Dominic, wie ist das Leben als Golf-Profi? Hast du es dir leichter oder schwerer vorgestellt?
Ganz ehrlich, bis jetzt habe ich nichts gesehen, was wirklich leicht war! Doch insgesamt habe ich es mir schon so ähnlich vorgestellt, wie ich es jetzt erlebe. Zugegeben, das Niveau auf der Challenge Tour ist doch höher, als ich erwartet hatte. Ich merke auch, dass es vor allem mental ziemlich anstrengend ist, fünf oder sechs Turniere hintereinander weg zu spielen.
Was hat dich am Profi-Dasein am meisten überrascht?
Es ist unglaublich, was ein einziger Schlag ausmachen kann. So komisch es klingt: Ein Schlag im ganzen Turnier oder sogar über die Saison kann über einiges entscheiden..
Was hältst du für deine große Stärke?
Eigentlich ist mein Spiel ziemlich gut in Balance. Technisch gesehen kann ich die verschiedensten Schläge ausführen, und mental gesehen kann ich mich auf der Runde, wenn etwas schief läuft, gut erholen und schnell abhaken.
Aber es gibt doch bestimmt irgendeinen Bereich, von dem du sagst: Da fehlen mir noch ein paar Prozent zur absoluten Spitze?
Klar, ich würde gerne alle Bereiche meines Spiels noch besser machen, also noch mehr Fairways und Grüns treffen, noch näher an den Fahnen sein und natürlich mehr Putts lochen – wer will das nicht? Ich glaube, man kann nie aufhören, sich zu verbessern!
Technisch scheint es wenige Unterschiede zwischen Spielern auf der Challenge Tour und der European Tour zu geben. Was glaubst du, was den Unterschied ausmacht?
Es ist schwer das pauschal zu sagen, aber ich denke, dass ein erfolgreicher Tour-Spieler ein besseres Gesamtpaket hat…
Was meinst du damit?
Die Schwünge mögen technisch gesehen sehr ähnlich sein, aber der erfolgreiche European-Tour-Spieler hat ein solideres langes Spiel. Und um das Grün und aus schwierigen Lagen ist er besser. Insgesamt kommt er gerade auf schwierigeren Plätzen besser zurecht als ein Challenge-Tour-Spieler.
Betreibst du bestimmte Entspannungstechniken oder sonstiges mentales Training?
Ich habe Glück, denn generell bin ich ein ziemlich entspannter Typ. Aber falls es mal nicht so ist, dann mache ich Atemübungen. Mentales Training mache ich nicht, aber mit meinem Vater bespreche ich vieles, und dieser Austausch hilft mir, mental fit zu bleiben.
Apropos: Dein Vater ist bei jedem Turnier und auch beim Training dabei…
Ja, er ist mein Coach und Caddie.
Was antwortest du auf all jene Leute, die das kritisieren?
Die Leute, die das kritisieren, realisieren vielleicht nicht, wie wichtig mein Vater für mein Golf ist. Er ist mein Coach und kennt mich und mein Spiel so gut wie kein anderer. Alleine die vielen Gespräche nach den Runden und während des Trainings helfen mir, jeden Tag ein besserer Golfer zu werden.
Mein Vater gestaltet das Training sehr strukturiert und angepasst an mein Spiel, was mir sehr hilft. Ich kann von ihm noch sehr viel lernen.
Er macht für mich Caddie, und das funktioniert auch sehr gut. Dazu kommt, dass wir uns sehr gut verstehen und viel Spaß miteinander und unterwegs haben.
Hast du golferische Vorbilder?
Mein größtes Vorbild war immer Tiger Woods. Er ist einfach für mich der beste Spieler aller Zeiten. Tiger konnte jeden Schlag und hat die entscheidenden Schläge und Putts gemacht wenn er es musste und das finde ich sehr beeindruckend.
Glaubst du an ein Comeback von Tiger?
Schwer zu sagen, aber ich hoffe es wirklich sehr!
Welchen aktuellen Top-Spieler der Welt hältst du für den stärksten?
Jason Day. Bei ihm stimmt einfach alles, und das auf einem sehr hohen Niveau.
Hast du gleichaltrige Freunde, die Golf doof finden und überhaupt nicht kapieren, was du da machst?
Meine Schulfreunde fanden Golf und das, was ich mache, immer gut und haben sich auch immer dafür interessiert, wo ich spiele und wie die Ergebnisse sind. Ich habe sie auch mal auf die Driving-Range mitgenommen und sie haben definitiv Spaß dabei gehabt.
Spielen ein paar deiner Freunde jetzt auch selbst?
Ja, ein oder zwei sind tatsächlich drangeblieben!
Hattest du als Kind Poster oder Fotos von Golfern an den Wänden deines Zimmers, so wie andere sich Popstars oder Schauspieler aufhängen?
Ich hatte nur Poster von Tiger Woods…
Du bist ja die "Generation YouTube – aufgewachsen mit Internet und Social Media. Schaust du dir manchmal auf Youtube Schwünge der Stars an oder googelst gar Schwungtipps?
Als Kind habe ich mir oft Schwünge von Tiger Woods angeschaut, aber seit ein paar Jahren mache ich das nicht mehr. Vielleicht erwische ich mal per Zufall die eine oder andere Schwunganalyse im Fernsehen oder in Social Media. Schwungtipps habe ich aber nie gesucht.
Hast du ein spezielles Fitnessprogramm?
Wenn ich nicht auf Turnieren bin, gehe ich regelmäßig ins Gym und da mache ich Übungen für den gesamten Körper, insbesondere für die Beine. Während der Saison hat man meistens kein Gym in den Gegenden, wo die Turniere stattfinden, deshalb mache ich viel mit Therabändern und mit dem eigenen Körpergewicht. Ich sorge dafür, dass mein Körper beweglich und gedehnt bleibt.
Du hattest als Amateur ein Fabel-Handicap von +6. Wenn das jemand hört, dann denkt er, dass dieser Spieler die European Tour auseinander nehmen wird. Wie würdest du jemandem den Unterschied zwischen Spitzengolf auf Amateurniveau und Profigolf beschreiben?
Der Unterschied ist riesig! Das ist wie ein anderes Spiel! Die Plätze sind länger, die Fairways enger, die Grüns viel schneller, die Fahnen stecken meistens schwer, und das Spielerfeld ist natürlich viel stärker! Es passiert auch oft, dass man zwei Runden unter Par spielt und schafft noch nicht mal den Cut.
Steckbrief
• Geb. am 3. September 1997 in Karlsruhe
• Mit 15 Jahren jüngster Golfer mit einer Top-40-Platzierung auf der European Tour (Nelson Mandela Championship)
• Siege mit Platz- und Altersrekorden bei der German Match Play Championship, der French International Boys Championship, der German International Boys Championship und der German Junior Championship
• Mit 15 Jahren Handicap +6
• Mit 17 Jahren Debüt als Professional und Sieg bei der GANT Open (Challenge Tour)