GOLF MAGAZIN holt den Seniorentitel
Vom 51. Rang unter 88 männlichen Teilnehmern ging es für mich – GOLF MAGAZIN-Reporter Marcel Czack (HCP 3,1) – in die Finalrunde der Berlin Open Championship. Das Ziel: Plätze gut machen. Die Taktik: Hop oder Top. Die Geheimwaffe: Ein neuer Putter.
Insgesamt konnte ich nach drei Turnierrunden im Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee mit meiner Leistung ganz zufrieden sein. 74, 76 und 77 Schläge benötigte ich auf dem Par 72-Course und lag damit im (hinteren) Mittelfeld. Angesichts der enormen Stärke des Felds eine respektable Position. Doch irgendwie fehlte mir das spielerische Highlight in dieser Turnierwoche noch; hatte ich doch nach jeder einzelnen Runde das Gefühl, dass eigentlich mehr drin gewesen war. Vor allem auf den schnellen Grüns. 36 Putts im Schnitt waren einfach viel zu viele. So nutzte ich den Donnerstagabend für eine längere Übungseinheit auf dem Puttinggrün am Clubhaus. Ich puttete bis die Sonne unterging und der Rücken schmerzte. Das muss sich doch auszahlen…
Am Freitagmorgen gerät mein Timing etwas durcheinander. Emails beantworten, Online-Tagebuch schreiben, schnell noch frühstücken und zack, ist es viel später als ich geplant hatte. Mir bleiben noch 25 Minuten bis zum Abschlag auf der Finalrunde. Was nun? Ein erfahrener Golf-Fuchs wie ich lässt sich von so einer Planungspanne nicht aus der Ruhe bringen. Immerhin habe ich einige meiner besten Runden nach einem Kaltstart hingelegt. In diesem Zustand der seelischen Ruhe kommt mir dann auch noch ein Geistesblitz, der mich zu einem imaginären High Five mit mir selbst anstiftet: Im Kofferraum liegt noch ein zweiter Putter! Und da die miese Putt-Performance der letzten Tage nun wirklich nichts mit mir zu tun haben kann, muss das „Besteck” gewechselt werden. Wahnsinn Marcel, Du cleveres Kerlchen…
Nach ein paar Luftschwüngen in Nähe des ersten Abschlags und fünf hastig gespielten Übungs-Putts geht es los. Bahn 1 ist mir seit Anfang der Woche ein Dorn im Auge, Doppelbogey, Bogey, Bogey… Das muss doch endlich mal besser gehen. Da das einzig sichere an meinen vermeintlichen Sicherheitsabschlägen der vergangenen Tage ein garantiert versperrter Weg zum Grün war, beschließe ich am Finaltag, jegliche durch Bäume drohende Gefahr zu ignorieren und nehme den Driver. Ich erwische den Ball ganz ordentlich, liege aber – wie könnte es anders sein – vor einem Baum. Ablage, Pitch zu lang, Chip und Putt, Bogey die Vierte… Auch Loch 2 in Wannsee gilt als anspruchsvoll. Doch anders als die 1 gefällt mir diese Bahn; drei solide Pars kann ich bis dato hier verbuchen. Wie immer an diesem Loch zücke ich mein Eisen 3 in dem Vorhaben, einen sicheren „Steuermann” auf das Fairway zu schubsen. Doch irgendetwas ist anders. Der Schlägerkopf sieht aus wie eine Skalpell-Klinge und im Probeschwung frage ich mich, ob der Schaft aus Blei ist oder ich nur so schwach bin. Erfolgreich schlage ich ein Socket rechts in die Bäume. Von dort geht es einhundert Meter weiter aufs Fairway und dann in den Grünbunker. Jetzt reicht es aber mal, meine Laune wird schlechter. Ein fast perfekter langer Bunkerschlag hinter die Fahne mit Backspin lässt mir die Chance, mit einem Bogey davonzukommen. Zum Glück habe ich den anderen Putter dabei, kann nur klappen. Drei Putts später steht das Triple-Bogey auf meiner Karte und ich liege nach zwei Löchern vier über Par. Kaltstart und neuer Putter; grandiose Ideen habe ich manchmal…
Ich nehme mir vor, von nun an überall aggressiv zu spielen und möglichst viele Birdies einzusammeln; immerhin soll es für mich auf dem Leaderboard nach oben gehen und bei dieser Mission half der gekonnte Kaltstart ganz und gar nicht. Tatsächlich gelingen mir an diesem Finaltag noch vier Birdies. Leider aber auch drei weitere Bogeys und ein mit dem Skalpell-Eisen-3 mühsam erarbeitetes Doppelbogey auf dem längsten Par 3 des Platzes (Loch 10, Socket die Zweite…). Zum zweiten Mal in Folge unterschreibe ich eine 77er-Runde (+5). Mein Gesamtergebnis: 74, 76, 77 und 77 Schläge; gleichbedeutend mit 16 Schlägen über Par und dem geteilten 56. Rang im Gesamt-Klassement. Bei den Senioren – drei Teilnehmer sind älter als ich – hole ich sogar den (nicht ausgeschriebenen) Titel.
Fazit
Das Gefühl bleibt: Da war irgendwie mehr drin… Andererseits: Wann ist das schon einmal nicht so?! Mein Handicap hat sich dank der 74 an Tag 1 sogar verbessert: Von -3,4 auf -3,1. Immerhin. Und blamiert habe ich mich auch nicht in diesem starken Feld. Was mir aber vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist die perfekte Organisation und die einzigartige Atmosphäre bei diesem Turnier. Einfach unglaublich, was für ein Event der Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee hier gemeinsam mit den Turniersponsoren Jahr für Jahr auf die Beine stellt. Großartig!
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