Mit 544 Turnieren in nunmehr 26 Jahren seit seinem ersten Turnier auf der European Tour ist Marcel Siem einer der am längsten aktiven Profis seiner Generation. Der gebürtige Mettmanner konnte bislang sechs Siege feiern und zählt zu den charismatischsten Spielern der Tour. Aus diesem Grund ist Siem ein beliebter Gesprächspartner. Im Podcast „Life on Tour“ blickt er unter anderem mit seinem Kumpel Nicolas Colsaerts auf die Tour-Jahre zurück.
Mehrmals musste er sich zurück an die Spitze Europas kämpfen. Auch mit 44 Jahren träumt Siem weiterhin von einer Teilnahme am Ryder Cup und einem Start beim Masters – dem Major, bei dem er selbst sagt, dass er dort die besten Chancen hätte.
Das Tourleben in Saus und Braus – als Fan stellt man sich das herrlich vor. Und laut Siem und Colsaerts ist es das auch. Wie schnell es jedoch in die andere Richtung gehen kann, ist den „Dinos“ ebenso bewusst. Der Kater hält inzwischen mehr als einen Tag an, weshalb heute weniger exzessiv gefeiert wird, selbst wenn mal ein größeres Preisgeld herausspringt.
Den Anfang im Golf machte Siem dank seiner Eltern, die in verschiedenen Golfclubs für die Gastronomie bekannt waren. Schon als kleiner Junge rannte er zusammen mit dem Hund über den Golfplatz und spielte im Bunker. So wurde der Golfsport, wie Siem es sagt, auf einem Silbertablett serviert.
Mit dem Umzug nach Köln folgten die ersten Turniere. Als jüngster deutscher Spieler (6) hatte Siem damals bereits ein Handicap. Ein weiterer Umzug nach München-Eichenried half bei der Entwicklung seines Spiels.
Profi seit 2000
Nach der Teilnahme bei der Eisenhower Trophy im Jahr 2000 wechselte der damals 20-Jährige ins Profilager. Einige Turniere auf der Alps Tour sowie ein paar Einladungen zur Challenge Tour ebneten ihm den Weg auf die große Bühne. Der erste Sieg ließ vier Jahre auf sich warten und kam schließlich in Südafrika. Bei der Dunhill Championship besiegte Siem ein französisches Duo im Playoff. Es wurde ausgiebig zelebriert und das Preisgeld schnell ausgegeben. Eine gewisse Explosivität machte sich breit.
Golf ist der schönste Sport – nach Tischtennis
Marcel Siem
Danach dauerte es einige Jahre, bis Siem wieder an seinen Erfolg anknüpfen konnte. Doch schließlich gelangen ihm drei Siege zwischen 2012 und 2014. Nach seinem Triumph in Marokko 2013 verpasste er seinen großen Traum vom Masters nur hauchdünn: Wäre sein Weltranglistenpunktestand minimal höher gewesen, hätte er nach Augusta reisen dürfen. Doch Henrik Stenson und Daniel Berger schoben sich in letzter Sekunde vor ihn, wodurch Siem auf Rang 51 der Weltrangliste zurückfiel. Auch der Versuch, sich über die Valero Texas Open – eine Einladung der PGA-Tour – zu qualifizieren, scheiterte knapp.
Verlorene Tourkarte und Comeback
Nachdem er seine Tourkarte für die Saison 2021 verloren hatte, kämpfte Siem sich durch die Challenge Tour. 13 Wochen auf Tour in Folge zahlten sich schließlich mit einem Sieg bei der Le Vaudreuil Golf Challenge aus. Mit Tochter Victoria an der Seite gelang die Qualifikation für einen Startplatz bei der Open Championship. Die Pandemie erschwerte die Reise für Familienmitglieder und Begleitung Victoria war der Zutritt nur innerhalb der Absperrungen erlaubt.
With the prize money (114,000€ in 2004), I bought a bloody, fully loaded E55 AMG with every possible extra. It cost 117,000€. That was my first mistake. But I loved it.
Marcel Siem
Was vielen Fans unbekannt war: Frau Laura erhielt kurz vor der Saison die Diagnose Krebs und war seither in Behandlung. „Sie sagte, sie wolle nicht, dass ich sie während der Chemotherapie sehe“, erinnerte sich Siem. „Geh einfach und hol dir deine Karte, und ich kümmere mich um meinen Krebs.“ waren ihre Worte (Laura hat die Chemotherapien und Operationen überstanden und ist krebsfrei).
Siem gewinnt in Indien
Ein weiteres Mal verlor Siem im darauffolgenden Jahr seine Tourkarte, holte sie sich jedoch über die Q-School sofort zurück. Sein fünfter Sieg ließ nicht lange auf sich warten: Bei der Hero Indian Open triumphierte Siem vor Yannik Paul und kehrte nach mehr als acht Jahren in den Kreis der Sieger auf der DP World Tour zurück. Ein Jahr und eine Hüftoperation später folgte mit dem Triumph bei der Italian Open sein sechster Titel.
I’m still only 44 – there is still some more in the tank.
Marcel Siem
Ein großartiges Zeichen dafür, dass noch nicht Schluss ist mit Siem und Golf. Der Traum von Ryder Cup, PGA-Tour und Masters lebt. In dieser Woche steht das Heimturnier auf Mauritius an – eine gute Gelegenheit, um Luke Donald zu überzeugen.
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