Genau 20 Jahre ist es her, als Dieter Genske mich beim Golf Magazin einstellte, als Volontärin, später als Redakteurin. Nach einem Gespräch im Verlag, damals noch in Hamburg Altona, machte er schnell Nägel mit Köpfen und griff noch am selben Abend zum Hörer, um mir mitzuteilen, dass ich die Stelle hatte. Das war ein ausgesprochen feiner Zug von ihm. Seither haben wir gemeinsam, in einem großen Produktions-Team – bis zu seiner Pensionierung vor ein paar Jahren – unzählige Golf-Magazin-Titel und Sonderausgaben produziert.
Mit Herz, Verstand und Leidenschaft war unser ehemaliger Chef und Herausgeber Dieter Genske Journalist. Dabei begann der waschechte, in Barmbek aufgewachsene, »Hamburger Jung« seine berufliche Laufbahn mit einer Banklehre. Im Anschluss folgte ein BWL-Studium. Doch Dieter war kreativ und er wollte schreiben; am liebsten über Ballsport.
Nach einem Volontariat bei den »Harburger Anzeigen und Nachrichten« wurde er Ressort-Chef Sport. Als Fußball-Reporter bei der »Mopo« (Hamburger Morgenpost) und für die »Stadion Zeitung St. Pauli« stand er immer dicht am Spielfeldrand. Danach lenkte er das damalige Magazin »Golf Sport« als CVD und später als Chefredakteur, bevor er Chefredakteur beim Golf Magazin und dem Golf Club Magazin wurde. Später war Dieter Genske auch Herausgeber beider Titel.
Nach einem Zusammenschluss von tennis Magazin und Golf Magazin unter der Unit »Ballsport«, schaffte er eine einmalige Verbindung beider Redaktionen. (Hier der Nachruf des tM-Chefredakteurs Andrej Antic). Er brachte unterschiedliche Charaktere unter einen Hut – Chapeau. Harmonie war ihm stets wichtig. »DG«, wie er auch oft genannt wurde, war ein Mann mit sanftem Gemüt und großem Herz. Er war ein Freund von Freundlichkeit. Laut wurde es in seiner Umgebung nie. Wurde in der Redaktionssitzung zu lange diskutiert, zu ausladend geschwafelt, sagte er gerne nüchtern: »Behalt es lieber für dich« oder: »Die Sitzung ist beendet«. Doch dabei hatte er immer ein Zwinkern im Auge.
Dieter war immer fair, ausgleichend und respektvoll allen Kollegen gegenüber. Sein trockener Humor brachte mich oft zum Lachen. »Frau Kaske, bitte in mein Büro!« rief er mir zu. Außenstehende hätten vermutlich gedacht, die Welt würde gleich untergehen. Nein, er wollte mir nur bei einem Becher Kaffee einen Schwank aus seinem bunten Familienleben preisgeben.
Privat erzählte er gerne lang und viel. Ich erinnere eine gemeinsame Autofahrt zum Golf Magazin Advertising Cup im Arosa Bad Saarow, auf der wir so viel redeten, dass wir an der Ausfahrt vorbeifuhren und statt am Scharmützelsee fast an der polnischen Grenze landeten. Dieter nahm es – wie so häufig – mit Humor. Er war tiefenentspannt.
DG war auch Autor diverser Bücher, darunter ein Golf Lexikon. Vor gut zwei Jahren erschien sein letzter Titel – ein Golfbuch für Anfänger. Der Journalismus war bis zuletzt seine DNA.
Seine Leidenschaft war auch die Geselligkeit. Er umgab sich gerne mit Menschen. Doch im Mittelpunkt zu stehen, das lag ihm immer fern. Er war eher ein Mensch der leisen Töne, formulierte lieber kurz und knackig, anstatt lange Reden zu schwingen. Bei den Golf Magazin Awards in Köln, Düsseldorf und Hamburg beispielsweise hielt er lieber kürzeste Ansprachen auf der Bühne, anstatt sich unnötig lange im Rampenlicht aufzuhalten. Die Gäste kannten und mochten seine trockene norddeutsche Art.
Dieter liebte als Genussmensch gute Küche und edle Tropfen jeglicher Couleur. Doch am allermeisten schwärmte er von den Weihnachtsgänsen – bei seiner großen Familie mussten es gleich mehrere sein. Umgeben von Familie, Freunden und Kollegen feierte er gerne ausgelassen. Ich erinnere seinen 60. Geburtstag im Zwick in Pöseldorf, Weihnachtsfeiern mit den Redaktionskollegen in der Brücke 10 am Hamburger Hafen, in der Golf Lounge an den Elbbrücken oder Redaktionstagungen in Gut Apeldör – das waren noch Zeiten!
Lieber Dieter, Deine Familie, die lag Dir am allermeisten am Herzen. Deine fantastische Frau Manu und Deine Kinder Leon, Theresa, Louis und Lucas – Du hast stets von ihnen geschwärmt und in höchsten Tönen berichtet. Meine und die Gedanken unzähliger ehemaliger Kollegen und Weggefährten sind jetzt bei ihnen.
Noch vor wenigen Wochen schriebst Du mir eine letzte Nachricht. Dir ging es leider sehr schlecht und Du gabst mir den Rat für mein Leben, zuversichtlich zu sein. Zuversicht und Tapferkeit hast Du in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten bewiesen, als Du unermüdlich gegen die schwere Krankheit angekämpft hast. Es war aussichtslos.
Am 5. Dezember ist Dieter Genske im Alter von 75 Jahren in Hamburg gestorben, umgeben von seiner Familie, seinen Liebsten, die ihm Kraft und Mut für seinen letzten Weg gaben.
In Dankbarkeit nehme ich, auch im Namen der Golf-Magazin-Redaktion, Abschied von einem Großen im Deutschen Golfsport. Cheerio, lieber Dieter!