Marcel Siem, Deutschlands Dauerbrenner auf der European Tour, hat ebenfalls gute Erinnerungen an Hamburg. Der 37-jährige Rheinländer konnte sich im vergangenen Jahr den begehrten Hole-in-One-Preis sichern: einen 550 PS starken Porsche Panamera Turbo Sport Turismo. Nachdem 2017 mit Erin Hills und Quail Hollow gleich zwei Major-Turniere auf Plätzen gespielt wurde, die ihr jeweils erstes ganz großes Profi-Turnier sahen, wird die PGA Championship 2018, wie zuvor schon die US Open, auf einen wohl bekannten Platz zurückkehren. Der Bellerive Country Club in St. Louis ist einer von nur drei Plätzen, die im Laufe der Jahrzehnte alle vier von amerikanischen Verbänden ausgetragenen Herren-Majors (US Open, PGA Championship, US Senior Open und Senior PGA Championship) ausgetragen haben. Bei der US Open 1965 vollendete außerdem kein Geringerer als Gary Player im Bellerive Country Club seinen Karriere-Grand-Slam. In diese elitäre Herrenriege könnte sich 2018 neben Rory McIlroy auch Jordan Spieth einreihen, dem nur noch die PGA Championship fehlt. Im vergangenen Jahr war Spieth eher Zuschauer als ernsthafter Rivale, als Justin Thomas seinen ersten Major-Titel sicher nach Hause brachte.
Es könnte auch wieder eine Traumstory geben, wie der erwähnte Major-Durchbruch von Justin Thomas. Beispielsweise hat Hideki Matsuyama die Chance, sich zum ersten japanischen Major-Sieger überhaupt zu küren. Vielleicht aber schafft auch Senkrechtstarter Xander Schauffele, der nach seinem sensationellen Jahr 2017 und dem Sieg bei der Tour Championship zum „Aufsteiger des Jahres“ gewählt wurde, sein nächstes ganz großes Ding. Damit wäre Alexander Victor Schauffele, wie er komplett heißt, der zweite deutsche PGA-Champion nach Martin Kaymer. Schauffele, dessen Urgroßvater Johann in den 1920er-Jahren bei Rapid Wien und einmal in der österreichischen Nationalmannschaft Fußball spielte, ist im Besitz des deutschen Passes und Mitglied der PGA of Germany. Martin Kaymer musste im vergangenen Jahr seine Teilnahme beim letzten Major des Jahres aufgrund einer Schulterverletzung absagen und hofft darauf, 2018 wieder voll angreifen zu können. Wichtig wäre die Teilnahme für den Deutschen in jedem Fall. Denn die Qualifikation für die Ranglisten-Plätze, die automatisch ins europäische Ryder Cup-Team führen, geht im August in die entscheidende Phase. Darüber hinaus wäre eine gute Leistung in den Majors ein gutes Argument für eine Wild Card vom europäischen Kapitän Thomas Bjøn, wenn es für Kaymer mit der automatischen Qualifikation über die Ryder-Cup-Ranglisten nicht klappen sollte (wie die funktionieren, können Sie in der Februar-Ausgabe des GOLF MAGAZIN lesen).
Nach der herben 11:17-Pleite gegen die USA vor zwei Jahren wurde im Euro-Team Kritik an den Kriterien laut. Spieler, die erst gegen Ende des Qualifikationszeitraums richtig in Schwung kamen, hatten es schwer, überhaupt noch ausreichend in Betracht gezogen zu werden; durch die lange Qualifikationsperiode wurden nicht immer die Spieler ausgewählt, die kurz vor dem Ryder Cup am besten in Form waren. Also passten die Verantwortlichen der European Tour die Kriterien an. Teamkapitän Thomas Bjørn kann diesmal vier statt der bisher üblichen drei Wild Cards vergeben und damit ebenso viele wie sein amerikanisches Pendant, im Furyk. Vorher werden alle erspielten Punkte in den Turnieren ab der BMW PGA Championship, die vom 24. bis zum 27. Mai im englischen Wentworth ausgetragen wird, mit dem Faktor 1,5 multipliziert. Somit erhalten die Turniere der aktuellen Saison deutlich mehr Gewicht.
Die dritte Änderung kam mit der Einführung der Rolex Series im Jahr 2017. Sowohl 2017 als auch 2018 gibt es wäh-rend der Events dieser neuen Wertungs-serie die Ryder-Cup-Qualifikationspunkte für europäische Spieler nur hier; wer zeitgleich woanders spielt, geht leer aus. Das wird zumindest in diesem Jahr dafür sorgen, dass die meisten der möglichen Euro-Ryder-Cup-Fighter tatsächlich bei den Rolex-Turnieren abschlagen werden.
So oder so, nach der Machtdemonstration der Amerikaner in Hazeltine musste etwas passieren in Europa. Zwar konnten sich die Jungs um Team-Kapitän Darren Clarke nach dem desaströsen Fehlstart, bei dem die Amerikaner alle vier Matches gewannen, am Nachmittag zurückkämpfen und drei von vier möglichen Punkten holen. Letztlich aber war der 17:11-Sieg der USA und die prestigeträchtige Rückeroberung des Ryder Cups nur Formsache.
Im September kommt der goldene Pott nach Europa zurück und auf einen Platz,
den vor allem die europäischen Spieler nur zu gut kennen. Im Le Golf National nahe Paris wird jährlich – auch 2018 – die Open de France ausgetragen. Der dort amtierende Champion, Tommy Fleetwood, kann dank der herausragenden Leistungen im vergangenen Jahr sein Ryder-Cup-Debüt schon planen; genauso wie das spanische Supertalent Jon Rahm. Dazu kommt ganz sicher das Erfolgsduo mit Rory McIlroy und Thomas Pieters. Der wortkarge Belgier erkämpfte sich in Hazeltine als erster Rookie der Ryder Cup-Geschichte vier von fünf möglichen Punkten. Er spielte
in allen Matches und war gerade mit Rory McIlroy nicht zu schlagen.
Auf der amerikanischen Seite könnte neben Justin Thomas auch Xander Schauffele sein Debüt feiern, dessen Chancen sich drastisch erhöht haben, nachdem er überraschend die TOUR Championship und die Auszeichnung des Neulings des Jahres 2017 gewinnen konnte. Nach dem souverän Sieg vor zwei Jahren werden die Amerikaner, die auch in der Weltrangliste deutlich besser platziert sind, mit viel Selbstvertrauen in den Kampf der Kontinente. Allerdings: Das letzte Mal, das Europa einen Ryder Cup auf heimischen Boden verloren hat, liegt bereits 25 Jahre zurück. Außerdem sorgen junge Stars wie Tommy Fleetwood und Jon Rahm, der zuweilen mit seinem genialen Landsmann Severiano Ballesteros verglichen wird, für große Euphorie. Dazu wurde mit Golf National ein Platz gewählt, der einen enormen Heimvorteil verspricht. Eines ist schon jetzt sicher: Der Ryder Cup 2018 wird wieder eine große Party – und hinreißende Geschichten liefern.