GM: IIhr Vater war Greenkeeper im Glencruitten Golf Club. Haben Sie noch Erinnerungen an Ihre Kindheit und die ersten Berührungen mit dem Golfsport?
Ja, natürlich. Mein Vater hat mir, ich war etwa drei Jahre alt, alles beigebracht, und um ehrlich zu sein – mein Schwung hat sich nicht verändert. Unser Haus war bei den Bahnen 11, 12 und 16, mitten auf dem Golfplatz. Großartig. Nach dem Abendessen bin ich täglich mit Dad raus – und wir haben unsere 4-Löcher-Runde gespielt und nur über Golf gesprochen.
Gehen Sie noch immer gemeinsam auf die Runde?
Wir spielen so oft es geht, mal vier, neun oder 18 Löcher. Meistens aber in den USA, da ist das Wetter deutlich besser.
Wer hat eigentlich festgestellt, dass Sie so viel Talent haben?
Boah, da fällt mir keiner auf Anhieb ein. Meine Familie war der Auffassung, dass ich mit sieben oder acht Jahren schon recht begabt im Golf bin, sportlich war ich ja immer. Jetzt, mit 28, weiß ich nicht, wo mein Limit ist. Ich bin die Nummer 14 der Welt und kratze nur an der Oberfläche dieses Sports. Es ist schwer, das Level immer hochzuhalten. Daran arbeite ich hart, und man wird sehen, wohin das führt.
Golf statt keltisches Feldhockey
Hatten Sie als Kind Vorbilder. Colin Montgomerie oder Tiger Woods?
Bei mir war es Phil Mickelson. Ich habe ihn als Linkshänder, der wilde Sachen auf dem Platz angestellt hat, bewundert.
Wann haben Sie ernsthaft darüber nachgedacht, Profi zu werden?
Die Initialzündung kam während einer Alfred Dunhill Links Championship. Ich war 16 und spielte als Amateur mit Eduardo de la Riva. Da habe ich mich bewusst damit befasst, hörte dann auf mit Shinty (keltische Art des Feldhockey; Anm. d. Red.) und spielte nur noch Golf. Und zwölf Jahre später bin ich hier bei der Porsche Singapore Classic.
Gab es auch einen Exit-Strategie?
Ich hätte wie meine Freunde einen normalen Beruf ergriffen, wahrscheinlich im Handwerk. Den Wechsel ins Profilager hatten wir geplant und zur Umsetzung genügend Geld gesammelt. Das Projekt war auf vier Jahre ausgelegt, und wenn ich es nicht geschafft hätte, hätte ich die weiße Flagge gehisst, aufgehört und eine Ausbildung gemacht. Es kam anders, und nun ich lebe meinen Traum.
Der Traum vom Green Jacket
Ihr Heimatplatz hat den Ruf extrem »tricky« zu sein. Profitieren Sie davon, golferisch so groß geworden zu sein?
Ein klares Ja. Der Platz verlangt ein komplettes Spiel, auf jeder Runde muss man dort sein ganzes Repertoire abrufen. Die Fairways aller Par-4-Bahnen haben nur Schräglagen.
Zwei Top-10-Ergebnisse in fünf Starts bei der Open Championship. Ist das Ihr Major-Favorit?
Ich liebe die Open, und womöglich ist es ein kleiner Vorteil, in Schottland aufgewachsen zu sein. Man kennt die Bedingungen mit dem Wind etc. Aber ich liebe Augusta. Allein die Vorstellung, einmal das Green Jacket zu tragen…
»Ich habe ein fantastisches Team um mich herum, das hilft ungemein. Wir drehen immer wieder an ein paar Stellschrauben, um besser zu werden. Man kann das beste Team haben, aber wenn sie dir nicht die Wahrheit erzählen, ist es nichts wert.«
Robert MacIntyre
Ihre Major-Statistik ist außergewöhnlich mit 13 Cuts bei 15 Starts. Haben Sie ein Geheimnis oder eine spezielle Vorbereitung?
Nein, da gibt es keine Abweichungen. Jeder Pro sucht nach der ultimativen Formel. Es geht darum, bereit und gesund zu sein. Bei den Majors ist man vom ersten Abschlag an unter Druck. Die Ausgangssituation ist anders, weil die Plätze schwer sind. Aussetzer an Löchern müssen tunlichst vermieden werden. Ein Par ist immer gut. Auf der normalen Tour, wenn man sechs Löcher in Folge Par spielt, kann man ganz schnell durchgereicht werden.
„Wir haben eine Generation verloren.“
Welche Ziele haben Sie für 2025 ausgegeben?
Beim Ryder Cup will ich dabei sein. Überhaupt: Ich möchte jeden Ryder Cup spielen, bis ich aufhöre.
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum ausgerechnet das Mutterland des Golfsports derzeit nicht mehr Spieler auf der Tour hat?
Wir haben eine Generation verloren. Jetzt sind wir auf einem guten Weg. Schottland hat einen großen Namen, ist aber mit einer Bevölkerung von 5,5 Millionen doch recht klein. Der Aufwärtstrend hat mit einem Umdenken zu tun: Man hat sich vom Einheitssystem verabschiedet, wo Spieler mit bestimmten Trainern arbeiten mussten. Mittlerweile kann individuell entschieden werden, mit wem man arbeitet, um nach oben zu kommen oder dort zu bleiben.
Was würde es Ihnen und für Schottland bedeuten, ein Major zu gewinnen?
Da wiederhole ich mich gerne: Ich könnte mich sofort als der glücklichste Mensch in den Ruhestand verabschieden. Was ich sicher nicht machen würde. Mit einem Major-Titel wäre meine Karriere komplett.
Und Sie könnten sich aus Ihrer Wahlheimat Orlando verabschieden. Kommen Sie mit den USA und dem Standort mittlerweile besser klar?
Ich genieße es viel mehr, da ich herausgefunden habe, was für mich passt und was nicht. Dinge, die mich letztes Jahr genervt haben, werden mich mein gesamtes Leben stören.
Amateure überschätzen sich bei der Schlägerwahl
Jetzt spielen Sie wöchentlich im Pro-Am mit Amateuren. Was sind deren häufigste Fehler?
Sie nehmen immer die falschen Eisen und sind zu kurz. Amateure überschätzen sich gerne bei der Schlägerwahl. Mein Ratschlag: Club-up!
Ihr Spiel gilt als aggressiv und riskant. Wie würden Sie Ihren Fahrstil im Auto bezeichnen?
Ich fahre gemütlich vor mich hin. Rasen geht gar nicht, das ist meine Konsequenz aus einer schlechten Erfahrung. Ich liebe Autos, würde aber nie ein Risiko auf der Straße eingehen. Beim Fahren muss ich mich wohlfühlen, so halte ich es auch bei meinem Kleidungsstil.
Das ist Robert MacIntyre
Robert MacIntyre
Geboren: 3.8.1996 in Oban (Schottland)
Karriere-Preisgeld*: 15.522.000 USD
Profi seit: 2017
Touren: PGA Tour, DP World Tour
Weltrangliste: 21
Siege: Genesis Scottish Open (2024), RBC Canadian Open (2024), DS Automobiles Italian Open (2022), Aphrodite Hills Cyprus Showdown (2020), Ryder Cup 2023