Nichts außer Lernen und Golf
Der 28-Jährige hält sich bei dem Thema inzwischen zurück: „Auch wenn ich es
gesagt habe, hätte ich nie geglaubt, dass ich die Spitze der Weltrangliste irgendwann erreichen würde. Lasst uns nicht mehr darüber reden. Ich möchte mich darauf konzentrieren, so gut wie möglich
zu spielen. Alles andere kommt von allein.“
Golf hat Day, wie er selbst sagt, gerettet.
Als Jason elf Jahre alt ist, fängt er an zu trinken, nachdem sein Vater Alvin an Krebs gestorben war. Seine Mutter schickt ihn auf ein Internat, auf dem es nichts gibt außer Lernen und Golf. Jason verbeißt sich in den Sport, der ihm als einziger Ausweg erscheint. Day: „Ohne den frühen Tod meines Vaters wäre ich nicht der geworden, der ich jetzt bin.“ Heute gehört er mit einer durchschnittlichen Drivelänge von 286 Metern zu den Longhittern der Tour. Im Vergleich zu Jordan Spieth hat er meistens ein oder zwei Eisen weniger in der Hand für die finalen Annäherungen.
Deshalb ist „Jaydee“ auf solchen Plätzen richtig stark, die schnelle, harte Grüns haben, die präzise angespielt werden müssen. Kurse also wie in Augusta, wo Jason bereits einmal Zweiter (2011) und einmal Dritter (2013) wurde; oder bei der US Open, die er zweimal (2011; 2013) als Zweiter beendete. Sein nächster Majorsieg dürfte also nur eine Frage der Zeit sein.
Rickie Fowler ist aktuell die Nr. 6 der Welt! Stellt sich die Frage: Warum haben wir ihn in dieses muntere Quartett aufgenommen und nicht Bubba Watson, die amtierende Nr. 4? Oder Henrik Stenson, die aktuelle Nummer 5? Weil Fowler
in den vergangenen zwei Jahren, mit denen die Weltrangliste rechnet, zum Beispiel erfolgreicher war
als der Linkshänder aus Bagdad/Florida; obwohl der im April 2014 sein zweites US-Masters gewonnen hat. Auch vom Alter und seiner noch immer jugendlichen Art passt Fowler deutlich besser zu unseren anderen drei „Jungpros“. Die werden von vielen Experten in den USA schon als die „New Big Three“ gefeiert – analog zum Triumvirat aus Jack Nicklaus, Arnold
Palmer und Gary Player, das die erwachende Welt des Profigolfs in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren dominiert hat.
Warum spricht niemand von den „Big Four“? Weil Fowler das fehlt, was einen Golfer wirklich zu einem der Großen macht – ein Majorsieg, gern auch zwei oder mehr! McIlroy hat vier, Spieth seit diesem Jahr zwei, Day seit August einen. Fowler, von seinen Freunden „Steek“ genannt, war 2014 viermal dicht dran: Fünfter beim Masters (sechs Schläge auf Bubba Watson), Zweiter bei der US Open (acht auf Martin Kaymer) wie auch bei der British Open (zwei auf Rory McIlroy) sowie Dritter bei der US PGA Championship (zwei auf Rory McIlroy).
Am meisten überschätzt…
Dennoch, und das verblüfft, kürten ihn
die liebenswerten Kollegen im Frühjahr zum „am meisten überschätzten Spieler“ der Tour! Fowler, ob seiner meist sehr farbenfrohen, durchgestylten Kleidung ohnehin nicht zu übersehen, antwortete auf seine Weise. In überzeugender Manier gewann er die Players Championship, das selbsternannte „5. Major“ in Sawgrass. Im Laufe des Jahres kamen weitere Siege bei der Scottish Open (der Mann kann also auch Links-Golf) und der Deutsche Bank Championship dazu. Belohnung: Platz 6 in der Weltrangliste, wenn auch mit deutlichem Abstand auf die ersten Drei. Stört es ihn, dass er bei den „Big Three“ nie mitgenannt wird? Fowler hält sich da bedeckt: „Ich möchte so gut werden, wie es nur geht, und gern auch eines Tages der beste Spieler der Welt sein. “
Warum nicht? Die anderen drei haben bewiesen, wie schnell das gehen kann.