Vor dem Flagship-Store in Costermano, ganz in der Nähe vom Gardasee prangt direkt hinter dem Ortsschild ein großer Ball mit dem Chervò-Schriftzug. Doch in dem grün-weiß gestrichenen Gebäude befindet sich nicht der Vorzeigeshop der italienischen Modemarke, sondern auch das Headquarter des Unternehmens. Von hier führen die beiden Brüder Peter und Manfred Erlacher gemeinsam mit ihren 37 Mitarbeitern vor Ort ihr erfolgreiches Unternehmen. Und dabei erfüllt jeder Bruder seine ganz eigenen Aufgaben. Während sich Manfred Erlacher als Geschäftsführer um die Zahlen kümmert, ist Peter Erlacher der kreative Kopf der Firma.
In seinem Studio im Chervò-Headquarter zeichnet er mit einem Bleistift seine ersten Design-Ideen, bevor sie sein sechsköpfiges Team im PC grafisch darstellen, ehe sie in Produktion gehen. Woher nimmt man so viel Inspiration? „Die bekomme ich überall: In der Mode, Architektur, Natur – ja sogar auch aus der Autoindustrie“, lächelt Peter Erlacher. „Diese zeigt uns, dass etwas sehr funktionales auch sehr gut aussehen kann!“ und verweist damit auf die Kernidee des Modelabels Chervò. Denn bereits in den frühen 90er-Jahren hat Chervò funktionale Kleidung auf den Markt gebracht, die dabei trotzdem trendig aussieht: leichte Stoffe, die schnell trocknen, Schweiß absorbieren und dabei möglichst wenig Geräusche machen werden mit den neuesten Schnitten und Farben kombiniert. Eine Innovation in der damaligen Zeit!
Und Funktionalität stand bei den Erlacher-Brüdern immer an erster Stelle: Chervò wurde 1982 von den Brüdern gegründet und hieß ursprünglich Caribou. Unter diesem Namen konnte man die Marke aber nicht weltweit schützen, und so änderte man den Namen in Chervò um. Dieses kommt von dem italienischen Wort „cervo“, was übersetzt Hirsch bedeutet. Ursprünglich aus dem Skisport kommend, entwickelte Chervò bereits in den frühen 90er-Jahren als eine der ersten Modefirmen ComTech-Kleidung – Funktionskleidung, die bequem und modisch ist. Und ist bis heute damit sehr erfolgreich.
Privat sprechen die beiden optisch unterschiedlichen Brüder aber nie über die Arbeit. „Beim Familienessen ist die Firma tabu!“ sagt Manfred Erlacher und lächelt dabei seinen Bruder freundlich an. Man merkt schnell: die beiden verstehen sich gut, schätzen und respektieren einanander. Anders würde solch eine Unternehmensführung wahrscheinlich auch nicht funktionieren.
Wenn man den Designer eines erfolgreichen und trendbwussten Modelabels interviewt, kommt man natürlich um die Bitte nach einem Modetipp nicht herum. Doch Peter Erlacher tut sich schwer. Was er aber jeder Frau auf dem Golfplatz raten kann, ist die Farbe weiß. Auch wenn es für viele Damen eine schwierige Farbe ist, steht diese jedem und kann vor allem bei jedem Wetter getragen werden – und „bringt alle anderen Farben zum Leuchten!“ Zu der Farbe Rot gehört seiner Meinung nach eine ordentliche Portion Mut. „Denn mit Farbe drückt man auch den Charakter aus!“ Peter Erlacher trägt lieber gedeckte Farben, als sich besonder auffällig zu kleiden. Dabei geht es in den Kollektionen des Designers eigentlich immer knallig zu. Nahezu 80 Prozent aller Ideen für neue Kleidungsstücke kommen aus der Feder von Peter Erlacher. Viele Ideen landen aber auch im Papierkorb. „Wenn ich eine von 20 Skizzen nehme, ist das gut!“ Hebt man die restlichen Ideen für den Notfall auf? „Nein, diese Skizzen haben es nicht in die engere Auswahl geschafft, dann will man sechs Monate später erst recht nichts mehr damit zu tun haben!“ antwortet der Designer ehrlich.