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709 Golfanlagen mit insgesamt 859 Plätzen. Darunter stattliche 738 Public-Courses und somit weit mehr als an Topdestinationen wie Florida (677) oder Kalifornien (633). Mit Blick darauf ist es schon etwas kurios, dass Michigan, der aus zwei großen Halbinseln bestehende Staat im Mittleren Westen der USA, für viele Golfer hierzulande eine Art „Terra incognita“ zu sein scheint.
Der beste Startpunkt für einen Erkundungsurlaub ist Detroit. Einst dank Chrysler, Dodge, Ford und General Motors die Welthauptstadt des Automobilbaus – und ab den 1960ern schlug hier mit dem legendären Platten-Label Motown (u. a. Marvin Gaye, Michael Jackson, Lionel Richie, Diana Ross, Stevie Wonder) das Herz der schwarzen R&B-, Soul- und Pop-Musik. Heute beeindruckt die Motor City oder kurz Motown genannte Metropole mit tollen Museen, wie dem Detroit Institute of Arts, Greenfield Village oder dem Henry Ford Museum. Und sehr sehenswert ist auch Downtown Detroit, wo zu Füßen der Wolkenkratzer großzügige Boulevards und Plätze, Restaurants, Shops und Galerien warten – sowie die berühmte Uferpromenade Riverwalk samt herrlichem Blick aufs benachbarte Kanada.
Von den mehr als 100 Golfplätzen rund um Detroit sind die schönsten und besten leider sehr privat, wie etwa der Ryder-Cup-Kurs im Oakland Hills CC. Aber egal, das Ziel dieses GM-Trips war ja ohnehin Northern Michigan, also jene Region im oberen Teil der Lower Peninsula, die mit sehr schönen Landschaften und großartigen Golfresorts glänzt.
Golfen im Niemandsland
Von Detroit sind es rund drei Autostunden bis Forest Dunes, dem ersten Golfjuwel von Northern Michigan. Ein Zwischenstopp tut daher gut, etwa auf halber Strecke in Frankenmuth. Die gleichnamige Brauerei, gegründet 1857 von zwei Bayern, ist die älteste im „Great Lakes State“ und serviert 21 Biere vom Fass – meist aus der Familie der Craft Beers. Diese Kaltgetränke aus „local breweries“ sind in Michigan stark im Trend und fast überall zu finden. So auch im Keeper’s Pub in Forest Dunes. Wobei selbstverständlich niemand wegen eines Biers hierher kommt, sondern wegen zwei vielfach prämierten Top-10-Plätzen von Michigan: dem Tom-Weiskopf-Layout Forest Dunes und dem Reversible-Parcours The Loop von Tom Doak. Dazu kommen noch ein Par-3-Kurs mit zehn Löchern, ein Putting-Course mit 18 Bahnen sowie als „bye hole“ ein kurzes Par 3 übers Wasser in Sichtweite der Clubhausterrasse. Und praktischerweise kann man hier auch übernachten, denn die prächtige Anlage versteckt sich wirklich im Niemandsland.
Golfen bei den Indianern
Wesentlich lebhafter geht’s dann knapp 70 Meilen weiter westlich in Traverse City zu, einem der größten Touristenmagneten im Staat. Die selbsternannte „Kirschhauptstadt der Welt“ ist bekannt für ihre ursprüngliche, natürliche Umgebung, wie etwa im Sleeping Bear Dunes National Park, und ihre herrliche Lage an einer imposanten Bucht des Lake Michigan. Imposant ist auch eine treffende Bezeichnung für das gut 15 Autominuten entfernte Grand Traverse Resort & Spa. Der riesige Komplex erstreckt sich über 360 Hektar Fläche und gehört der Grand Traverse Band of Ottawa and Chippewa Indians, einem staatlich anerkannten Ureinwohnerstamm, der u. a. noch zwei Casinos betreibt. Klar, dass man da im Golfbereich ebenfalls geklotzt hat. Rund um das, nun ja, imposante Clubhaus winden sich gleich drei ausgezeichnete 18-Löcher-Plätze: der 1979 eröffnete Kurs Spruce Run von William Newcomb, dazu The Bear, ein Signature-Course von Jack Nicklaus, und mit The Wolverine ein Signature-Design von Gary Player.
