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103. PGA CHAMPIONSHIP: MAJOR-ZEIT

KIAWAH ISLAND, SOUTH CAROLINA - MAY 17: A pin flag is displayed on the fifth green during a practice round prior to the 2021 PGA Championship at Kiawah Island Resort's Ocean Course on May 17, 2021 in Kiawah Island, South Carolina. (Photo by Sam Greenwood/Getty Images)
Im Vergleich zum großen Glanze des Masters scheint dem zweiten Major das Jahres, der PGA Championship, nur stiefmütterlich Beachtung geschenkt zu werden. Dabei brilliert die Historie dieser Major-Institution nicht nur dank der gigantischen Wanamaker Trophy. 

Von den vier Major-Events ist die Open Championship das älteste und einzige Major außerhalb der USA. Die US Open bringt als zweitälteste Major-Institution fast ebenso viel Re- nommee mit sich. Über die Reichweite samt Beliebtheitsgrad des Masters gibt’s wohl nichts zu diskutieren. In Anbetracht dieser drei Major-Giganten gelingt es der PGA Championship, nur schwerlich aus deren Schatten zu treten.

Im Turnierkalender wurde die »PGA«, wie sie von den Profis knapp genannt wird, gleich eines ungeliebten Mündels hin- und hergeschoben. In kaum einem Monat wurde dieses Major noch nicht ausgetragen – nur Januar, März und April fehlen noch. Nicht auszudenken, wäre derart laissez faire mit dem Masters umgegangen worden! Aufgrund der Pandemie wurde die PGA Championship vergangenes Jahr, anders als ursprünglich geplant, erst Anfang August in Harding Park, San Francisco ausgespielt. Die meisten dürften sich noch an den »Pokal-Gate« erinnern, als der frisch gekürte PGA Champion Collin Morikawa bei der Siegerehrung den De- ckel des überdimensionalen Silberpotts aufs Grün hat purzeln lassen.

SAN FRANCISCO, CALIFORNIA - AUGUST 09: Collin Morikawa of the United States reacts as the lid to the Wanamaker Trophy falls off during the trophy presentation after the final round of the 2020 PGA Championship at TPC Harding Park on August 09, 2020 in San Francisco, California. (Photo by Sean M. Haffey/Getty Images)
Titelverteidiger: Collin Morikawa (USA)
Photo: Getty Images

In Zeiten des Social Distancing zu gewinnen »war ziemlich surreal«, erklärte der 23-Jährige nach seinem Sieg. »Aber hey, wer liebt es nicht, zu gewinnen?«. Die Chancen auf einen Anschluss-Sieg dürften für den US-Boy gering sein – siehe unten »Sieg- chancen«. Andererseits sind Majors auch gerne mal »Überraschungskisten« und beweisen: Nichts ist unmöglich!

DER GIGANTISCHE SILBERPOTT

Erstmals ausgetragen wurde die PGA Championship 1916 – damals noch als Lochwettspiel. Erst seit 1958 wird der Sie- ger im Zählspielmodus ermittelt. Dieses Jahr geht die PGA Championship in die 103. Auflage. Dem Sieger winken nicht nur unfassbare 2,7 Millionen Dollar Preisgeld, sondern auch die Wanamaker Trophy. Mit einer Höhe von über 70 Zen- timetern und einem Gewicht von mehr als zwölf Kilogramm ist dies der größte aller Major-Pokale.

KIAWAH ISLAND, SOUTH CAROLINA - MAY 17: A large likeness of the Wanamaker Trophy is displayed during a practice round prior to the 2021 PGA Championship at Kiawah Island Resort's Ocean Course on May 17, 2021 in Kiawah Island, South Carolina. (Photo by Patrick Smith/Getty Images)
Überdimensional: Die Wanamaker Trophy
Photo: Getty Images

Trotz seiner Größe war dieser Kaventsmann für drei Jahre verschollen, bis er 1930 in einem Keller wiedergefunden wurde. Die Originaltrophäe ist im PGA Museum ausgestellt. Gestiftet wurde der Pokal von Lewis Rodman Wanamaker (1863-1928), einem US-amerikanischen Kaufmann und passionierten Golfer. Als Mäzen unterstützte Wanamaker neben verschiedenen Projekten auch den Sport. Um künftig den Verkauf von Golfausrüstung erleichtern zu können, regte Wanamaker am 16. Januar 1916 die Gründung eines Verbands an – das war die Initiationsstunde der Professional Golfer’s Association of America. Am 10. April 1916 kam es dann zur Gründungsversammlung.

AMERIKANISCHE ÜBERMACHT

Seit der ersten Austragung 1916 ging die Wanamaker Trophy lediglich 18 Mal an einen Sieger, der nicht aus den Vereinig- ten Staaten stammt: Es gewannen fünf Australier – Jim Ferrier 1947, David Graham 1979, Wayne Grady 1990, Steve Elkington 1995 und Jason Day 2015. Gary Player holte 1962 und 1972 den Pott nach Südafrika und Nick Price (1992, 1994) zweimal nach Zimbabwe. Vijay Singh, aus der Republik Fidschi wird 2004, nach 1998, ebenfalls Doppelsieger. Mit Yang Yong-eun gewann 2009 erstmals ein Südkoreaner. Sechsmal verewigten sich Europäer auf dem begehrten Pokal: Im Premierenjahr machte der Engländer Jim Barnes 1916 den Anfang. 1919 gelang ihm ein Folgesieg – 1917 und 1918 wurde das Event nicht ausgespielt. Ein weiterer Doppelsieger ist der Nordire Rory McIlroy (2012, 2014).

