SAP-Gründer im Interview zu seinem 80. Geburtstag
Bewegte Zeiten sind es für uns alle, Dietmar Hopp, der Gründungspräsident und Mäzen des Golf Club St. Leon-Rot, stand aber schon vor dem Beginn der Corona-Krise mehr im Rampenlicht, als ihm das lieb gewesen sein dürfte. Dann noch der Wirbel um das Tübinger Unternehmen CureVac, an dem er beteiligt ist. Dieses forscht intensiv nach einem Medikament gegen Covid-19.
Golf Journal: Wir als Golfzeitschrift wollen natürlich vor allem über Golf sprechen, können allerdings nicht die aktuellen Ereignisse außen vorlassen. Daher erst einmal die Frage an den Unternehmer Dietmar Hopp: Wie sehr wird sich die Corona-Problematik auf die Wirtschaft niederschlagen?
Dietmar Hopp: Es wird sicher für die meisten Unternehmen sehr schmerzlich werden, einzelne Branchen sind besonders betroffen. Da die Dauer dieser Einschnitte noch nicht absehbar ist, verbieten sich Spekulationen über die Ausmaße. Aber ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass unsere Wirtschaft nach der Krise wieder Fahrt aufnehmen kann und wird.
Golf Journal: Und wie sehr glauben Sie, wird das – ohnehin etwas kränkelnde – Golf-Business in Deutschland darunter leiden?
Dietmar Hopp: Zwar hat die Saison noch nicht wirklich begonnen, jedoch sind heute insbesondere Golflehrer, Clubrestaurant und Pro-Shop-Betreiber in einer schwierigen Situation. Nun brauchen auch die Clubs die Solidarität der Kunden. Vielleicht tut diese »verordnete Entschleunigung« den Menschen so gut, dass eben mehr die Vorzüge des Golfsports erkennen und zukünftig nutzen wollen. Dann wäre die aktuelle Situation sogar auch eine Chance für unseren Sport!
Dietmar Hopp über St. Leon-Rot in Zeiten von Corona
Golf Journal: Welche Folgen hat die Corona-Krise konkret für Ihren Club?
Dietmar Hopp: Unser Club hat umgehend geschlossen. Das Greenkeeping-Team nutzt nun die Möglichkeit, den Platz bestmöglich auf die Saison mit zusätzlichen Pflegemaßnahmen vorzubereiten, selbstverständlich in kleinen, autonomen Teams. Die restliche Belegschaft arbeitet nun überwiegend im Home-Office. Themen wie Kurzarbeit bemühen wir uns im Sinne der Mitarbeiter so lange wie möglich zu vermeiden.
Golf Journal:Mal abgesehen davon, mit welchen Gedanken blicken Sie auf den Golfclub St. Leon-Rot?
Dietmar Hopp: Ich erfreue mich an unserer Entwicklung der vergangenen 23 Jahre. Der Club hat eine aktive Mitgliedschaft, und wir sind ein sportlicher Club, der aber auch die Vorzüge der Geselligkeit eines Clublebens genießt. Unsere Offenheit und die Qualität der Anlage locken zahlreiche Gäste an, die unser Clubleben bereichern. Unsere Jugend entwickelt sich atemberaubend und prägt den Charakter unseres Clubs entscheidend mit. Das ist wunderbar!
Golf Journal: Zwei tolle 18-Löcher-Plätze, ein 9-Löcher-Kurs, Golfhalle, eine gigantische Range, Kraftraum, Übungsanlagen für alle Bereiche des Spiels, seit kurzem auch noch ein Internat für Spitzentalente: Fehlt Ihnen persönlich noch was in Ihrem Club?
Dietmar Hopp: Die Jugendförderung lag mir immer am Herzen. Viele der aufgezählten Merkmale unserer Anlage sind eben für die Jugend in dieser Qualität und Quantität entstanden. Ich gestehe aber, dass auch wir erwachsenen Mitglieder mit Freude davon profitieren. Es hat mir nie etwas gefehlt, und heute sind wir auch im internationalen Vergleich einzigartig aufgestellt. Aber wir werden weiter wachsam, innovativ und dynamisch bleiben, so wie wir es seit Beginn waren.
