hoffen, denn die Scoringmöglichkeiten auf dem Bethpage Black-Kurs sind so begrenzt, dass selbst der beste Spieler der Welt nicht einfach mal so sieben Schläge aufholen kann.
Jazz wer?
Jazz Janewattananond war bis vor einigen Stunden kaum jemanden ein Begriff. Erst recht nicht außerhalb seiner Heimat Thailand. Das änderte sich nach einer starken dritten Runde des erst 23-Jährigen, der sich zeitweise bis auf den zweiten Rang gespielt hatte. Jazz, dessen richtiger Name Atiwit Janewattananond ist, spielte die geteilte niedrigste Runde des Tages mit drei Schlägen unter Par und glänzte vor allem durch seine überraschend ruhige Ausstrahlung.
Die PGA Championship ist lediglich der zweite Major-Auftritt des 23-Jährigen, der bei der Open 2018 den Cut verpasste. Der Mann aus Bangkok ist momentan auf Weltranglistenposition 72 und setzte sich im Januar bei der Singapore Open gegen Paul Casey und Sergio Garcia auf der Asian Tour durch. Janewattananond wird vermutlich nicht seinen Major-Durchbruch bei diesem Event feiern, allerdings sollte man sich schon einmal an die Aussprache des Namens des Thailänders gewöhnen.
Kein Karriere Grand Slam
Jordan Spieth zeigte in den ersten beiden Runden der PGA Championship, dass man ihn noch nicht abschreiben sollte und er langsam aber sicher zu seinem Schwung zurück findet. Der Moving Day kostete Spieth allerdings jegliche Hoffnung auf die Vervollständigung des Karriere Grand Slam in diesem Jahr.
Ein Bogey und ein Doppelbogey auf den ersten neun Löchern ließen sich von Spieth, der den ganzen Tag über mit seinen Schlägen zu kämpfen hatte, trotz zweier Birdies nicht mehr ausgleichen und so stand am Ende ein Tagesergebnis von zwei Schlägen über Par.