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People-Story mit Florian Fritsch: Vollkommen abgefahren!

Was haben Sie bisher unternommen, um Ihre Flugangst in den Griff zu bekommen?
Ich habe es mit einer großen Bandbreite an Therapien versucht, insgesamt zehn oder elf unterschiedliche Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen. Darunter waren die klassische Psychotherapie, Hypnose-Therapien, EMDR (Augenbewegungsdesensibilisierung, eine anerkannte psychotraumatologische Behandlungsmethode, Anm. der Red.), Akupunktur und das Flugangstseminar bei der Lufthansa. Nichts hat wirklich geholfen.

Wie überprüfen Sie denn, ob eine Maßnahme Erfolg hatte?
Sie glauben gar nicht, wie viele Leerflüge ich schon gebucht habe. Ich spüre dann im Vorwege, dass es nicht funktionieren wird und lasse die Tickets verfallen.

Flugangstseminare helfen vielen Betroffenen dabei, ihre Angst zu bewältigen oder wenigstens zu reduzieren. Wie haben Sie das Seminar erlebt?
Diese Seminare haben definitiv ihre Berechtigung. Ich kenne Menschen, denen dort geholfen werden konnte. Bei mir war der Besuch des Gruppenseminars kontra­produktiv. Man sitzt dort mit anderen Betroffenen im Kreis und jeder erzählt seine kleine persönliche Geschichte und die verschiedenen angstrelevanten Punkte werden auf einer Tafel notiert. Diese Liste mit den verschiedenen Aspekten, warum man überhaupt Angst vor dem Fliegen haben kann, tat mir nicht gut. Auf einmal dachte ich, ‚Moment mal, die Punkte 3 und 5 sind valide Gründe für Flugangst; warum hatte ich davor eigentlich noch keine Angst?‘ Ich bin also mit einem Problem reingegangen und mit dreien wieder rausgekommen.

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Der treue Begleiter auf allen seinen Reisen: Florian Fritsch und sein Auto.

Haben Sie denn schon immer unter Flugangst gelitten?
Nein. Das fing so in den Jahren 2005/2006 an; am Anfang schleichend, aber mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Ich konnte das damals erst gar nicht so richtig deuten und bin das Thema deshalb auch nicht gleich angegangen.

Gab es eine auslösende Situation?
Ja. Wir waren mit der Nationalmannschaft per Flieger auf dem Weg nach Turin als wir in heftige Turbulenzen gerieten. Damals habe ich mich zum ersten Mal gefragt, was passieren könnte. In was sitzen wir hier eigentlich? Was hält diesen tonnenschweren Koloss in der Luft? Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich fragte den neben mir sitzenden damaligen Nationaltrainer, was bei einem Absturz passieren würde und er antwortete recht lapidar: „Dann haben wir es hinter uns…“ Ab diesem Zeitpunkt hat sich die Angst sukzessive weiter aufgebaut.

Sehen Sie noch Möglichkeiten und Ansätze, die noch nicht ausgereizt sind?
Ich habe viel Zeit und Geld in die Angstbewältigung investiert und bin mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem ich mich mit diesen Anstrengungen nicht weiter belasten möchte. Seit ich meine Saisonplanung dementsprechend handhabe, kann ich natürlich nicht alle Turniere spielen, bei denen ich ins Teilnehmerfeld kommen würde. Meine Leistungen wurden aber komischerweise besser. Ich genieße jetzt einfach die Zeit, die ich in Europa habe.  

Dadurch, dass Sie nur zu Orten reisen können, die mit dem Auto erreichbar sind, ist die Anzahl möglicher Turnierstarts limitiert. Verspüren Sie daher besonders großen Druck und schmerzt Sie ein verpasster Cut mehr als Ihre Kollegen?
Nein, weniger. Weil ich mich aufgrund der Rahmenbedingungen in einer so besonderen Situation sehe, dass ich diesen Vergleich nicht wirklich anstelle. Ich betrachte mein Tour-Leben unabhängig von dem der Kollegen; mein Fokus liegt bei mir. Wenn ich denke, dass ich gut gespielt habe, kann ich mich auch über Turnierrunden freuen, die nicht für den Cut reichen. Entscheidend ist, dass ich mit meiner Leistung zufrieden bin.

Kennen Sie andere Tourpros, die unter Flugangst leiden?
Ja, ich kenne mehrere. Sie steigen trotz ihrer Angst ins Flugzeug, um ihre Karrieren nicht zu gefährden. Das ist natürlich mit hohem Leidensdruck verbunden. Ich habe mich gegen diesen Weg entschieden.

Was machen Sie, wenn Sie sich einmal für ein Major in den USA qualifizieren sollten? Oder gar für den Ryder Cup?
Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es ist logistisch ohne Flugzeug realisierbar, dann reise ich an. Oder es geht eben nicht. An die US-Ostküste könnte ich per Schiff reisen und von dort mit dem Mietwagen weiter. Kalifornien dagegen ginge nicht.

Haben Sie schon einmal ans Aufhören gedacht?
Der Gedanke ans Aufhören ist bei mir immer nur an finanzielle Möglichkeiten gekoppelt. Sollte ich an einen Punkt kommen, an dem ich meine Familie nicht mehr finanzieren kann oder zumindest das Gefühl habe, dass ich aufgrund der hohen Kosten, die wir auf der Tour haben, keine Saison bestreiten möchte, käme da auf jeden Fall der Gedanke ans Aufhören.

Wäre der Druck beim Spiel dann zu hoch?
Golf ist ein Spiel. Wenn ich Golf spielen muss, um das wirtschaftliche Überleben meiner Familie zu sichern, ist mir das zu krass, dann möchte ich das nicht. Diese Situation würde das Spiel für mich komplett zerstören. Und mich auch. Ich weigere mich aber, dass ein Spiel mich zerstört.

Haben Sie einen alternativen Berufswunsch, wenn Tourprofessional einmal keine Option mehr für Sie ist?
Einen konkreten Plan habe ich nicht. Ich würde gerne im Golfleistungsbereich aktiv bleiben. Mit meiner Erfahrung als Tourspieler und den Eindrücken, die ich mitbringe, könnte ich jungen Profis sicherlich helfen.
Zudem habe ich Abschlüsse zum IST-Di­plom-Sportmanager, PGA Golflehrer-Assistenten und staatlich geprüften Wirtschafts-assistenten und bin zuversichtlich, dass ich auch nach meiner Tourkarriere meinen Lebensunterhalt verdienen werde.

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