Was haben Golf und Politik gemeinsam? Das Überraschungsmoment. Ich erkläre Ihnen gerne, was ich meine. Es ist egal wie routiniert wir auf dem Golfplatz sind und wie groß unserer Erfahrungsschatz ist – man kann darauf wetten, dass irgendwann eine Situation auftritt, die man so noch nicht als Golfer mitgemacht hat. Das trifft auch auf die Politik zu. Plötzlich prescht ein Repräsentant einer Partei mit einer Idee vor, mit der man nicht gerechnet hat und die, weil ernst gemeint, an Aberwitz kaum zu toppen ist.
Böse? Vielleicht. Und das ist der Auslöser. Diese Woche bin ich auf einen Bericht auf NTV mit dem Titel „Wohnungsnot in der Hauptstadt: Berliner Grüne wollen Golfplätze statt Tempelhofer Feld bebauen.“ Die Grünen-Abgeordnete June Tomiak und Kasimir Heldmann, Sprecher der Grünen Jugend Berlin, äußerten ihren Ansatz, um mehr Wohnraum in der Hauptstadt zu schaffen.
Der Ansatz
Statt sich für die Randbebauung des Tempelhofer Feldes (2014 hat sich Berlin per Volksentscheid dagegen entschieden, ) auszusprechen, soll das Land Berlin, die in seinem Besitz befindlichen Flächen, auf denen Golfplätze beheimatet sind, quasi umfunktionieren und dort Wohnraum schaffen. Was für eine Idee.
Ich habe nichts gegen kreative Ansätze, nur versetzen mich falsche und populistische Ansätze in schlechte Laune. Ein Zitat: “Golfplätze sind in Zeiten von Wasserknappheit und Artensterben ein Luxus, der den Spaß weniger über die Zukunftsfähigkeit der gesamten Stadt stellt“, sagte Heldmann und fährt weiter: „Wir müssen uns fragen, ob wir uns diesen Luxus noch leisten können.“ Sind Golfplätze vielleicht ein Hindernis für die Zukuftsfähigkeit des ganzen Landes? Die Argumente der Grünen Jugend sind bestenfalls nur als grotesk zu bezeichnen. Oder dämlich.
Das Wort Artensterben mit Golfplätzen in Verbindung zu bringen, ist gänzlich falsch. Entschuldigen Sie, Herr Heldmann, bevor Sie den Grünen Wohnungs-Helden oder -Retter von Berlin spielen wollen, hätten Sie einfach mal Ihre Hausaufgaben machen sollen. Beispielsweise mit dem Umweltministerium in Baden-Württemberg in Kontakt treten. Letzteres wird von einer Ministerin Ihrer Partei geführt und diese Behörde hat ein außerordentlich gutes Verhältnis zu den Golfern. Das gilt auch für Bayern mit Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). Da gibt es seit Jahren eine Kooperation, die Blühpakt-Allianz. In den südlichen Bundesländern ist man offensichtlich einen Schritt weiter: Man ergänzt sich und bekriegt sich nicht. Die Hauptthemen sind Naturschutz, Biodiversität, Förderung der Artenvielfalt.
Was mich grundsätzlich stört, ist dieses oberlehrerhafte Verhalten und das, so kommt es mir vor, gezielte Auslösen von Neiddebatten. Man redet gerne und viel von Toleranz und Achtung, doch sobald sich eine Chance bietet, mittels Neid die Bevölkerung vermeintlich auf ihre Seite ziehen zu können, ist’s schnell aus mit der Toleranz. Glaubt ein vernünftiger Mensch ernsthaft, dass sich die Grünen in Berlin getraut hätten, Fußballplätze oder Tennisclubs für Bauprojekte vorzuschlagen? Bestimmt nicht. Da wäre der Gegenwind so heftig geworden, dass es den ein oder anderen Handelnden aus dem Amt gefegt hätte. Bleiben also, wie so oft, die Golfer.
Noch was: Die Golfplatz-Betreiber und -Inhaber investieren verdammt viel Geld in das Thema Nachhaltigkeit. Ihnen, liebe Kommunalpolitiker aus Berlin, dürfte gänzlich fremd sein, dass man beispielsweise auf andere Grassorten setzt, die weniger Wasser benötigen. Ich spare es mir, die Liste an Initiativen zu ergänzen. Einen Punkt habe ich vergessen: Golfer veranstalten jedes Jahr unzählige Charity-Turniere (ebenso in Berlin) – bei diesen Events werden mehrere Millionen eingespielt und an wohltätige Organisationen weitergegeben.
Für mich bleibt am Ende nur eins hängen. Real-Politik scheint bei den Grünen auf dem Index zu stehen. Und Das muss man sich erst einmal leisten können. Weil wir uns schon in der Berliner Fabelwelt aufhalten: Mitten in Berlin gibt es doch den Tiergarten. Da könnte man …..