Es ist wie in jedem Jahr und ein wenig wie im Filmklassiker „Und ewig grüßt das Murmeltier“. Die Spielzeit auf der Champions Tour der über 50-Jährigen neigt sich dem Ende zu (in gut einer Woche startet das Finale der Champions Tour), und an der Spitze der Preisgeldrangliste steht… Bernhard Langer. Wie 2014, 2015, 2016…so eben auch 2017. Der Deutsche hat in den 21 Turnieren, die er in diesem Jahr auf der Champions Tour gespielt hat, über 3,6 Millionen Dollar verdient. Dahinter kommt lange niemand, denn Scott McCarron liegt rund 1.000.000 Dollar hinter Langer. Kenny Perry, dem Dritten, fehlen sogar schon rund zwei Millionen Dollar.
Und doch ist der Vorsprung deutlich geringer als im vergangenen Jahr, weil, wie Langer sagt, „Scott McCarron auch ein sehr gutes Jahr hat. Er hat immerhin ein Major und drei weitere Turniere gewonnen und müsste sich eigentlich wundern, warum er nicht Erster ist. Aber wir wissen, warum!“ Na klar, weil Bernhards Bilanz mit insgesamt sieben Siegen (davon drei Majors!) noch deutlich besser ist, seinen letzten holte er im Stechen gegen den Spanier Miguel Ángel Jiménez.
„Wir wissen, warum!“ Langer sagt das mit einem selbstbewussten, zurückhaltenden Lächeln. Er weiß um seine herausragende Position, produziert deshalb aber keine große Welle.
Dabei könnte er sich schon aufregen, nachdem im vergangenen Jahr das Reglement für die Champions Tour und die Saisonwertung verändert wurde; eindeutig zu seinem Nachteil. Langer erklärt es so: „Selbst wenn ich mit einer Million Dollar Vorsprung in das letzte Turnier, die Schwab Cup Championship, gehen würde (was aktuell der Fall ist, Anmerkung der Redaktion), bedeutet das für den Schwab Cup (das ist die prestigeträchtige Jahreswertung; Anmerkung der Redaktion) nicht allzu viel. Die Idee dahinter ist, ein Playoff-System mit drei Turnieren zu entwickeln, bei denen es so viele Punkte zu verdienen gibt, dass an deren Ende noch ganz viele Pros die Chance haben, den Schwab Cup zu gewinnen. Unabhängig davon, wie die Rangliste vorher aussah, weil das Preisgeld in Punkte umgerechnet wurde. Das ist natürlich nicht fair, bringt aber, wie beim FedEx-Cup auf der PGA Tour, deutlich mehr Spannung in die ganze Sache.“
Ja, hätte Langer gegen diese Änderung denn nicht vorgehen können? Er zuckt leicht mit den Schultern: „Ich war ja selbst Teil der Gruppe, die darüber befunden hat, weil ich zum Player Advisory Council gehöre.“ Eine solche Spielervertretung gibt es auf jeder größeren Tour; bei der PGA sind unter anderem Justin Thomas und Jordan Spieth involviert.
Langer spricht auch über die Hintergründe der Entscheidung: „Natürlich hat Charles Schwab als einer der Hauptsponsoren ein gesteigertes Interesse daran, dass die Tour bis zum letzten Turnier, am besten bis zum letzten Putt, spannend bleibt. Das bringt deutlich bessere Zahlen bei den Fernsehübertragungen und auch mehr Zuschauer direkt zum Turnier. In der Vergangenheit war es schon zweimal der Fall, dass die Entscheidung gefallen war, bevor das Turnier überhaupt begonnen hatte. Das ist natürlich langweilig.“
Die Tour veräppelt sich selbst
Immerhin: Die Champions Tour nutzt die jahrlange Dominanz des Deutschen mit erfreulicher Selbstironie für drei wundervolle Werbespots. Die Aussage ist jedesmal die gleiche: Die anderen Weltklasse-Spieler wie Colin Montgomerie, Miguel Ángel Jiménez oder Jesper Parnevik versuchen mit allerlei legalen und auch nicht ganz so feinen Methoden, Langer den Schwab Cup, diese große, silberne Vase, streitig zu machen. Bernhard aber ist, wie auf dem Platz, aufmerksam genug, um im entscheidenden Moment einzugreifen. Die Kernaussage der Spots aber bleibt: Ihr anderen könnt alle machen, was ihr wollt, der Pott bleibt bei dem Deutschen.
Der erinnert sich mit Freude an die Dreharbeiten. Langer: „Werbespots sind ja nicht immer lustig; diese aber schon. Sie haben bei der Produktion echt Spaß gemacht, auch wenn wir 60 oder 65 Versuche gebraucht haben. Es gab immer wieder jemanden, der einen Fehler oder das falsche Gesicht gemacht hat. Es hat gefühlt ewig gedauert, bis wir mit den 30-SekundenSpots fertig waren.“
So rechnet Langer
Wo und wann haben sie die Spots gedreht? Es muss ja vor einem Turnier gewesen sein, bei dem viele der bekannten Pros dabei waren. Langer: „Das stimmt. Wir haben uns vor dem Insperity Invitational in Houston getroffen.“ Aha. Das Turnier war Anfang Mai. Schon damals also sind die Marketing-Strategen der Champions Tour davon ausgegangen, dass Bernhard Langer am Ende der Saison wieder ganz vorn stehen würde…und ewig grüßt das Murmeltier!
Am Abend des 12. November (Arizona Zeit) werden wir alle wissen, ob sich die Geschichte ein weiteres Mal wiederholt. Ob Bernhard Langer seinen insgesamt fünften Schwab Cup holt. Seine Strategie dafür ist ebenso klar wie durchgerechnet: „Vor dem allerletzten Turnier kann jeder, der auf einem der ersten fünf Plätze steht, die Jahreswertung noch gewinnen. Ich versuche, als Führender in dieses Turnier zu gehen und die vier Spieler, die hinter mir liegen, in Schach zu halten.“
Unabhängig davon hat Langer, wieder einmal, eine grandiose Saison abgeliefert, in der er, quasi nebenbei, 60 Jahre alt geworden ist. „In dem Alter“, hatte Colin Montgomerie gehofft, „müsste auch Bernhard irgendwann ruhiger werden.“ Irgendwann schon. Jetzt noch nicht!