Herr Kruse, wie kommt man auf die Idee Golfballtaucher zu werden?
Sascha Kruse: Mit 13 Jahren auf dem Weg zum Fußballtraining bin ich mit Freunden an einem Golfplatz vorbeigekommen. Beim Rumbutschern durch einen Knick habe ich eine weiße Kugel gefunden. Jemand erklärte mir, dass das ein Golfball sei. Die Dinger gefielen mir. Ich habe dann schnell gemerkt, dass sich im Wasser mehr Bälle finden lassen. Am Anfang ging ich mit einer Watthose in den Teich. Über ein Anzeigenblatt habe ich mir später eine hübsche Neoprenpelle gekauft und fing an, nach Golfbällen zu tauchen; ohne Pressluftflasche, damals musste ich noch die Luft anhalten. Um effektiver suchen zu können, habe ich einen Tauchschein gemacht und mir eine richtige Taucherausrüstung zugelegt. Die Beute ließ sich so gut verkaufen, dass ich 2003 ein Gewerbe angemeldet habe. 2007 habe ich dann meinen Bürojob gekündigt und bin seitdem hauptberuflich in Norddeutschlands Golfteichen unterwegs.
Wie viele Bälle fischen Sie am Tag?
Das ist unterschiedlich. In einigen Clubs bin ich bis zu fünfmal im Jahr, in anderen nur einmal alle zwei Jahre, damit sich der Tauchgang lohnt. Wenn ich an einem Tag 1.000 bis 2.000 Bälle raushole, bin ich zufrieden.
Und was können Sie im Verkauf für die Bälle verlangen?
Das kommt auf die Marke und den Zustand an. Ich unterscheide nach „Schmadderbällen“, „normalen“ und „Perlen“. Eine Perle ist ein mehrschichtiger Premium-Ball mit kaum oder gar keinen sichtbaren Schlagspuren. Ein solches Exemplar kostet bei mir ungefähr 1,70 Euro. Die unterste Kategorie startet bei 15 Cent. Diese Bälle eignen sich vor allem für Crossgolf abseits des Golfplatzes. Golfbälle können übrigens mehrere Jahre im Wasser liegen ohne die Form und Kompression zu verlieren. Die Golfclubs in denen ich tauche, erhalten eine prozentuale Beteiligung. Das ist der Preis für mein „Fischerei-Recht“.