Und Waack entschied. Er ließ 2010 nicht locker, als 76 Distributeure aus der ganzen Welt dem von ihm forcierten Ecco Street eine Horrorprognose gaben. Dann trug Fred Couples den Schuh mit farbiger, spikeloser Sohle beim US-Masters. Gerade 50 Jahre alt geworden, spielte der Publikumsliebling um den Sieg mit. Waack erinnert sich: „Ab dem Moment war in der Golfschuhindustrie nichts mehr wie vorher. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut.“
Am Montag darauf war Ecco das elft meist gegoogelte Wort der Welt. Zwischen 9 und 10 Uhr morgens riefen 57 der 59 dänischen Vertragspartner an. Sie brauchten Schuhe. Der Rolex-Boss in New York schrieb Waack eine E-Mail: „Dear Michael, HELP!“ Die Schuhe wurden bei eBay für 420 Euro verkauft. Es gab keine mehr. Es folgte ein Hype. Drei Jahre lang schaffte Ecco es nicht, so viele Schuhe zu produzieren, wie verkauft wurden. „Das hast du im Leben nur einmal“, sagt Waack.
Inzwischen hat der Golfboss viele Kühe weltweit selbst gesehen, die für die hauseigenen Gerbereien der Firma ihr Leder lassen sollten. 260 Tage im Jahr ist er unterwegs. Woran sein Erfolg gemessen wird, weiß er selbst nicht immer genau. Zahlen, ja klar. Oft wichtiger ist Image. Wie sehr trägt ein Golfschuh dazu bei, dass die Leute auch Ecco-Straßenschuhe kaufen? Waack ist froh, dass seine Firma auf die Ausbildung junger Leute aus der ganzen Welt setzt. Die machen in London, Paris und Shanghai den Standortnachteil wett, den Ecco mit dem beschaulichen Süddänemark hat. „In Tønder geht nix“, weiß der Hamburger aus Erfahrung. Sechs Jahre lebte er unter der Woche auf dem Firmengelände. Doch trotz hauseigener Sports Farm mit Driving Range zieht es den seit 24 Jahren glücklich verheirateten Waack inzwischen mehr in die eigenen vier Wände. Für die Arbeitstage in Dänemark hat er sich mit Ehefrau Marina in Süderlügum gleich hinter der Landesgrenze etwas Kleines gemietet. Sie begleitet ihn oft auf Weltreise. Ecco hat nichts dagegen. „Die Dänen sind grundsätzlich relaxter. Ich habe seit Ecco nie mehr schlechte Laune“, sagt Waack. Er selbst sei inzwischen halber Däne. Laut einer Umfrage der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen gelten die Dänen als glücklichste Menschen Europas. „Bei Ecco passt die deutsch-dänische Mischung“, sagt Waack, „niemals auf Erfolgen ausruhen und gleichzeitig auch ausgelassen feiern können.“
Sein Lebenziel formulierte er anfangs so: „Vier Tage die Woche an der See Golf spielen, drei Tage arbeiten. Das ging total in die Hose“, resümiert er beim letzten Krümel Käsebrötchen. „Es fühlt sich aber trotzdem ein wenig so an.
Im nächsten GOLF MAGAZIN 12/2015, erscheint am 25. November, erfahren Sie auch mehr über die neuen Ecco-Golfschuhmodelle.
Hier zum Video: Fore! Das GOLF MAGAZIN Video-Interview mit Max Kiefer