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People: Alexander Knappe

Wie verlief Ihre Amateur-Karriere?

Mit 14 kam ich in den Nationalkader des DGV und habe von da an alle Altersklassen durchlaufen. Dadurch habe ich über viele Jahre alle wichtigen internationalen Amateur-Turniere gespielt. Deshalb habe ich auch keine Grund gesehen, meinen Heimatclub, den GC Paderborner Land, zu verlassen, obwohl unsere Mannschaft nicht zu den besten der Republik zählte.

Haben Sie Idole im Golfsport?

Früher war Tiger Woods mein absolutes Idol. Tiger hat mich mit seiner polarisierenden Art auf dem Platz begeistert, mitgerissen und motiviert, selbst zu spielen. Heute gibt es für mich kein alleiniges Vorbild mehr. Man kann sich von allen guten Spielern etwas abgucken. Natürlich beobachte ich die Mega-Stars wie Rory McIlroy und Jason Day; diese Jungs sind unglaublich beeindruckend. Aber auch von unkonventionell schwingenden Spielern wie Jim Furyk kann man lernen.

Was unterscheidet die Spieler auf der Challenge Tour von denen auf der European Tour?

Bisher habe ich ja erst sechs Turniere auf der European Tour gespielt. In einem Jahr werde ich diesbezüglich schlauer sein. Ein Unterschied ist, dass auf der Challenge Tour jede Woche 50 Spieler durch Einladungen ins Feld kommen, von denen viele vergleichsweise schwächer sind. Das gibt es so nicht auf der European Tour, dort hat man es Woche für Woche mit 50 guten Jungs mehr zu tun; die Leistungsdichte ist also höher. Die Top-20 der Challenge Tour können alle mit dem durchschnittlichen European-Tour-Pro mithalten. Die absoluten Spitzenspieler der großen Touren in Europa und den USA haben dem Rest etwas voraus, sei es Erfahrung oder beispielsweise das unfassbare Talent eines Rory McIlroy. Diese Jungs sind nur sehr schwer einzuholen, dafür muss man extrem hart arbeiten.

Gibt es Unterschiede bei der Präparierung der Turnierplätze?

Die Layouts auf der European Tour sind im Durchschnitt anspruchsvoller. Die Roughs sind dichter und höher, die Bahnen enger, die Grüns etwas härter und schneller. Auf der Challenge Tour versucht man, uns eher durch schwierige Fahnenpositionen herauszufordern.

Bei Ihrem Erfolg in China wurden wegen schlechten Wetters nur zwei Runden gespielt. Haben Sie sich genauso gefreut wie bei einem Sieg über volle Distanz? 

Es wurden zwar nur zwei Runden komplettiert, gespielt wurde durch die vielen Regenunterbrechungen aber an allen vier Tagen. Insofern haben sich die Hainan Open eigentlich wie ein normales Turnier angefühlt, wenn nicht sogar anstrengender. Aber ich kann meine Leistung nüchtern einschätzen: Es waren zwei sehr gute Runden, die zum Sieg gereicht haben.

Alexander Knappe
(Photo by Tom Dulat/Getty Images)

2016 haben Sie 193.500 Euro Preisgeld erspielt. In den fünf Jahren davor war es zusammengenommen nur ein Bruchteil dessen. Wie haben Sie sich finanziert?

Das war tatsächlich nicht leicht. Einen richtigen kommerziellen Sponsor hatte ich auch 2016 noch nicht. Mein einziger Sponsor war mein Vater, der mir diese Saison überhaupt ermöglicht hat. Ohne ihn wäre das alles nicht machbar gewesen. Eine volle Saison ist sehr kostenintensiv, auch auf der Challenge Tour. Während meiner ersten Profijahre gab es Privatpersonen, die mich unterstützt haben. Im zweiten Profijahr hat mir zudem die PGA of Germany geholfen. Aber das hat nie ausgereicht, um davon leben zu können.

Wie sieht es jetzt nach dem Aufstieg in die erste Ligaì aus? Klopfen nun endlich Sponsoren an?

Als European-Tour-Spieler hat man nicht nur die Chance, mehr Preisgeld zu verdienen, man wird auch automatisch interessanter für Sponsoren. Ich habe nun mit Nike einen starken Partner an der Seite, der 2017 darauf achten wird, dass ich finanziell nicht unter Druck gerate.

Wie hoch sind die Kosten für eine Saison auf der Tour? 70.000 Euro?

Da können Sie noch was draufpacken. Ich muss ja auch meinen Caddie bezahlen. Reisekosten, Unterbringung, Verpflegung… Da kommt viel zusammen.

Würden Sie lieber auf der European Tour oder auf der US PGA Tour spielen?

Das kann ich im Moment nicht sagen. Es ist schwer vorherzusehen, wie sich diese großen Touren in den nächsten Jahren entwickeln werden. Die European Tour verändert zurzeit einige Dinge und wird wieder interessanter. Außerdem ist Europa meine Heimat, ich bin gern hier und kann mir das auch langfristig vorstellen. Rein finanziell gesehen wird es wohl auch weiterhin am reizvollsten sein, auf der PGA Tour in Amerika zu spielen. Für mich haben mittelfristig ohnehin die Majors und die World Golf Championship-Turniere Priorität. Die will ich spielen! Und dort, wo die ausgetragen werden, reise ich hin. Auf welcher Tour ich spielen muss, um dieses Ziel zu erreichen, ist zweitrangig.

Sie denken ja ganz schön groß?

Würde ich nicht sagen. Das ist einfach das, was ich persönlich will: An den größten und wichtigsten Turnieren teilnehmen und gegen die besten Spieler der Welt antreten – welcher Weg mich auch immer dorthin führen mag. Weltranglistenpunkte sind auf diesem Weg enorm wichtig, also werde ich dort spielen, wo die meisten zu holen sind. Nur mit einem guten Ranking kommt man regelmäßig in die größten Turniere. Und die will ich spielen!

Und wahrscheinlich sogar mehr als „nur“ spielen?

Stimmt. Mein Ziel ist es, einmal das Masters in Augusta zu gewinnen. Ich bin bisher noch nie dort gewesen, aber ich will da unbedingt hin. Und meine Chance dann natürlich auch nutzen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Knappe. Wir wünschen Ihnen für Ihr erstes volles Jahr auf der European Tour alles Gute.