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Bernhard Langer: “Meine Karriere grenzt an ein Wunder”

Mein erstes Preisgeld

Eines Tages ging es im Club um richtig Asche. Mein monatliches Einkommen beschränkte sich damals auf schmale 150 DM. Bei dem Turnier gab es selbigen Betrag zu gewinnen, quasi an einem Tag. Das machte mich nervös. Auf der Range wollte mir nichts gelingen. Sockets mit jedem Eisen. Es war wie verhext. Ich bekam Panik und versuchte meinen Schwungfehler zu finden, vergeblich. Zum Glück war das erste Loch ein Par 5, zum Grün brauchte ich damals zwei solide Schläge mit meinen Hölzern, mit denen man bekanntermaßen Bälle nur sehr schwer socketieren kann. Das half mir zurück zu meinem Schwung zu finden. Ich spielte eine 68, ohne ein Socket, und sollte sogar weit mehr als 150 DM gewinnen.

(Fotokredit: DON EMMERT/AFP/Getty Images)

Meine erste Runde mit Jack Nicklaus

Und dann kam der große Tag, als Jack Nicklaus – der Mann den ich nur von dem Poster in meinem ersten Club kannte – Wirklichkeit wurde. Er war im Münchner Country Club zu einem Turnier eingeladen worden und ich war einer von drei deutschen Spielern, die mit ihm auf die Runde durften, die anderen beiden waren Amateure. Ich sah mich gehörigem Druck ausgesetzt, wollte ich mich doch vor meinem Posterhelden in keinem Fall blamieren. Wie Jack den Ball schlug, werde ich nie vergessen, so hoch, präzise, einfach unglaublich.

Ich hingegen erwischte einige schlechte Schläge. An einem Loch socketierte ich den Ball, traf beinahe ein Clubmitglied am Kopf. An einer anderen Bahn passierte es dann, ich verzog mein Eisen 3 und erwischte eine Dame an der Schulter. Das Opfer kam mit einem blauen Fleck davon, ich mit dem Schrecken, während mein Ball zurück aufs Grün sprang. Ich entschuldigte mich und lochte danach zum Eagle. Jack lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. “Dieser Junge hat ein großes Herz aber noch einen langen Weg vor sich.”

Ein gutes Fundament hat noch jedes Haus gehalten

Meinen Schwung musste ich nach und nach aufbauen, wie mein Vater damals unser Zuhause. Stein für Stein, Schritt für Schritt – immer mit dem Credo: ein gutes Fundament hat noch jedes Haus gehalten. Es gab damals schon eine Menge Spieler da draußen mit den ungewöhnlichsten Schwüngen. Meiner dagegen war ziemlich normal, auch das betrachte ich als ein kleines Wunder.