Justin Rose steht seit Anfang 2019 bei Honma unter Vertrag. Wir haben den traditionsreichen Schlägerhersteller in Japan besucht und herausgefunden, warum der Mann, der immer ’mal wieder die Nr. 1 der Welt ist, auf „Made in Sakata“ setzt.
Sind das nicht diese ultra-teuren Schläger aus Japan, diese güldenen Statussymbole, die sich kein Normalsterblicher leisten kann? So in etwa hört sich hierzulande die gängige Reaktion auf die Erwähnung des Schlägerherstellers Honma an. Und das kommt nicht von ungefähr. Honma hat sich diesen Ruf mit dem Schwerpunkt auf Golf-Equipment im absoluten Premium-Segment über Jahrzehnte hart erarbeitet.
Das Jahr 2019 allerdings ist für Honma feierliches 60. Jubiläum und Neuanfang zugleich. Die Firma befindet sich im Umbruch; ein Strategiewechsel, der sich weniger in der Abkehr vom Bisherigen als in der Erweiterung der Aktivitäten manifestiert. Honma gibt sich nicht mehr zufrieden damit, die Apotheke, den Juwelier oder den Rolls Royce der Golfindustrie darzustellen.
Das Unternehmen mit Sitz in Tokio und Fabrik in Sakata verfolgt einen großen Plan: Man will ein „Big Player“ im globalen Golf Business werden und sich nicht mehr auf die starke Position in Asien beschränken. Die Devise lautet: Go West! Ein essentielle Rolle in diesem ambitionierten Projekt kommt dem ehemaligen Weltranglistenersten Justin Rose zu.
Der Veredelung sind keine Grenzen gesetzt
Zurzeit produziert Honma drei sehr unterschiedliche Schläger-Familien. BERES, BeZEAL und TWorld747. BERES steht in diesem Sortiment tatsächlich für den ultimativen Luxus. Die Schläger der Linie sind in Güte-Kategorien durch eine Kennzeichnung von 2 bis 5 Sternen unterteilt, abhängig davon, welchen Grad des Grafits die Kunden für ihre handgerollten Schäfte wählen. Der weiteren Veredlung sind kaum Grenzen gesetzt: Gold-Plating, Platin-Applikationen, Sonder-Farben, alles möglich. Die BeZEAL-Reihe ist deutlich erschwinglicher und für Golfer mit durchschnittlichen Fähigkeiten konzipiert. TWorld747 ist die Serie für gute und sehr gute Golfer, die preislich vergleichbar mit Angeboten der großen Hersteller ist und daher eine realisierbare Option für viele.
Honma stelllt eigene Grafitschäfte her, eine Seltenheit unter Schlägerherstellern. Jeder Schaft wird dabei von Hand gerollt. Dabei werden hauchdünne Grafit-Folien in Schichten über einen Stahldorn gerollt. Der Vorteil gegenüber einer maschinellen Fertigung: Keine Lufteinschlüsse im Schaft. Zudem werden die fertigen Grafitschäfte in Sakata per Hand lackiert.
Ein kompletter 5-Sterne BERES-Satz kostet rund 60.000 Euro. Ein Markt, den es tatsächlich gibt, auf dem Honma sich als einziger Hersteller bewegt und der für die Japaner funktioniert. Aber natürlich stark limitiert ist.
Honma auf der Tour – Markenbotschafter Justin Rose
Schon in der Vergangenheit hat Honma auch Schläger für gute Golfer, sogar Tourpros gebaut, wie uns die Ausstellung vergangener Modelle im Showroom in Sakata zeigt. Allein in den letzten drei Jahren wurden 39 Tour-Titel mit Schlägern von Honma geholt, die meisten davon auf der Japan und der Asian Tour, aber auch auf der LPGA Tour von der Major-Siegerin Shan-Shan Feng. Auf der European Tour vertritt der Japaner Hideto Tanihara die Marke mit dem Maulwurf im Logo.
Doch die mit Abstand größte und globale Strahlkraft hat die amerikanische PGA Tour, auf der sich die Besten der Besten wöchentlich messen. Und da kommt Justin Rose ins Spiel. Tourvalidierung und Sichtbarkeit sind für den Erfolg von Schlägerbauern nach wie vor unabdingbar. So funktioniert der Markt und so funktionieren Hobbygolfer, die potentiellen Kunden. Nicht umsonst schütten die Big-Five die besten Pros der Welt mit Millionenbeträgen zu. Das ist kein Altruismus. Der „Return of Invest“ kommt garantiert; jedenfalls, wenn man sich den richtigen Star angelt. „Als wir über den idealen Tourpro nachgedacht haben, der unsere Werte repräsentiert, fiel unsere Wahl auf Justin Rose.
Er ist ein absoluter Weltklassespieler, ein echter Gentleman und Familienmensch“, sagt Honma-Chef Liu Jian Guo. Rose hatte zuvor 20 Jahre lang am Stück bei TaylorMade unter Vertrag gestanden, eine im Profigolf seltene Treue.
Als Rose selbst das, was zuvor monatelang als Gerücht kursierte, am 1. Januar bestätigte, schlug die Meldung hohe Wellen. Rose hat einen über mehrere Jahre laufenden Vertrag mit Honma unterschrieben, der ihn verpflichtet, zehn Schläger aus Sakata im Bag zu haben. „Ich habe mich keineswegs an den Höchstbietenden verkauft“, sagt er. „Ich bin davon überzeugt, dass die sagenhafte Handwerkskunst der Honma-Meister mir dabei helfen wird, ein besserer Spieler zu werden.“
Gemeinsam zur Perfektion
Rose zählt zu den Profis, die sich unglaublich gut im Schlägerbau auskennen, und ist einer, der weiß, was er will und braucht für sein Spiel. Ihn und Honma verbinden eine ausgeprägte Detailliebe, fast Besessenheit: unter Perfektion geht da nichts. „Ich habe einen Partner gesucht, mit dem ich schon in der Entwicklung eng zusammenarbeiten und am Design-Prozess teilhaben kann. Einen Hersteller, der willens und in der Lage ist, Schläger zu bauen, die bis auf das kleinste Detail so aussehen und funktionieren, wie ich es mir vorstelle.
Die Freiheit gibt Honma mir“, erklärt Rose seine Entscheidung. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind die TW-MB Rose Proto, Muscle Back-Eisen, bei denen jedes Detail so ist, wie Rose es wollte, und die Honma nun in kleiner Serie zum Kauf anbietet. Für Justin Rose hat das Kapitel Honma auch im Turniermodus vielversprechend begonnen. Gleich bei seinem zweiten Start im Jahr 2019 siegte er in Torrey Pines bei der Farmers Insurance Open. Im Bag: Nicht nur die geschmiedeten Blades und Wedges, auch der aktuelle TWorld 747 460 Driver mit in Sakata handgerolltem VIZARD-Schaft.
Auf der nachfolgenden Seite finden Sie das Interview mit Alejandro Sanchez, General Manager of Honma Golf Europe