Am Finaltag der European Open auf dem Porsche Nord Course von Green Eagle zeigte das »Green Monster« seine Zähne. Die Professionals hatten mit dem Gelände und vor allem dem Wind zu kämpfen und sagten einstimmig, dass es schwierige Bedingungen waren. Von 70 Spielern gelang es leidglich 20 Professionals unter Par zu bleiben.
Nick Bachem »Bedingungen deutlich schwerer«
Die sechs sich noch im Feld befindlichen deutschen Spieler kämpften wacker: Yannik Schuetz (+13) belegte den 70. Rang. Nick Bachem spielte eine 78 (+5) und ärgerte sich entsprechend über sein Finish: »Heute die Runde war ziemlich nervig. Erst bin ich schlecht reingekommen, dann habe ich zwischendurch eigentlich okay gespielt. Dann aber Chancen nicht genutzt. Und am Ende das Doppelbogey ist dann natürlich noch mal richtig nervig«, sagte der 24-Jährige, dessen erster und bisher einziger DP-World-Tour-Sieg die Jonsson Workwear Open im März 2023 in Südafrika war. »Es wurde sehr langsam gespielt, wir standen viel, es war relativ windig heute und die Grüns waren ein bisschen schneller. Die Bedingungen waren also deutlich schwerer heute. Dennoch habe ich einfach beschissen gespielt«, sagte Bachem selbstkritisch. Trotzdem mag Ncik Bachem den Porsche Nord Course und antwortet auf die Frage nach seiner Lieblingsbahn hier in Winsen, Luhe: »Die 14. Bahn ist schon ein Highlight. Die 1 mag ich gerne. Es gibt schon einige Highlights.«
Tiger Christensen »Es war eine Mega-Erfahrung«
»Es war eine Mega-Erfahrung, direkt bei so einem Highlight hier zu starten und den Cut zu machen, sagt der Hamburger Tiger Christensen, der derzeit an der University of Arizona studiert. »Im Grunde genommen bin ich sehr zufrieden«, sagt der 20-jährige Amateur über seinen 46. Rang mit +2. Ins Profilager zu wechseln, plant der Sohn des Musikproduzenten Alex Christensen und Pop-Sängerin Nicole Safft (Rollergirl) voraussichtlich für kommende Saison. Erst mal wird zuende studiert.
Nicolai von Dellingshausen »Es macht extrem viel Spaß in Deutschland zu spielen«
Nicolai von Dellingshausen ist mit seiner Leistung zufrieden: 71, 73, 74, 74 und insgesamt Par. Noch vor zwei Jahren war von Dellingshausen eher auf der Challenge Tour unterwegs, hat sich aber nun auf der DP World Tour etabliert. Besonders gefreut hat er sich über die Zuschauer, die auch früh morgens um Tee standen, um ihm und seiner Freundin und Gelegenheits-Caddie Ilka Reimers zu folgen. Auf die Frage, was er verändert habe, dass sein Spiel nun deutlich konstanter geworden sei, antwortete Nico von Dellingshausen: »Letzte Jahr bin ich einen kleinen Umweg gegangen, habe den Trainer gewechselt, da ich gemerkt habe, das passt eben nicht für mich persönlich und bin dann zu mir zurückgekommen. Und habe zu mir und meinem Spiel zurückgefunden. Und das versuche ich nun punktuell besser zu machen. Hier auf der Tour zu spielen ist eben etwas fundamental anderes, als beispielsweise auf der DGL abzuschlagen. Die spielen zwar auch auf schönen Plätze, aber das ist etwas anderes. Die Geduld zu haben und die eigenen Fähigkeiten zu erweitern, wie beispielsweise im Short-Game aus fettem Rough zu spielen oder auf schnellen Grüns den Pace konstant zu halten oder den Tee-Shot auf den schmaleren Fairways zu platzieren, etc. All das ist eine Kombination aus ganz vielen Dinge zuzüglich des Mentalen. Jetzt habe ich das Mind-Set: Ja, ich gehöre auch dazu. Und das ist das, was sich verändert hat.«
Jannik De Bruyn »Es ist gar nichts gefallen.«
Bester Deutscher im Feld ist Jannik de Bruyn. Zwar erlebte er einen unglücklichen Finaltag, landet am Ende noch als bester Deutscher auf dem geteilten 18. Platz. Kritisch sagt er: »Nach einer 5 über ist es schwer zu sagen, dass man glücklich ist«, sagt der Spieler der GC Hösel kritisch. »Dennoch habe ich es heute sehr genossen. Und ich kann mir auch nicht vorwerfen, schlecht gespielt zu haben. Es war einfach so, dass gar nicht gefallen ist. Ich hatte das Gefühl, dass ich mir für die Putts nicht so richtig überzeugen konnte«, sagt er 24-Jährige. »Man hat es sicherlich auch gesehen, dass ich überm Ball kein so gutes Gefühl hatte und der Speed nicht so richtig da war und die Linien auch nicht«, beleuchtet er seine Putt-Performance. »Tja, und jetzt steht da eine 5 über, die sich eigentlich gar nicht so schlecht angefühlt hat.«
Bernd Wiesberger »Habe es ganz gut zusammengehalten«
Der 38-jährige Österreicher Bernd Wiesberger spielte am Finaltag eine 71 und war zwischenzeitlich ganz nah dran. Mit zwei Schlägen Rückstand platziert er sich mit Thristan Lawrence (RSA) auf dem geteilten Rang bei -11. Ein ärgerlicher Drei-Putt an der 17 verhagelte Wiesberger die Chance, es vielleicht am Ende doch noch spannende zu mache und der erste siegreiche Österreicher in der Turniergeschichte der European Open zu werden. »Es war sehr windig und es waren auch durchaus schwierige Fahnenpositionen. Auf den ersten Neun habe ich es noch ganz gut zusammengehalten«, resümiert Wiesberger, der im Großen und Ganzen mit seiner Leistung ganz zufrieden ist.