Dietmar Hopp über seine Stiftung
Golf Journal: Über Ihre Stiftung fördern Sie Jugendliche in vielen Sportarten. Was macht Golf für Jugendliche Ihrer Meinung nach zu einer attraktiven Sportart?
Dietmar Hopp: Augenscheinlich ist Golf eine Individualsportart, die aber gut in Team-Formaten funktioniert, ob im Training oder im Wettkampf. Es macht Spaß, den Ball weit und präzise zu schlagen, besonders, wenn es gut klappt. Es bedarf einer guten Koordination, Athletik und mentaler Stärke, auch weil Golfer eigenverantwortlich die Regeln einhalten müssen. Das schafft früh viel Verantwortung und Handlungsspielräume, was vielen Kindern gefällt. Es gefällt ihnen auch, in der Natur zu sein, und das bei »Wind und Wetter«. Letztlich sind es für viele die Wettkämpfe, die von lokalen bis zu internationalen Turnieren bestritten werden. Das sind tolle Erlebnisse, die zusätzlich Spaß machen und über Erfahrungen das Talent wachsen lassen. Das sind die Gründe, warum Kinder gerne Golf spielen, warum Kinder allgemein gerne Sport treiben.
Golf Journal: Dennoch zeigen die Zahlen des DGV deutlich, dass Jugendliche sich immer weniger von Golf angesprochen fühlen. Was kann man Ihrer Ansicht nach dagegen unternehmen?
Dietmar Hopp: Leider kann sich der Golfsport diesem gesellschaftlichen Phänomen, welches alle Sportarten trifft, nicht entziehen. Die Jugend hat heute viel weniger Zeit, ist ständig verplant und hat mit vielen und neuen Angeboten eine schier unbegrenzte Angebotspalette. Es ist eine Reizüberflutung festzustellen. Aber eines bleibt: Die Jugend macht, was ihr Spaß macht, und eben da müssen wir noch bessere Lösungen in den Clubs finden und unseren Sport stets attraktiver gestalten. Es lohnt sich, in die Jugend zu investieren, denn sie ist unsere Zukunft!
Der SAP-Gründer: "Ich sehe viele Chancen für unseren Sport"
Golf Journal: Überhaupt scheint ja im Golf ein wenig die Luft raus zu sein in unserem Land: Immer öfter hört man von Mitgliederschwund, Turniermüdigkeit, jetzt auch vereinzelt von schweren wirtschaftlichen Problemen bis hin zum Konkurs von Anlagen. Was sollte getan werden, um Golf wieder beliebter zu machen?
Dietmar Hopp: Der Golfsport wird von weit über einer halben Million Menschen in unserem Land betrieben. Er ist also schon heute beliebt. Die Frage ist, welche gesellschaftliche Durchdringung möglich ist, denn alle werden wir nie erreichen. Das schafft noch nicht mal der Fußball. Aber es gilt, sich auf die Stärken unserer Sportart und unserer Clubs und Anlagen zu besinnen. Wir schaffen Naturerlebnisse, wir entschleunigen, wir bewegen Menschen aller Altersgruppen, was nachweislich auf die Gesundheit einzahlt, wir schaffen Geselligkeit und bieten gleichzeitig Rückzugsmöglichkeiten. Es gibt den Wandel unbestritten, aber ich sehe viele Chancen für unseren Sport, auch zukünftig Freunde zu gewinnen.
Golf Journal: Golf gilt in Deutschland immer noch als Sport der Wohlhabenden und hat weiter mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Wie kann man diesen entgegentreten?
Dietmar Hopp: Indem sich die Golfclubs noch mehr öffnen und das Kennenlernen über niederschwelligen Einstieg erleichtern, beispielsweise mit einem Tag der offenen Tür oder Familienangeboten.
Golf Journal: In St. Leon-Rot und Umgebung ist die Golfanlage unserer Einschätzung nach bestens akzeptiert. Bei unseren Besuchen konnten wir viele Menschen sehen, die die Rad- und Wanderwege nutzen. Viele andere kommen auch als Nicht-Golfer zum Essen ins Clubrestaurant. Ist das der richtige Weg, um die Menschen besser »abzuholen«?
