Vom 7. bis 10. November kämpft Bernhard Langer bei der Schwab Cup Championship um den Titel der Senioren-Jahreswertung. Vor dem abschließenden Wochenende liegt er auf Rang drei. Vor wenigen Wochen trafen wir den 62-Jährigen zum Interview. Das Gespräch aus unserer aktuellen Print-Ausgabe gibt’s zur Einstimmung auf das Saisonfinale jetzt auch online!
Herr Langer, während die PGA Tour 2019 mit dem FedExCup schon seit Wochen vorbei ist, geht die Champions Tour der Über-50-Jährigen in die entscheidende Phase. Wie sehen Sie Ihre Chancen in diesem Jahr?
Ich kann den Schwab Cup, die Jahreswertung unserer Tour, noch gewinnen, auch wenn ich im Moment rund eine Million Punkte, oder eben auch Dollar, hinter dem Führenden liege. (Inzwischen sind es rund 820.000 Dollar, Anm. d. Red.)
Was muss passieren, damit Sie Spieler wie Scott McCarron und Jerry Kelly oder auch Steve Stricker (Stricker ist inzw. hinter Langer zurückgefallen, Anm. d. Red.), die in der Schwab Cup Wertung vor Ihnen liegen, noch überholen können?
Ich muss bei den drei Playoff-Turnieren, die noch kommen, mindestens einmal gewinnen und insgesamt deutlich besser abschneiden als sie. Die Chance aber ist da, weil es durch den speziellen Modus der Playoff-Turniere noch sehr viel Geld und Punkte zu verdienen gibt.
Bernhard Langer vor Schwab Cup Finale: „Bilanz für einen 62-Jährigen sehr gut“
Wie beurteilen Sie Ihr Jahr 2019 bisher?
Es ist recht gut gelaufen, wenn auch nicht so dominant wie in den vergangenen Jahren. Ich habe bisher zwei Turniere gewonnen, darunter mit der Open mein insgesamt elftes Major bei den Senioren. Das ist, wie ich finde, für einen 62-Jährigen schon eine sehr gute Bilanz.
Was sagt Ihr Körper dazu?
Natürlich zwickt es ab und an und hier und da, aber das ist in dem Alter ja nur natürlich. Besonders, wenn man das Ganze schon 44 Jahre als Profi auf der Tour macht. Im Großen und Ganzen bin ich gesund und sehr dankbar dafür.
In jedem Fall wird die Konkurrenz auf der Champions Tour immer stärker …
Das stimmt. Die Leistungsdichte ist extrem hoch. Von den 78 Spielern, die bei unseren Turnieren antreten, sind 60 gut genug, um drei 65er-Runden hinlegen und gewinnen zu können. Ich kann es beurteilen, spiele mit ihnen ja jede Woche. Einen Mann wie Scott Parell kennt in Deutschland doch niemand. Er ist nur so groß wie Ian Woosnam, hat aber den besten Schwung der Tour und schlägt richtig weit. Es ist ein Traum, ihm auf dem Platz zuzuschauen.
Spieler wie Retief Goosen, der mit 50 gerade auf die Champions Tour gekommen ist, schlägt deutlich weiter als Sie.
Das stimmt. Retief war immer schon lang, ist auch jetzt einer der längsten bei uns. Während meiner ersten Jahre auf der Champions Tour war ich bei der Drivelänge immer unter den ersten sechs; jetzt reicht es nur noch für einen Platz in den Dreißigern. Viele von denen, die nachgekommen sind, wie Vijay Singh vor ein paar Jahren, Davis Love oder eben Retief Goosen, schlagen an mir 20 oder 25 Meter vorbei. Das macht auf einigen Plätzen schon einen großen Unterschied.
„Ich muss präziser sein als die Longhitter“
Wie gleichen Sie diesen Unterschied aus?
Ich muss mit meinem Spiel präziser sein, besser chippen und putten als die Longhitter. Sie haben es auf vielen Plätzen ja leichter, weil sie viele Par 5s mit zwei Schlägen erreichen, wo ich nicht mehr hinkomme. Oder sie greifen ein Par 4 über 270 Meter an, was ich nicht schaffe.
In der aktuellen PGA-Statistik werden Sie mit einer durchschnittlichen Drivelänge von 274 Yards oder 250 Metern geführt. Das sind sechs Yards weniger als in den vergangenen Jahren.
Das stimmt. Diese Saison aber ist die nasseste, seitdem ich auf der Champions Tour spiele, sodass die Bälle nicht so weit rollen. Bei normalen Bedingungen liege ich weiterhin bei 280 Yards. Die jüngeren Spieler aber sind, wie gesagt, inzwischen deutlich länger (Anmerkung der Redaktion: Retief Goosen, die Nr. 3 der Longhitter, kommt im Schnitt auf 292 Yards, also 266 Meter).
Gucken Sie sich die schier unendlichen Statistiken der Tour überhaupt an?
Die wichtigsten schon. Sie sind manchmal ganz hilfreich, auch wenn ich natürlich selber weiß und auf dem Platz merke, wo meine Stärken und Schwächen liegen.
Beim Putten sind Sie in diesem Jahr nicht so überragend wie zuletzt.
Leider ja, weil ich den ein oder anderen kurzen Putt vorbeigeschoben und damit in dieser Saison schon mehrere Drei-Putts eingefahren habe. Insgesamt aber ist mein Kurzes Spiel in diesem Jahr sehr gut. Und das muss es auch bleiben, wenn ich noch etwas erreichen möchte.
Wir wünschen Ihnen dabei viel Glück!
Vielen Dank. Das kann ich gebrauchen!