Der Platz an der Seite von Langer ist sicher der beste für eine Proberunde an der berühmten Magnolia Lane. Wohl keiner kennt den 6807 Meter langen und extrem schweren Platz in der „Kathedrale des Golf“ so gut wie der 50-jährige Anhausener, der in Augusta 1985 als erster Deutscher das grüne Sieger-Jackett überstreifen durfte. Kaymer war an diesem Tag übrigens gerade 118 Tage alt. 1993 folgte Langers zweiter Triumph.
Langer schlägt bereits zum 26. Mal dort auf. Nur zweimal hatte er als deutsches „Ein-Mann-Team“ Verstärkung erhalten. 1996 und 2004 durfte auch der Wahl-Münchner Alex Cejka an den Abschlag und erhielt ebenfalls eine Kurs-Einführung von „Chef“ Langer.
Langer vermisst Kurs zentimetergenau
Der Schwabe gilt als gewiefter Tüftler mit ausgezeichnetem Platzmanagement. Beinahe jeder Zentimeter auf den Fairways und Grüns wird vermessen, nichts dem Zufall überlassen. Der Erfolg gibt ihm Recht. Inzwischen siegt Langer auf der US-Senior-Tour für Spieler über 50 Jahre munter weiter.
Bei den „Senioren“ ist Martin Kaymer noch lange nicht. Er steht noch am Anfang seiner Reise, auch wenn er am 20. Januar in Abu Dhabi seinen ersten Sieg auf der Europa-Tour gefeiert hatte und bereits die Nummer 25 der Welt ist. Augusta soll für ihn zur Lehrstunde werden. „Dass ich schon so früh dort spiele, kann mir für meine Zukunft nur helfen“, sagte der Newcomer aus Mettmann.
Als er den Platz vor zwei Wochen bereits einmal kurz getestet hatte, fiel ihm beinahe die Kinnlade runter. „Ich habe ein paar Putts und ein paar Chips gemacht. Das ist der allerschwerste Platz, den ich je gesehen habe. Die Grüns sind unglaublich“, so Kaymer, der sein Ziel klar formuliert: „Ich will Cut schaffen.“ Sein Rezept: „Man muss Geduld haben.“
Kaymers Augen leuchten auf, wenn er an vergangene Situationen beim US Masters denkt: „Es gibt schon so Bilder, die man im Kopf hat. 1996, als Greg Norman und Nick Faldo um den Sieg gekämpft haben. Der Chip von Tiger Woods 2005.“ Bei dessem vierten und bislang letzten Sieg in Augusta hatte sich Woods mit Zauberschlägen wie an Loch 16, als der Ball nach einem Chip 2,4 Sekunden an der Lochkante liegenblieb, ehe er doch noch fiel, im Spiel gehalten und dann im Stechen gewonnen.
Woods will „Grand Slam“ schaffen
Woods, der 1996 bei seiner ersten Augusta-Teilnahme als Amateur am Cut gescheitert war, will ab Donnerstag den Grundstein zum „Grand Slam“ legen. Dies hat noch keiner geschafft. „Ich habe schon oft vier Turniere in einem Jahr gewonnen, aber noch nicht die richtigen vier“, sagt der 32-Jährige, der schon 13 Majors gewonnen hat.
Die Meute ist heiß auf den Tiger, auch wenn der Weltranglistenvierte Steve Stricker (USA) illusionslos meint: „Mit seinem Spiel in diesem Jahr ist er der absolute Topfavorit.“ Doch das war Woods auch in den vergangenen beiden Jahren, als ihm seine Landsleute Phil Mickelson (2006) und Zach Johnson (2007) die Tour vermasselten.
Insgesamt 96 Spieler gehen an den Start, darunter wie Langer noch 17 weitere ehemalige Sieger und wie Kaymer noch 19 weitere Neulinge. Der letzte Debütant im begehrten grünen Jackett war 1979 Fuzzy Zoeller (USA).