Range vor Kurs
Die Range war gesperrt, und um Golf zu spielen, musste ich raus auf den Platz. Auf fremdes, feindliches Terrain. Denn auf der Range, da bin ich der König. Da schlage ich Bälle mit dem Eisen, die sich mit majestätischer Parabel und einer hauchzarten Rechts-Links-Kurve am 150-Meter-Schild niederlassen wie höfliche Besucher, die nicht groß stören wollen.
Doch an Bahn 1, einem 150-Meter-Par 3 übers Wasser, ist’s mit der imperialen Herrlichkeit sofort vorbei, und aus der Rechts-Links-Kurve wird ein Pull, der öfter, als es mir lieb sein kann, im Teich landet. Also bleibe ich lieber auf der Range und erfreue mich der Illusion, ins-gesamt sei ich doch ein recht passabler Spieler. Lieber einen schlechten Tag auf dem Course als einen guten Tag im Büro, heißt es. Aber stimmt das wirklich? Im Büro gibt es Kaffee, nette Kollegen und keinen Psychoterror gegen sich selbst.
Aber jetzt: Was sollte ich bloß tun? Seit 250 Kolumnen bemühe ich mich um schnelle Hüften, die richtige Position des rechten Ellbogens, das gebeugte linke Handgelenk im Treffmoment. Und auf der Range klappt ja auch alles. Naja, jedenfalls einigermaßen. Aber welchen Schwunggedanken sollte ich nun, zu Kolumne Nummer 250 und ohne echte Möglichkeit, zu trainieren, bloß mit auf den Platz nehmen?
Schwing den Schlägerkopf
Ich stieß auf den englischen Golflehrer Ernest Jones, der vor neunzig Jahren eine radikale Theorie vertrat, die sich in einem Satz zusammenfassen lässt: »Swing the clubhead«. Einfach den Schlägerkopf schwingen lassen, nicht mehr und nicht weniger. Er sagte auch: »Es gibt keine Positionen im Golfschwung.« Schwing den Schlägerkopf, und alles andere wird sich fügen. Statt den Körper in bestimmte Haltungen zu zwingen, geben die Hände den Ton an, die den Schlägerkopf beschleunigen, und alle sonstigen Körperteile – Arme, Hüfte, Schultern – werden sich fügen. Als erstes probierte ich den Gedanken auf dem Puttinggrün aus, das den Sturm unbeschadet überstanden hatte, und ich sag’s Ihnen: Was für eine Befreiung dieser Gedanke gerade beim Putten ist!
Dann ging es raus auf den Platz, und siehe da: Ich spielte nicht nur eine vorzeigbare Runde, sondern schlug fast alle Eisen hinter die Fahne und manchmal sogar übers Grün. Ich war mit »Swing the clubhead« endlich so lang wie auf den Launch-Monitoren behauptet. Insgesamt: ein würdiger Schwunggedanke für dieses Jubiläumsmandat, und an dieser Stelle ganz herzlichen Dank, dass Sie am Ball bleiben und diese Kolumne möglich machen. Schreiben Sie mir gern, mit welchen »unfehlbaren« Schwungtipps Sie auf die Runde gehen.
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