Laurie Canter »Es ist das, was ich immer wollte«
Für den 34-jährigen Laurie Canter ist es sein erster Sieg nach 142 Starts. Vier Mal belegte er bereits einen zweiten Platz und jetzt endlich hat es gereicht – zum Sieg der European Open 2024. Im Race to Dubai rückt er damit auf Rang 8 vor und klettert auch in der Weltrangliste von Platz 224 bis auf 116 vor. Gratulation! »Es ist das, was ich immer wollte«, sagt Canter, der sich in seiner Karriere viermal über die Q-School auf die DP World Tour kämpfen musste. Nun ist sein Verbleib erst einmal gesichert. Darauf will er nun ein Glas Wein mit seinem Caddie trinken – danach geht es in den Urlaub mit Frau und Kind.
Canter mit Best-Buddy am Bag
Canter ist bereits das vierte Mal in Green Eagle am Start und überglücklich. Auch sein Caddie Alex, den aus Zeiten der gemeinsamen Golf-Jugend und seit seinem 15. Lebensjahr kennt, strahlte nach dem Sieg. »Wir sind beste Freunde. Das ist alles so amazing. Seit diesem Jahr bin ich an seiner Tasche. Es ist erst unser vierter gemeinsamer Start«, erklärt der Sieger-Caddie. Laurie Canter spielte 2022 bei LIV Golf und springt dort derzeit als Reserve-Spieler ein.
Das »Green Monster« liegt Briten
Mit seinem Sieg in Green Eagle bestätigt Canter eine klare Statistik der European Open: Briten und speziell Engländern liegt der Porsche Nord Course äußert gut. Zum 13. Mal in der Geschichte der European Open siegt ein Engländer. Und in den bisher sieben Austragungen in Green Eagle ist es der fünfte aus England stammende Sieger. (Mehr Infos zur Turnierhistorie gibt’s hier. LINK) Die Frage, was den Porsche Nord Course so »Briten-freundlich« macht, versuchte Canter wie folgt zu begründen: »Zu der Jahreszeit, in der wir hier meist spielen, gibt es auch Regen und Wind und der Boden ist meist etwas weicher. Das liegt uns Briten. Das sind wir gewohnt. Und wir sind auch solche Grüns gewohnt. Meistens putten wir auf einem vergleichbaren Untergrund und wissen auch den Respond der Chips und Pitches zu kalkulieren.«
Fan-Nähe
Was besonders auffiel und bemerkenswert war: Obwohl die Professionals lange und strapaziöse Spieltage hinter sich hatten (verzögerte Startzeiten wegen Nebel oder Dauerregen, Rundenabbruch aufgrund der Dämmerungen, anspruchsvolle Spielbedingungen) – fast alle nahmen sich Zeit für ihre Fans. So kam beispielsweise Nick Bachem nach dem Scoring und der Abgabe der Scorekarte noch mal zurück an 18. Grün, um kleinen und großen Golffans Fahnen, Caps, Schuhe, etc. zu signieren.
Leaderboard European Open 2024
T1_ Laurie Canter (ENG) -13
T2_ Bernd Wiesberger (AUT) -11
T2_Thristan Lawrence (RSA) -11
T4_Niklas Nørgaard (DEN) -10
T4_Julien Guerrier (FRA) –10
T18_Jannik De Bruyn (GER) -5
T30_ Yannik Paul (GER) -1
T34_ Nicolai von Dellingshausen (GER) PAR
T46_ Tiger Christensen (AM) (GER) +2
T57_Nick Bachem (GER) +5
70_Yannick Schuetz (GER) +13
Das gesamte Leaderboard der European Open 2024 gibt’s hier.