Pádraig Harrington brachte 2008 die Trophäe nach Irland. Mit »unserem« Martin Kaymer gelang erstmals einem Deutschen der große Coup bei der PGA Championship. In ei- nem Herzschlagstechen triumphierte er gegenüber Bubba Watson. Bei den letzten fünf PGA Championships blieb die Wa- namaker Trophy »zu Hause« in den USA.

DER MONSTER-PLATZ

Der Ocean Course des 1976 eröffneten Kiawah Island Golf Resort, südwestlich von Charleston, ist Austragungsort der diesjährigen PGA Championship und zählt zu den besten Courses der USA. Das Resort verfügt über fünf Golfplätze, von denen der Ocean Course der renom- mierteste ist. Entworfen von Pete und Alice Dye verläuft der Par-72-Platz entlang der Atlantikküste und gibt derart atemberaubende Blicke frei, dass es die Aussichten dieses Platzes auch schon auf die Kinoleinwand geschafft haben – 2000 im Film »Die Legende von Bagger Vance«. Als Gastgeber pompöser Golfevents ist das Kiawah Island Golf Resort kein Neuling. Neben dem Ryder Cup 1991 und dem World Cup (1997, 2003) gastierte die PGA Championship 2012 schon mal auf dem Ocean Course, dessen Länge von den Championship-Abschlägen 7.177 Meter misst. Course und Slope Rating verraten, dass dieser Platz ein echtes Monster ist. Wenn dann auch noch eine steife Brise vom Atlantik her weht, wird’s delikat.

SIEGCHANCEN

Zu prognostizieren, wer beim zweiten Major des Jahres die Nase vorn haben wird, ist gewagt. Vorjahressieger Collin Morikawa mischt zwar ganz vorne in der Weltrangliste mit, dennoch ist es unwahrscheinlich, dass er sich den glänzenden zwölf-Kilo-Pott dieses Jahr noch mal schnappt. Nach dem Ende der Lochspiel- Ära war es nämlich nur zwei Spielern vergönnt, hintereinander zu siegen: Brooks Koepka (2018, 2019) und Tiger Woods, dem die Doppelnummer 1999, 2000 und 2006, 2007 gleich zweimal gelang. Auch für Dustin Johnson und Bryson DeChambeau stehen die Aktien gut – der Ocean Course ist lang und die Muskeln dieser Athleten gestählt. Offensichtlich liegt Brooks Koepka dieses Event – vielleicht macht er das Triple komplett und rückt Tiger Woods mit seinen vier Siegen ein Stückchen näher?

KIAWAH ISLAND, SOUTH CAROLINA - MAY 17: Brooks Koepka of the United States plays a shot during a practice round prior to the 2021 PGA Championship at Kiawah Island Resort's Ocean Course on May 17, 2021 in Kiawah Island, South Carolina. (Photo by Patrick Smith/Getty Images)
Stets ein Titelanwärter auf die PGA Championship: Brooks Koepka
Photo: Getty Images

Aus europäischer Sicht könnte man auf Rory McIlroy wetten – auf dem Ocean Course war er 2012 schon mal siegreich. Vielleicht katapultieren Jon Rahm seine jungen Vaterfreuden auch zu einem Sieg in Kiawah Island? Wenn auch nicht als Europäer antretend, so verfügt er ja bekanntlich über einen deutschen Pass: Xander Schauffele. Seine Saison war bisher fulminant und anfänglich denkbar undankbar: drei zweite Plätze. Macht er in South Carolina ein Major dingfest?

ÜBERRASCHUNGSKISTE

Egal, wer bei den Buchmachern hoch im Kurs steht, oftmals geht dann doch ein ganz anderer Spieler als Sieger hervor. So geschehen 2009, als Tiger Woods im Hazeltine National als Führender mit zwei Schlägen Vorsprung ins Finale startete und dann wider Erwarten nicht siegreich war. Kein Tiger und auch keinem US- Amerikaner gelang das Meisterstück. Was bereits Usus auf der US-amerikanischen Damentour ist, geschah erstmalig bei der PGA Championship: In der Finalrunde katapultierte sich der Südkoreaner Yang Yong-eun dank eines Eagles auf Bahn 14 nach vorne und gewann mit drei Schlägen vor Tiger Woods.

Auch 2003 gab es in Oak Hill einen Außenseiter-Sieg – am meisten überrascht war US-Amerikaner Shaun Micheel selber. Nach 163 Turnier-Starts war dies Micheels erster und auch letzter Sieg auf der PGA Tour. Zwa

r ist John Dalys Name bekannt, doch gehörte er 1991 noch nicht zu den ganz Großen. Als Nachrücker fuhr er kurzfristig nach Indiana, um im Crooked Stick Golf Club sein erstes Major zu gewinnen. Später erklärte Daly: »An allen vier Tagen habe ich nicht nachgedacht. Ich habe einfach geschlagen.« Tja, wenn’s mal immer so einfach wäre. Wir dürfen gespannt sein.

 

KIAWAH ISLAND, SOUTH CAROLINA - MAY 18: Signage is displayed on the 15th tee during a practice round prior to the 2021 PGA Championship at Kiawah Island Resort's Ocean Course on May 18, 2021 in Kiawah Island, South Carolina. (Photo by Sam Greenwood/Getty Images)
Major-Zeit: PGA Championship
Photo: Getty Images


103. PGA Championship 

Datum: 20.–23. Mai 2021
Austragungsort: Ocean Course des Kiawah Island Resort in South Carolina
Titelverteidiger: Collin Morikawa (USA)
Spielmodus: Zählspiel über vier Runden. Im Falle eines Gleichstands von zwei oder mehreren Spielern gibt es ein Stechen über drei Bahnen. Sollte es selbst nach diesen drei Bahnen keinen Sieger geben, müssen die Finalisten in einen Sudden Death
Gesamtpreisgeld: 12,5 Millionen US Dollar