Dietmar Hopp: Ich denke schon. Die Menschen, die anfangs nur zum Essen oder Radfahren vorbeikommen, merken schnell, dass hier eine schöne Atmosphäre herrscht, dass man freundlich und respektvoll miteinander umgeht. So kann man einige für den Golfsport gewinnen.
Golf Journal: Jetzt mal zum Sport: Der Golfclub St. Leon-Rot war im Amateurgolf in Deutschland jahrelang das Maß der Dinge, zumindest bei den Herren ist nun ja seit längerer Zeit eine Durststrecke zu überwinden – wie sehr wurmt Sie das?
Dietmar Hopp: Da ich täglich sehe, wie sehr sich die Talente engagieren, wünsche ich allen stets auch die Anerkennung ihres Einsatzes durch Erfolge. Als Club waren wir vor zehn Jahren sehr stark bei den Herren, heute sind wir es bei den Damen. Diese Zyklen kenne ich aus dem Sport, und sie gehören dazu. Entscheidend ist, dass wir eine tolle Jugend haben, sehr engagierte Trainer, ehrgeizige Ziele und gute Entwicklungskonzepte sowie eine herausragende Anlage. Die Erfolge der Herren werden auch wiederkommen, ich freue mich darauf.
Der Solheim Cup 2015 zu Gast in St. Leon-Rot
Golf Journal: Und im Profi-Golf? Sie haben vor fünf Jahren, auch mit hohem persönlichem und finanziellem Einsatz, den Solheim Cup ausgetragen. Hat sich das für Ihren Club positiv bemerkbar gemacht?
Dietmar Hopp: Für unseren Club, wie auch für Golf-Deutschland, war das eine ganz tolle Erfahrung, die uns viel Spaß gemacht hat. Unsere Mitglieder haben dieses Event mitgetragen, und die Jugend hat »die Leistungssportwelt auf höchstem Niveau« hautnah erlebt. Dankbar und auch stolz blicken wir auf dieses Highlight unserer Clubgeschichte zurück.
Golf Journal: Auch die European Tour war in St. Leon-Rot zu Gast, und bei der Deutsche Bank / SAP Open spielten fantastische Spieler, unter anderem ja Tiger Woods. Können Sie sich vorstellen, wieder einmal ein Profi-Turnier im Club zu haben, oder überwiegen die Nachteile einer solchen Veranstaltung?
Dietmar Hopp: Solche Turniere sind großartig, weil sie zugleich die beste Werbung für den Golfsport sind. Auf der anderen Seite erfordern sie auch hohen organisatorischen Einsatz und fordern die Anlage. Wir haben in St. Leon-Rot eine gute Infrastruktur und können große Turniere ausrichten, für die Zukunft will ich deshalb nichts ausschließen.
Dietmar Hopps größte Leidenschaft ist und bleibt der Fußball
Golf Journal: Zum Abschluss noch zwei persönliche Fragen: Sie waren Fußballer, Tennisspieler und sind Golfer. Alles haben Sie, so war das zu lesen, immer mit großer Begeisterung gespielt. Welcher Sport war oder ist Ihnen der liebste – und warum?
Dietmar Hopp: Jede Sportart hat ihre eigene Zeit. In meiner Jugend habe ich leidenschaftlich Fußball gespielt. Später war ich vom Tennissport fasziniert, und dann bin ich dem Golfsport »verfallen«. Auch wenn ich heute nur noch den Golfsport ausübe, so ist meine größte Leidenschaft wohl der Fußball geblieben. Diese Mannschaftssportart habe ich in meiner Jugend ins Herz geschlossen und bin heute beeindruckt, wie schnell und präzise der heutige Fußball ist, obgleich sich das Wesentliche dieses Sports nicht verändert hat.
Golf Journal: Und was haben Sie sich für Ihr eigenes Golfspiel noch vorgenommen?
Dietmar Hopp: Besser zu werden, mehr Zeit für das Golfen zu finden, geduldiger mit mir selbst zu sein und das Spiel zu genießen. Leider gelingt mir das noch nicht immer, ich bleibe dran.
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