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Birdiebook aus Augusta: Kaymer & Langer im Cut

Masters

Kaymer kämpft mit den Grüns

Eine Liebesbeziehung wird es wohl nicht mehr werden zwischen Deutschlands Topgolfer Martin Kaymer und dem Augusta National Golf Club, jährlicher Austragungsort des Masters. Zum neunten Mal in Folge geht Kaymer in diesem Jahr beim Masters an den Start. Fünfmal verpasste er bisher den Cut. Ein geteilter 31. Rang vor zwei Jahren sein bisher bestes Resultat auf dem ikonischen Platz an der Magnolia Lane.

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Bis zum Grün läuft es gut für Martin Kaymer – hier an Tag 1.

Nach Runden von 74 und 75 Schlägen (geteilter 47. Platz) gelingt ihm nun zum vierten Mal der Sprung ins Wochenende. Für eine ehemalige Nummer 1 der Welt und zweifachen Majorsieger sicherlich kein Grund für Jubelarien. Aber auch keiner zum Verzweifeln. „Heute spielte sich der Platz wegen des starken Windes und der Fahnenpositionen ein bis zwei Schläge schwerer. Wenn es so böig ist wie heute, braucht man auch Glück. An Loch 12 in Amen Corner (Par 3) zum Beispiel kann eine Böe zwei Schläger Unterschied machen“, sagte Kaymer heute nach der Runde. Dort, am für viele schwersten Par 3 der Welt, gelang Kaymer heute übrigens ein Birdie.

„Ich komme mit dem Platz inzwischen besser zurecht!“

Auf die Frage warum er sich beim Masters Jahr für Jahr so schwertut entgegnete er: „Dass meine Ergebnisse hier nicht gut waren, weiß ich doch selber. Aber ich komme mit dem Platz mittlerweile besser zurecht.“

Früh erkannte Kaymer, wie wichtig es auf dem von Bobby Jones und Alistair MacKenzie ursprünglich entworfenen Platz ist, den Draw vom Tee zu beherrschen. Kaymers Problem: Er ist ein natürlicher Fader. Als er 2011 an der Spitze der Weltrangliste steht, entscheidet er sich – trotz aller Warnungen – seinen Schwung zu verändern. Er will vielseitiger vom Abschlag werden. Auch wegen Augusta. Vor allem wegen Augusta. Denn Kaymer will Majors gewinnen. Und dass das in ihm steckt, hatte der Erfolg bei der PGA Championship 2010 in Whistling Straits bewiesen. Es folgten Schwächeperioden und Auferstehungen. 2014 – wie aus dem Nichts ­– ein sechswöchiger  Lauf in dem er erst das Players Championship in Sawgrass und dann die US Open in Pinehurst gewinnt. Auf der Range beherrscht er den Draw, davon konnte ich mich mehrfach selbst überzeugen. Die schnurgerade Flugbahn und der leichte Cut blieben ihm aber immer vertrauter.

Augusta
Kaymer hat im Winter viel an seiner Fitness gearbeitet und wirkt auffallend athletisch. Auch seine Drives sind länger geworden.

Nach den zwei ersten Runden beim Masters 2016 ist festzustellen: Die Hölzer vom Abschlag funktionieren einwandfrei. Kaymer ist lang – wichtig in Augusta bei einer Platzlänge von 6.800 Metern – und sehr genau (82 % getroffene Fairways, Rang 7 im Feld). Er wirkt athletischer denn je und kann sogar Longhitter Rory McIlroy schon mal kurzlassen; wie heute an der 17 geschehen. Es geht scheinbar auch ohne übertrieben starke Rechts-Links-Kurve. Wie sonst hätte Jack Nicklaus in Augusta sechsmal gewinnen können?! Dass Kaymers Ergebnisse nicht besser sind, liegt vielmehr an der Performance auf den Grüns (Kaymer benötigte an beiden Tagen 31 Putts; zum Vergleich: Angel Cabrera führt die Statistik mit zehn Putts weniger an). „Ich putte normalerweise recht aggressiv, aber hier – auf diesen extrem schnellen, stark ondulierten Grüns – muss man den Ball ins Loch „sterben“ lassen. Das fällt mir schwer. Vom Abschlag zum Grün habe ich den Platz heute und gestern wirklich gut gespielt“, so Kaymer. Das finde ich auch.

Martin Kaymer startet morgen um 10:40 Ortszeit (16:40 deutscher Zeit) zusammen mit Anirban Lahiri aus Indien.

 

Bernhard Langer: Wie ein Uhrwerk

Er ist ein Phänomen: Nach Runden von 72 und 73 hat Altmeister Bernhard Langer ein weiteres Mal den Cut beim Masters überstanden. Und nicht nur das: Langer startet morgen vom geteilten 15. Platz in den „Moving Day“, zusammen mit der aktuellen Nummer 1 der Welt, Jason Day (Australien). „Ich habe wirklich hervorragend gespielt und den Ball sehr oft genau dahin platziert, wo ich ihn hinspielen muss“, sagte Langer zufrieden.

Augusta
Für Langer ist es die 33. Masters-Teilnahme.

Bernhard Langer spielt in diesem Jahr sein sage und schreibe 33. Masters. Anders als Kaymer konnte sich Langer schnell mit Augusta National anfreunden. Bei seiner dritten Teilnahme 1985 holte Langer mit 27 Jahren den ersten Masters- und Majorsieg in der Geschichte nach Deutschland und erlangte damit ein lebenslanges Spielrecht beim Masters. 1993 siegte er wieder. 110! Turnierrunden hat der heute in Florida lebende Anhausener hier schon hinter sich. 39 davon mit einem Ergebnis unter Par, 18 in den 60ern, neun Top-Ten-Finishes…

Augusta
1985 gelingt Langer das Unglaubliche: Ein Deutscher gewinnt das Masters. Vorjahressieger Ben Crenshaw überreichte das Green Jackett.

Mit mittlerweile 58 Jahren ist er in diesem Jahr der drittälteste Spieler im Feld (nur Tom Watson und Mark O’Meara sind älter). Doch im Unterschied zu den anderen Senioren, die noch von Ihrer „lifetime exemption“ Gebrauch machen (wie beispielsweise Sandy Lyle, Ian Woosnam, Larry Mize, O‘Meara oder Watson) kommt Langer immer noch, um zu gewinnen. Und obwohl er den Driver 30 Meter kürzer als einige seiner jungen Kollegen schlägt, ist das nicht ganz unrealistisch, wie ein hervorragender achter Platz vor zwei Jahren zeigte. Langer, der seit Jahren die amerikanische Champions Tour für Pros über 50 Jahre dominiert, verfügt über ein Kurzes Spiel, von dem andere nur träumen können. In den Proberunden die er mit dem deutlich längeren Martin Kaymer absolvierte, lag Langer nach dem Schlag ins Grün oft näher an der Fahne. Platzkenntnis ist auf diesem Golfplatz mindestens ebenso wichtig wie lange Drives. Ein weiteres Plus: Langer vermeidet hohe Hausnummern. Er geht mit sechs Bogeys, fünf Birdies und 25 Pars ins Wochenende. Chapeau, Bernhard!

Langer und Day starten morgen um 13:30 Ortszeit (19:30 deutscher Zeit).