Herr Knappe, Sie sind derzeit nach Martin Kaymer der zweitbeste deutsche Tourpro und haben zum ersten Mal das volle Spielrecht auf der European Tour. Wie fühlt es sich an, zur ersten Liga im Profigolf zu gehören?
Ich bin natürlich sehr zufrieden damit, wie ich in der vergangenen Saison gespielt habe. Ich habe viel Zeit und Fleiß in den letzten Jahren investiert, um dieses Niveau zu erreichen, und der Erfolg bestätigt mich, auf dem richtigen Weg zu sein. Natürlich freut es mich auch, dass in der neuen Saison neben mir sechs weitere Deutsche auf der European Tour vertreten sind.
Gibt es so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl oder sogar Freundschaften unter den deutschen Tourpros?
Auf der Challenge Tour hatten wir alle ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Man trifft sich gelegentlich abends zum Essen und tauscht sich aus. Und wenn jemand gerade sein eigenes Ding machen möchte, versteht das jeder. Ich kann mich auch über gute Ergebnisse der anderen freuen. Erfolge lassen sich zusammen natürlich schöner feiern als allein. Das betrifft nicht nur die deutschen Spieler; ich bin auch mit Pros aus anderen Ländern befreundet.
Welche Ziele haben Sie für 2017?
Ich habe noch gar nicht so genau definiert, was ich erreichen will. Ich werde mich noch mit meinem Trainer André Zill zusammensetzen, um mit ihm konkrete Prozessziele zu bestimmen. Es wird in jedem Fall darum gehen, dass ich mich mit meinen Rahmenbedingungen wohlfühle, der Formaufbau im Training richtig funktioniert und ich spielerisch hier und da noch ein Quäntchen zulege. Wenn mir das gelingt, kommen auch die guten Ergebnisse. Über das Halten der Tourkarte denke ich nicht nach. Würde ich mich darauf versteifen, wäre ich im Dezember schon wieder auf dem Weg zu den ersten Turnieren der neuen Saison gewesen. Ich weiß mittlerweile, wie wichtig es ist, sich Pausen zur Erholung zu nehmen.
Sie sind Profi seit 2011, haben vor 2016 hauptsächlich auf der Pro Golf Tour und eine Saison auf der Challenge Tour gespielt. Wie haben Sie diese ersten Jahre als Playing Pro erlebt?
2011, in meinem ersten Profijahr, habe ich mich gleich über die Pro Golf Tour für die Challenge Tour qualifiziert. Dort lief es dann 2012 nicht gut für mich. Ich habe zu viel trainiert, schlecht gespielt und hatte mit einer Schulterverletzung zu kämpfen. 2014 habe ich mich erneut für die Challenge Tour qualifiziert, mich aber wieder verletzt, dieses Mal am Rücken. Ich musste ein halbes Jahr pausieren. Deshalb habe ich für die Saison 2016 eine Ausnahmegenehmigung bekommen, eine ,medical exemption‘. Nach meinem ersten Sieg auf der Challenge Tour im Juni in der Schweiz war es dann zum Glück kein Problem mehr, in die Turnierfelder zu kommen.
Wie erklären Sie sich Ihren Durchbruch? Haben Sie irgendetwas anders gemacht?
Es ist ja recht selten, dass ein junger Pro auf die große Tour durchmarschiert. Man muss Erfahrungen sammeln, sowohl spielerisch als auch mit dem ganzen Drum-herum, das mit dem Tourleben verbunden ist. In diesem Jahr kam einfach alles zusammen. Ich bin fitter geworden, mental stärker und alle Bereiche meines Spiels haben sich verbessert. Gleich beim ersten Turnier der Saison in Kenia kam ich auf den achten Platz, und das in einem wirklich starken Teilnehmerfeld. Das steigert das Selbstvertrauen, ich wusste plötzlich: ‚Du kannst hier mithalten.‘ Entscheidend für die gute Saison war vor allem die Vorbereitung. Ich war im Winter drei Monate am Stück in George in Südafrika und habe in Fancourt trainiert.