Wie von Sinnen hüpft Rolf Baginski auf einem filigran wirkenden Stück Holz herum, das vor ihm auf dem Werkstattboden liegt. Der stattliche Mann bringt locker 90 Kilo auf die Waage. Doch nichts passiert. Zufrieden hebt Baginski den glänzenden Stab auf und zeigt, dass dieser die vermeintliche Malträtierung spurlos überstanden hat.
Wie kann das sein? Zum einen handelt es sich gar nicht um Holz im engeren Sinn, sondern um einen von Hand gefertigten Schaft aus Bambus; und der gehört, botanisch gesehen, zur Familie der Gräser. Zum anderen ist Rolf Baginski ganz und gar nicht von Sinnen. Sondern ein echter Experte für die handwerkliche Verarbeitung dieses hauptsächlich in China wachsenden Naturstoffs. „Bambus ist unglaublich widerstandsfähig und kann es, was Druck und Zugbeanspruchungen betrifft, sogar mit Stahl aufnehmen“, erklärt Baginski.
„Rolf Baginski – Design & Bau gespließter Fliegenruten“ steht auf dem Klingelschild des Stadthauses im Bremer Stadtteil
Peterswerder, in dem der 62-Jährige lebt und arbeitet. Vor über 30 Jahren begann der leidenschaftliche Fliegenfischer damit, hobbymäßig eigene Angelruten aus Bambus herzustellen. Gespließte – wie der Kenner sie nennt – gelten auch heute, zirka 150 Jahre nach ihrer Erfindung, bei vielen Fischern als Maß aller Dinge im Bau von Angelruten.
Handwerkskunst mit Tradition
Dabei wird ein Bambusrohr der Länge nach in sogenannte Spleiße gespalten, die in einem aufwendigen Verfahren mit vielen Arbeitsschritten bearbeitet und schließlich zusammengeleimt werden. Beigebracht hat sich Baginski diese alte Handwerkskunst selbst. „Fachlektüre zu dem Thema gab es damals kaum“, erinnert er sich. Mit Talent und Hingabe machte
er sich einen Namen in der Szene. Nicht nur in Deutschland und Europa sind seine handgefertigten Bambusruten heiß begehrt. Auch in den USA, dem größten Markt für das Fliegenfischen, sind die „fly-rods“ der Marke Baginski gefragt.
Bis zu 4.000 Euro kosten die Unikate.
Unter seinen Kunden sind Prominente wie Hollywood-Schauspieler Kevin Costner und Musiklegende Eric Clapton. Aber auch „Normalos“, die für die Anschaffung manchmal lange sparen müssen.