Golfen am See
Rund eine Stunde nördlich davon wartet mit dem Bay Harbor Golf Club direkt am Lake Michigan das Highlight dieser Reise. Die drei 9-Löcher-Schleifen The Links, The Preserve und The Quarry wurden zwar alle von Arthur Hills gezeichnet, könnten jedoch vom Charakter her nicht unterschiedlicher oder abwechslungsreicher sein. Der Bay Harbor GC, die Luxusherberge Inn at Bay Harbor und der Crooked Tree Golf Club, beide nur drei Meilen östlich, sind übrigens ein Teil von Boyne Golf. Diese Gruppe vermarktet unter dem Label „Michigan’s Magnificent Ten“ ein Portfolio, zu dem auch das 30 Minuten entfernte Resort Boyne Mountain zählt. Und dort begann 1947 die Boyne-Story: Die drei Firmengründer kauften damals für einen US-Dollar (!) einen steilen Hügel, dann einen Sessellift, eröffneten damit 1949 ein Ski-Resort – und ab den 1970ern begrüßte man mit den Plätzen The Alpine und The Monument auch Golfer.
Golfen im Skigebiet
Der Rest der „Magnificent Ten“ befindet sich knapp 30 Minuten nördlich von Bay Harbor. Dort hat sich The Highlands, 1963 ebenfalls als Ski-Resort gestartet, inzwischen zu einem schmucken Golfparadies entwickelt. Robert Trent Jones Sr. entwarf hier 1966 mit The Heather den ersten Golfplatz der Region überhaupt, im Laufe der Jahre folgten mit Arthur Hills, Donald Ross Memorial und The Moor drei weitere 18-Löcher-Kurse.
Ab Sommer 2025 kommt nun noch ein neues, unterhaltsames Kapitel hinzu: Auf dem Kurzplatz Doon Brae können Golfer kreuz und quer über den Schlusshang der zur Main Lodge führenden Skipiste spielen – oder gleich nebenan auf dem Putting-Course im Himalayan-Style ihre Treffsicherheit mit dem Flatstick testen. Golf und Ski ist auch das Motto im eine Stunde südöstlich gelegenen Treetops Resort. Und auch hier hat sich eine ursprüngliche Winterdestination mit viel Aufwand „sommerfit“ gemacht.
Den ersten Design-Drive schlug 1987 Robert Trent Jones Sr. mit dem Jones Masterpiece Course gleich neben der Hotelanlage. In den Neunzigern folgten – auf dem neuen Areal Treetops North – die 18-Löcher-Plätze Premier von Tom Fazio sowie Signature und Tradition von Rick Smith. Letzterer schuf zudem noch den grandiosen Par-3-Parcours Threetops, und komplettiert wird das Golfpaket durch den Himalayas Putting Course.
Golfen auf der Insel
Die letzte Station der GM-Tour durch Michigan „schwimmt“ im Lake Huron und ist nur per Fähre erreichbar: Mackinac Island. Die bildhübsche kleine Insel war schon im 19. Jahrhundert eine populäre Touristenattraktion – und bezaubert bis heute mit ihrer schönen Natur und den vielen pittoresken Bauten im viktorianischen Stil. Einfach nur atemberaubend ist etwa der Panoramablick am Arch Rock im Mackinac Island State Park, der 1875 als erst zweiter Nationalpark der USA entstand.
Und auch Golf hat hier eine lange Historie. Den Wawashkamo Golf Club gibt’s bereits seit 1898, die neun Löcher schlängeln sich schön durch den Park, sind aber sportlich kein Kracher. Wer nur Zeit für eine Runde hat, sollte deshalb den Jewel Golf Course buchen, der zum legendären Grand Hotel aus dem Jahr 1887 gehört. Denn der garantiert ein einmaliges Erlebnis: Nach der ersten Halbrunde auf den 1901 eröffneten Grand Nine muss man circa 1,5 Meilen bis zu den 1994 erbauten Woods Nine fahren – und das per Pferdekutsche, weil die Insel komplett autofrei ist! Bei zu späten Startzeiten fällt dieser „Transfer“ aus, doch das ist zu verschmerzen. Denn die relativ kurzen Grand-Nine-Bahnen sind landschaftlich grandios, bieten ein paar spannende Löcher bergauf und bergab – plus traumhafte Ausblicke auf den Lake Huron. Spätestens hier und jetzt fällt einem dann das perfekte Fazit für diese Michigan-Reise ein: Große Seen, großes Golf!
