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Geradeaus wie Paul Casey

Es ist wirklich paradox: Je besser ich golfe, desto schlechter score ich. Ich weiß nicht, wie man es erklären kann. Auf der Range (und oft genug auf dem Platz) beherrsche ich die meisten Flugkurven.

Doch die Kurven arbeiten gegen mich: Der Draw wird zum Hook, der Fade zum Slice. Im Jahr 2004 habe ich in einem Turnier meine erste Par-Runde gespielt. Ich dachte, so rasant ginge es jetzt weiter. Man hielt mich sogar für talentiert – eine dramatische Fehleinschätzung. Denn inzwischen komme ich mit einem relativ hübschen Schwung und allerlei Variationen nicht mehr unter 80 Schläge.

Damals, zu Beginn meiner »Karriere«, beherrschte ich einen turmhohen, gelöffelten Hook, der nicht sehr sexy war, mich aber auf praktisch jedem Golfplatz einigermaßen sicher zum Ziel brachte.

Wenn ich heute am Abschlag stehe, denke ich nach. Lieber einen Fade mit viel Körperdrehung und passiven Händen oder einen Draw schön von innen, mit ganz weichen Unterarmen? Manchmal klappt das. Aber zwei, drei Balle pro Runde fliegen komplett von der Landkarte.

Als ich überlegte, warum es einfach nicht nach vorn geht, fiel mir ein Ratschlag Paul Caseys ein, der Kurven zu einer Sache der Vergangenheit erklärt: »Im heutigen Golf geht es darum, ein Ziel anzuvisieren und den Ball möglichst gerade dahinzubewegen«, sagt er.

Klingt beinahe lächerlich simpel, ich weiß. Aber ich habe es gestern auf neun Löchern ausprobiert. »Zielen und dahinschlagen«, lautete der Schwunggedanke. Und er funktionierte beängstigend gut, die Balle flogen annähernd geradeaus, und selbst schlechte Balle lagen zumindest noch spielbar.

Angenehmer Nebeneffekt: Das Zielen gibt einem eine Pre-Shot-Routine mit. Denn, logisch, man muss ja Maß nehmen.

Für alle Bastler da draußen: Ich weiß genau, was ihr durchmacht. Gebt Caseys Schwungidee eine Chance!