Spielen wir noch Golf oder schon Gameboy? Manche Traditionalisten stellen sich genau diese Frage. Ihnen geht der Trend zu technischen Geräten auf dem Platz zu weit. Sie führen den „Spirit of the Game“ an und verteufeln jedes moderne Hilfsmittel als Hexenwerk. Früher hätte man ja auch gutes oder vielleicht sogar besseres Golf gespielt, auch ohne diese ganzen Golf Entfernungsmesser am Arm und in der Hosentasche.
Auf der einen Seite haben diese Kritiker Recht. Die Golfer der Vergangenheit quälten sich mit tomatengroßen Persimmonholz-Köpfen und ohne technischen Schnickschnack über die Runden und spielten, gemessen an den durchschnittlichen Handicaps von damals und heute, sogar besser.
Aber andererseits sind wir doch mal ehrlich: Das Spiel mit HighTech macht doch viel mehr Spaß, ob wir es nun wirklich brauchen oder nicht. Im Zeitalter von digitaler Lebenskontrolle mittels Smartphone (Schlaftracker, Kalorienzähler und auch Golf-Entfernungsmesser) steht der Spaßfaktor im Vordergrund.
Das Messen schult unser Auge
Kein Flight, in dem nicht gelasert oder gefunkt wird
In den letzten fünf Jahren ist der Golf Entfernungsmesser Markt förmlich explodiert. Heute sieht man keinen Flight mehr, in dem nicht gelasert oder gefunkt wird. Doch wie verlässlich und praktikabel sind die verschiedenen Produkte?
Kennen Sie nicht auch diese Situation: Vier Spieler messen eine bestimmte Entfernung, dabei hat jeder einen anderen Golf Entfernungsmesser. Dennoch kommt immer ein anderen Ergebnis heraus, aber wie kann das sein?
Wir wollten es genau wissen und haben uns von bekannten Herstellern ihre aktuellen Top-Modelle zum Testen zuschicken lassen. An einem bewölkten Septembertag sind wir im Golf & Country Club Hamburg-Treudelberg an drei verschiedenen Par 3-Löchern aktiv geworden (gemessen wurden jeweils die Entfernungen zu Anfang, Mitte und Ende des Grüns vom Herrenabschlag Gelb).
Golf Entfernungsmesser: Mit Profigeräten getestet
Jedoch nicht ohne fachmännische Unterstützung. Mit von der Partie war Nico Zarenko, Bauingenieur vom Hoch & Tie auunternehmen HERR & POLITZ aus Hamburg, mitsamt seinem Profi Equipment. Wir wollten eine verlässliche und geprüfte Refernz im Test und daran mussten sich alle der getesteten Golf Entfernungsmesser messen lassen. Bei dem verwendeten Messgerät unseres Experten handelt es sich um eine Totalstation (Trimble SPS700 Robotic Station; Neupreis ca. 30.000 €). Totalstationen sind vom Grundaufbau Theodolite und besitzen zusätzlich u. a. eine Entfernungsmesseinrichtung.
Der Vorteil der verwendeten Totalstation ist die Vollautomatik des Gerätes. Die Station wird ferngesteuert und hält automatisch Sichtkontakt zum Reflektor. Auf einem Golfplatz war dieses Gerät zum ersten Mal und wirkte ein wenig wie ein Formel 1-Wagen im täglichen Straßenverkehr, im Vergleich zu den erschwinglichen Golf Entfernungsmessern.
Am ehesten konnten da noch die Laser mithalten. Mit dem Laser visiert man die Fahne an, wobei Prismen in den Fahnenstöcken sehr hilfreich sein können (Kostenpunkt pro Fahne: ca 15 bis 75 € je nach Ausführung) oder einen beliebigen Punkt an und bekommt sofort die exakte Entfernung angezeigt. In Sachen Präzision unschlagbar, das hat uns auch unser Test bestätigt.
Dank neuer Technologie braucht man zum Lasern auch kein ruhiges Händchen mehr. Pin-Hunter- und Schlechtwettermodus, 7-fach-Vergrößerung, Dioptrienanpassung, sowie optische und akkustische Signale erleichtern die Bedienung. Nicht nur bei offiziellen Wettkämpfen macht ihr Einsatz Sinn, sondern auch im Training!
GPS-Uhren: Ideal für die Smartphone-Generation
Die populärsten Golf Entfernungsmesser sind neben den bewährten Handhelds ohne Frage GPS-gesteuerte Uhren. Ihr großes Plus ist die Handhabung, die Ideal für die Smartphone-Generation ist: Einfach Auspacken und loslegen. Dabei genügt ein Blick auf die Uhr für die gewünschte Entfernungsangabe. Die Smartphone-Generation möchte aber auch Touchen und Wischen, doch die meisten GPS-Uhren werden leider noch mit Knöpfen bedient.
In der Regel sind die meisten Plätze vorinstalliert und Updates erfolgen am Rechner. Von den Ergebnissen variieren die einzelnen Modelle stark, teilweise sogar um die für die Schlägerwahl kritischen zehn Meter. Gründe hierfür liegen in der Herkunft der Daten und manchmal auch in der durch z. B. Wetter beeinflussten Empfangbarkeit von Daten.