Aufregende Premiere
Das 80. Masters war für mich das erste Masters. Das stimmt natürlich nicht so ganz; ich verfolge das erste Major des Jahres im ikonischen Augusta National Golf Club seit 1997, also schon seit 19 Jahren. Damals spielte ein gewisser Tiger Woods sein erstes Masters als Profi und gewann auf Anhieb. Regelmäßig kann ich das zweite Aprilwochenende voller Vorfreude kaum abwarten. Aber vor Ort war ich eben vorher noch nie. Wie auch?
Als Normalsterblicher ist der Besuch des Turniers praktisch nicht möglich. Für die rund 40.000 Tickets, die für die Turniertage vergeben werden, gibt es keinen freien Markt, keinen Ticketschalter und keine einfachen Vorbestellungen. Gehört man zu den Glücklichen, die eine Karte bekommen – oft sind ganze Familien mit Tickets ausgestattet – ist das in den meisten Fällen ein wiederkehrender Segen. Die gleichen Leute kommen oft über Jahrzehnte hinweg jedes Jahr in der Turnierwoche nach Augusta. Manchmal bis ins hohe, gar sehr hohe Alter, wie ich beobachten konnte. Und wenn sie dann von dieser Welt gehen, vererben sie ihr Zuschauerrecht noch weiter. Wie man in diesen erlauchten Kreis kommt und wie die Abläufe sich genau gestalten ist ein großes Geheimnis, das auch einen Teil des „Mythos Masters“ ausmacht. Nicht nur die Mitglieder des Clubs, die Veranstalter des Turniers sind, sprechen nicht gerne darüber. Auch die Zuschauer, die hier nicht einfach als solche bezeichnet werden, sondern sich mit dem hübschen Namen „patrons“ schmücken (ins Deutsche passend mit einem verräterischen „Stammkunden“ zu übersetzen), geben ungern Auskunft darüber, wie sie Zugang zu den weltberühmten Fairways des Augusta National Golf Club erlangen. Ich habe es ausprobiert; ein Thema bei dem auch der sonst geschwätzigste Amerikaner plötzlich schmallippig wird.
Was man weiß: ein bestimmtes Karten-Kontingent geht an in Augusta lebende Fans. Heimvorteil sozusagen. Die Spieler bekommen, so wurde mir gesagt, vier Karten für die Familie und vier zum verteilen an Freunde oder ihnen sonst wichtige Personen. Die Bekanntschaft zu einem der etwa 300 Mitglieder, kann natürlich auch Türen öffnen. Nicht nur zum Masters, auch wenn es darum geht, die legendären 18 Löcher einmal selbst zu spielen. Kennen Sie Warren Buffet oder Bill Gates? Sehen Sie, ich auch nicht. Und wenn Geld gar keine Rolle spielt, gibt es wohl auch Wege, an Tickets zu gelangen, wie mir auf dem Weg zum Flughafen in Atlanta zwei in London lebende Engländer berichten. Eine Hausnummer wollten Sie mir leider nicht nennen. Nur das ihre Ehefrauen von der genauen Summe niemals erfahren dürfen…
Reporterglück
Und dann gibt es die akkreditierten Journalisten. Sie kommen aus der ganzen Welt, arbeiten für Fernsehen, örtliches Radio, Tageszeitungen und Fachmagazine. Auch für Medien ist es zuweilen schwierig, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Respektable Referenzen sind Pflicht. Und bitte keine reinen Online-Medien, die haben keine Chance. Wie schön, dass ich Redakteur beim ältesten Golfmagazin Deutschlands bin und meine älteren Kollegen den Draht ins mächtige Pressebüro schon vor Jahren erfolgreich legen konnten. 2016 bin ich der Auserwählte unseres Redaktionsteams. „Marcel, Du darfst in diesem Jahr zum Masters“, verkündet mein Chef mir vor drei Monaten. Ich war sprachlos, aufgeregt, konnte mein Glück kaum fassen. Ein Lebenstraum würde wahr werden. Und das wurde er auch…