Die GM-Scores
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Forest Dunes: 78
Index: 1,21 / 1,44
Anspruch: 17
Zustand: 11
Design: 21
Kulisse: 16
Service: 13
Bonus: 0
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Index:
Anspruch:
Zustand:
Design:
Kulisse:
Service:
Bonus:
Bay Harbor GC: 83
Index: 0,86 / 1,60
Anspruch: 17
Zustand: 11
Design: 22
Kulisse: 19
Service: 14
Bonus: 0
The Highlands: 74
Index: 1,35 / 1,71
Anspruch: 14
Zustand: 11
Design: 20
Kulisse: 17
Service: 12
Bonus: 0
Treetops Resort: 75
Index: 2,02 / 2,28
Anspruch: 15
Zustand: 11
Design: 21
Kulisse: 17
Service: 11
Bonus: 0
Reiseführer Michigan
Das Cambria Hotel Detroit Downtown glänzt mit einer Top-Lage im Herzen von Motown: Sowohl die Shopping- und Dining-Meile Woodward Avenue als auch der Riverwalk sind fußläufig erreichbar, zum Flughafen oder zum Henry Ford Museum fährt man etwa 20 Minuten. Vor der Nacht in den komfortablen, modern eingerichteten Zimmern lädt die Rooftop-Bar Cielo zum Absacker ein.
Das Grand Traverse Resort and Spa in Acme bietet weit mehr als nur Golf: Um die Gunst der Gäste buhlen diverse Restaurants und Bars, mehrere Pools, Spa, Fitness-Center, Shops, Casino. Die Übernachtungsauswahl reicht von Zimmern und Suiten über Ferienwohnungen bis hin zu Villen, den mit Abstand schönsten Bett-Ausblick gibt’s in den oberen Tower Rooms.
Ob von draußen oder von drinnen betrachtet: Die Main Lodge im Resort The Highlands in Harbor Springs könnte genauso auch in England oder Irland stehen. Schon die Glen-King-Standardzimmer sind sehr komfortabel eingerichtet (u. a. mit Nespresso-Maschine), und der Outdoor-Pool lockt dank Heizung auch an kühleren Tagen zum Baden.
Auf Mackinac Island ist das Chippewa Hotel Waterfront sehr empfehlenswert. Das elegante Haus im old-fashioned New-England-Stil liegt am Ende der Main Street, direkt neben dem Jachthafen. GM-Tipp: Nicht nur die Suiten, sondern auch schon die Deluxe-Zimmer sind sehr gut ausgestattet und bieten reichlich Komfort.
Gastronomie
Wer in Motown Fine-Dining sucht, ist im Cibo Detroit bestens aufgehoben: Das Restaurant serviert im Erdgeschoss des Cambria Hotels moderne mediterrane Küche (cibodetroit.com). In Traverse City tischt das gemütliche Poppycocks seit 1989 typische regionale Spezialitäten auf, darunter den Hochgenuss »Coconut Chili Brussels« (poppycockstc.com). Und im Grand Traverse Resort ist das Aerie Restaurant & Lounge für Steak-Fans ein Muss. Im Resort The Highlands zeigt sich natürlich auch die Slopeside Lounge »very british«, u. a. mit sehr leckeren Fish & Chips. Die Qual der Wahl hat man schließlich auf Mackinac Island, weil es auf der Main Street nur so wimmelt von Restaurants und Bars. Die GM-Empfehlungen: zum Lunch »Millie’s Chicken Salad« im Millie’s on Main (milliesonmain.com), zum Dinner »Whitefish Beurre Blanc« im legendären Pink Pony des Chippewa Hotel Waterfront – und als Absacker ein eiskaltes Pint im 100 Meter entfernten Patrick Doud’s Irish Pub (patrickdoudspub.com).
Anreise
In Frankfurt und München starten Direktflüge zum Detroit Metropolitan Wayne County Airport. Wer sich jedoch die gut 200 Meilen Autofahrt nach Northern Michigan sparen will, kann ab Deutschland mit American, Delta oder United mit nur einem Zwischenstopp in den USA direkt zum Cherry Capital Airport in Traverse City reisen.
Reisezeit
In Northern Michigan ist die Golfsaison kurz – sie dauert in etwa von Anfang Mai bis Anfang Oktober. Am spektakulärsten ist rein optisch natürlich der Indian Summer, in dem es aber auch tagsüber schon mal recht kühl werden kann.