Das Memorial Tournament wurde 1976 von Jack Nicklaus ins Leben gerufen und wird jährlich in „Jacks Place“ in Muirfield in Dublin, Ohio gespielt. Während sich der ein oder andere Favorit, darunter auch Tiger Woods, zeitweise schwer mit den Bedingungen in Muirfield tat, war es vor allem ein Turnier der ehemaligen Sieger.
Die Erinnerungen werden wach
Adam Scott wartet seit nunmehr drei Jahren auf einen Sieg, Jordan Spieth kratzt an der zwei Jahres Marke und wie bereits eingangs erwähnt, sind es nahezu fünf Jahre für Martin Kaymer. Hinzu kamen Spieler wie Hideki Matsuyama, der seit 22 Monaten nicht mehr gewinnen konnte und Patrick Cantlay, der seit 19 Monaten auf einen Sieg lauerte. Alle kennen das Gefühl ganz oben zu stehen und sie wissen auch, dass ein Sieg nicht einfacher wird, je länger man nicht mehr erfolgreich war. Fragen Sie an dieser Stelle Jordan Spieth, über dessen Karriere regelmäßig spekuliert wird.
Doch bei Martin Kaymer war diese Diskussion bereits zu Ende geführt. So richtig hatte den Deutschen kaum noch jemand auf der Liste. Zu schlecht waren die Ergebnisse der letzten Jahre und auch die Weltranglistenposition im Vorfeld des Memorial Tournaments sprach Bände: Rang 186. Der letzte Sieg: die U.S. Open 2010.
Den Glauben nicht verlieren
Martin Kaymer selbst hatte den Glauben hingegen nie verloren. Immer wieder betonte Kaymer in Interviews, dass er momentan sein bestes Golf spielen würde. Die Realität zeigte allerdings, dass es immer wieder ein oder zwei Runden waren, die bessere Ergebnisse des Deutschen verhinderten. Da spielt es auch keine Rolle, was sonst noch auf dem Platz passiert. Das musste auch Tiger Woods in dieser Woche lernen. Der Publikumsliebling spielte teils brillantes Golf, brachte sich selbst allerdings immer wieder um Chancen und startete folglich mit einem zu großen Rückstand in den Finaltag.
Patrick Cantlay war zu Beginn der Finalrunde weit weg vom Sieg. Doch der Amerikaner drehte richtig auf, verwandelte immer wieder enorm wichtige Putts. Aber zunächst zu Tiger Woods. Auch Tiger war noch nie beeindruckt von einer Underdog-Situation und so spielte er die ersten neun Bahnen fünf unter Par, was auch sein gesamt Ergebnis bleiben sollte. Adam Scott versuchte ebenfalls Kaymer den Rang abzulaufen, kam allerdings, wie Jordan Spieth, zunächst nicht in Fahrt. Drei Birdies in Folge auf den Schlussbahnen katapultierten den Australier allerdings auf den alleinigen zweiten Rang.
Ganz im Gegensatz zu Patrick Cantlay, der den Vorsprung von Kaymer sukzessive aufknabberte. Sechs unter Par nach elf gespielten Bahnen erhöhten den Druck auf Kaymer, der mit zwei Schlägen Vorsprung vor Adam Scott in den Finaltag gestartet war. Am Ende stand eine Finalrunde von acht Schlägen unter Par auf dem Leaderboard und folgerichtig auch der Sieg für Cantlay. Gleichzeitig war es die niedrigste Finalrunde, die je von einem Sieger des Memorial Tournaments gespielt wurde.
Doch Martin Kaymer behielt zunächst die Nerven und glänzte mit einem rundum sauberen Spiel. Aber der Druck wurde immer größer, aus einem vier Schläge Vorsprung wurde schnell, ohne große Fehler von Seiten Kaymers, ein zwei Schläge Rückstand. Nach 12 gespielten Bahnen kam eine Blase an der rechten Hand hinzu und aus der Not heraus folgte ein unüberlegter Angriff mit dem zweiten Schlag auf der 15. Bahn, einem Par-5, das darin resultierte, dass Kaymer in einem Wasserhindernis einen Strafschlag in Kauf nehmen musste und damit auch das Turnier aus der Hand gab.
Mit Tigers Eisen zum beinah Sieg
Martin Kaymer spielt neuerdings nicht mit irgendwelchen Schläger, sondern mit den neuen Schlägern vom Masters Champion 2019 persönlich. Einige Wochen vor dem Start des Memorial Tournaments war Kaymer in Wentworth und testete dort verschieden Schlägeroptionen bei seinem Ausrüster Taylormade, der auch Tiger Woods unter Vertag hat.
Offensichtlich eine gute Entscheidung, die Kaymer nun nach fast fünf Jahren wieder ganz nah an den Sieg auf der PGA Tour gebracht hat. Bleibt zu hoffen, dass der Deutsche diese Form auch mit zur U.S Open nach Pebble Beach mitnehmen kann.