News

Kommentar: Was kaum einer bemerkt hat…

Getty Images
Ein Kommentar von Kolja Hause

Die ganze Golfwelt und alle Berichterstatter konzentrierten sich fast ausschließlich auf das europäische Duo Harrington-Garcia an der Spitze. Welcher der beiden Ryder Cup-Stars würde wohl den lang ersehnten Major-Sieg nach Europa holen? Dabei bemerkte kaum jemand den 1,78 Meter-Mann Romero. Der 26-Jährige, erst in seiner zweiten kompletten Saison auf der European Tour und erst zum dritten Mal bei einem Major-Turnier startberechtigt, spielte in einer feurigen Schlussrunde zehn (!) Birdies. Doch am Ende wurde ihm scheinbar zu früh bewusst, dass er nur einen Wimpernschlag vom großen Triumph entfernt lag.
Am Tee der 17 (Par 4, 422 m), genannt die Insel (der Fluß Barry Burn kreuzt die Spielbahn gleich zwei Mal auf dem Weg zum Grün), führte Andres mit zwei Schlägen Vorsprung auf Harrington und Garcia, dank einem wahren Birdiefestival auf den zweiten Neun (an Loch 10, 11, 13, 14, 15 und 16). Pars Fehlanzeige, denn Romero spielte wie ein heißblütiger Gaucho, griff jede Fahne an und ignorierte die von allen so gefürchteten Pottbunker. Dann bekam er plötzlich das Zitterhändchen. Den Abschlag an der 17 halb gesteuert, halb unrythmisch nach vorne geschoben, landete er im gefürchteten Open-Rough rechts der Spielbahn. Und statt sich seines sicheren Vorsprungs gewiss zu sein (die anderen mussten dieses schwere Loch schließlich noch nach ihm bewältigen) und vorzulegen, versuchte Romero den zweiten Schlag mit einem langen Eisen Richtung Grün zu schlagen. Die Folge: ein Socket ins Aus hinter die staunenden Zuschauer. Ein Drop und drei Schläge später notierte der junge Andres das Doppelbogey und anschließend noch ein unmotiviertes Bogey auf der 18 hinterher.
Das Ende ist bekannt: Der spätere Sieger Harrington und sein Kontrahent Sergio Garcia teilten am Ende die Führung bei 7 unter Par und gingen gemeinsam ins Stechen. Romero hingegen lag nur einen Schlag zurück und wird sich wahrscheinlich heute noch regelmäßig selbst ohrfeigen für diese leichtfertig verpasste Chance. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der junge Landsmann vom aktuellen US Open Champion Angel Cabrera zukünftig bei den geschätzten Berichterstattern als weiterer argentinischer Titelanwärter gelten dürfte. Bravo, Andres!