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Bubba Watson: „Es geht schon lange nicht mehr nur um Golf“

Bubba Watson zählt zu den erfolgreichsten Tourpros der letzten zehn Jahre. Zweimal konnte er das Masters in Augusta gewinnen, insgesamt neun PGA Tour-Titel sammeln und viermal die US-Farben im Ryder Cup vertreten. Marcel Czack traf den talentierten Longhitter und sprach mit ihm über sportliche Formtiefs, die Bedeutung von Familie und den Spagat zwischen Beruf und Privatem

Mr. Watson, die Saison 2016/2017 verlief für Sie sportlich enttäuschend. Im FedEx Cup reichte es nur für den 113. Rang, in der Weltrangliste ging es vom 10. auf den 57. Platz hinab. Woran liegt’s?

Bubba Watson: Oh ja, das stimmt leider. Vor allem mein Putten war größtenteils katastrophal. Als Folge haben sich negative Gedanken in meinen Kopf geschlichen, die das Problem noch verschlimmert haben. Ich arbeite hart daran, das wieder in den Griff zu bekommen. Putten ist einfach entscheidend auf der Tour. Ich habe auch einige Umstellungen am Equipment vorgenommen, und diese Umstellungen scheinen etwas mehr Zeit in Anspruch zu nehmen als ich erwartet hatte.

Zu den Umstellungen an Ihrem Equipment gehört ein neuer Ball. War das ein Fehler?

Überhaupt nicht. Mit dem neuen Ball bin ich zufrieden (Watson wechselte Anfang des Jahres von Titleist Pro V1x auf Volvik S4, Anmerkung der Redaktion). Ehrlich gesagt spüre ich da keinen Unterschied. Der neue Ball hat die gleiche Kompression, nur eine andere Farbe.
Haben Sie noch andere Erklärungen für Ihr sportliches Tief?

Viele Leute haben mich in den letzten Monaten gefragt, was mit mir und meinen Leistungen auf dem Platz passiert sei. Die Antwort ist: das Leben! Ich versuche, ein guter Vater und Ehemann zu sein. Es geht schon lange nicht mehr nur um Golf, mein Fokus hat sich geändert. Unsere Kinder sind mittlerweile zwei und fünf Jahre alt. Tochter Dakota schläft nachts selten länger als zwei Stunden am Stück und springt dann munter durch die Betten. Caleb mit seinen fünf Jahren verlangt inzwischen auch viel mehr Aufmerksamkeit. Meine Ehefrau Angie und ich versuchen, den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie für uns das Wichtigste im Leben sind.

Meist auffällig auf dem Platz: Bubba Watson spielt mit pinkfarbenem Driver und neonfarbenen Bällen.

Sicherlich ein Spagat, der nicht immer leicht ist bei Ihrem Beruf?

Ich genieße das Familienleben, die Familie bedeutet mir alles und ich würde es nicht anders haben wollen. Natürlich kann die Leistung beim Golf durch diesen Prioritätenwechsel leiden. Aber so ist es nun ’mal; ich versuche, das alles unter einen Hut zu bekommen. Ich möchte gutes Golf spielen und dennoch ein guter Vater und Ehemann sein. Ich sehe das auch als Prozess; es kann nicht immer nur steil aufwärts gehen.

Wie äußern sich diese Herausforderungen im Tourleben konkret?

Ein gutes Beispiel ist die Vorbereitung auf die Open Championship im Juli, die ja bekanntlich immer auf britischen Linksplätzen ausgetragen wird. Ich liebe Linksgolf, aber es ist komplett anders als das, was wir auf der Tour den Rest des Jahres über spielen. Zur Einstellung auf diese Art Golf eignet sich die Scottish Open vor dem Major sehr gut, weil sie auch auf einem Linksplatz stattfindet. Doch eine Teilnahme bei diesem Turnier würde auch bedeuten, dass ich eine Woche länger von meiner Familie getrennt wäre. Also habe ich die Scottish Open nicht gespielt.

Sie haben zweimal – 2012 & 2014 – das Masters in Augusta gewonnen. Wie hat sich Ihr Leben durch den Gewinn dieser beiden Majortitel verändert?

Die Erwartungshaltungen steigen, sowohl die eigenen als auch die von außen. Man hat plötzlich viel mehr Fans auf der ganzen Welt. Bei jedem Turnier möchten die Medien mit einem sprechen. Das ist sehr schön, aber auch anstrengend. Vor dem ersten Masters-Sieg 2012 hatte ich mir zwar zugetraut, ein Major zu gewinnen. Aber danach gibt es den Beweis als Video. Meine Leistungseinschätzung war damit Realität geworden, der Glaube zum Wissen. Das gibt einem Spieler unglaublich viel Selbstvertrauen.

US Masters, die Zweite: Nachdem Bubba Watson bereits 2012 in Augusta triumphiert hatte, half ihm 2014 Adam Scott (links) ins Grüne Jackett.

Sie sagten einmal, dass Sie sich ein Karriereende nach zehn PGA Tour-Siegen gut vorstellen können? Sie haben jetzt neun. Ist dieser Gedanke noch aktuell?

Es kommt darauf an, wie sich das Leben entwickelt. Fragen Sie mich doch nach dem zehnten Titel noch einmal (lacht). Glücklicherweise habe ich durch den Sieg beim US Masters 2014 die Tourkarte bis ins Jahr 2023 sicher.

Beim Ryder Cup 2016 in Hazeltine waren Sie einer der Vize-Kapitäne von Davis Love III. Eine ganz neue Erfahrung, nachdem Sie vorher dreimal hintereinander als Spieler im Team der USA standen.

Und eine große Ehre für mich! Der Ryder Cup ist einzigartig. Der Presidents Cup ist nett, aber kommt da nicht ran. Bei den Aufgaben eines Vice Captains handelt es sich nicht um Raketenwissenschaft. Die jungen Spieler sind so unfassbar gut, man versucht einfach sicherzustellen, dass die Abläufe alle passen und schickt die Jungs auf die Runde mit den Worten: ,Habt Spaß, genießt die Atmosphäre, alles andere kommt von allein‘. Es geht beim Ryder Cup darum, den Golfsport zu feiern und in der Welt bekannter zu machen, und nicht um Hass und Respektlosigkeiten.

2018 wird der Ryder Cup in Paris auf dem Le Golf National stattfinden. Ein Platz, den Sie bereits kennen.

Der Golfplatz ist perfekt für den Ryder Cup geeignet. Die Schlussbahnen sind allesamt spektakulär, mit viel Wasser und tollen Schlägen, die riskantes Spiel belohnen. Die Stimmung wird kochen und ich bin sicher, dass Golf in Frankreich durch die Veranstaltung einen Schub bekommt.

GM-Reporter Marcel Czack traf Bubba Watson bei einem Event seines Ausrüsters G/Fore.