Herr Schmid, lassen Sie uns doch bitte eine Kleinigkeit klären: Matthias oder Matti? Gibt es einen Vornamen, den Sie bevorzugen?
Einige Freunde und auch die Familie in Teilen nennt mich Matti. Im College haben sie auch immer Mäddi gesagt. Wir haben das ganz einfach in Matti geändert, um es gerade dem englischsprachigen Markt etwas leichter zu machen.
Zweifacher Einzel-Europameister, Silver Medalist bei der Open Championship 2021, der anschließende Wechsel zu den Profis und dann mit sieben Starts die volle Spielberechtigung für 2022, zudem Rookie of the Year der European Tour. Der Plan ist vollends aufgegangen?
Gerade das letzte halbe Jahr ist so verlaufen wie ich es mir erträumt habe. Es ist am Ende schneller gegangen als gedacht.
Nach der Mallorca Open Ende Oktober war für Sie die Saison beendet. Wie lange haben Sie mitgefiebert, ob es für die volle Kategorie reicht?
Am Anfang wusste ich nicht, wie sich die Situation entwickeln wird. Es gab verschiedene Hochrechnungen und es sah recht gut aus. Es hat gereicht und die Freude war entsprechend riesig.
Wie überraschend kam die News, dass Sie mit dem Sir Henry Cotton Award ausgezeichnet werden?
Das hatte ich überhaupt nicht am Schirm. Ich wusste nicht mal, wer zur Debatte stand. Ausgerechnet ich mit den wenigen Starts. Aber vielleicht genau deswegen. Das ist unglaublich.
Mit dem neuen Status sollte es in Südafrika losgehen. Durch Omikron wurde nur alles anders, das Turnier wurde nach zwei Runden abgebrochen und die Pros haben die Flucht ergriffen. Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?
Das war eine komische Situation, ich hatte mich so sehr auf die Wochen in Südafrika gefreut. Weil ich von den Plätzen in Leopard Creek und Sun City nur das Beste gehört habe und wir wollten etwas Urlaub machen und auf eine Safari gehen. Schade, es hätte kaum schlechter für alle Beteiligten laufen können. Schließlich habe ich mich auf den Heimweg gemacht und heute Abend endet meine Quarantäne (das Interview wurde am 13. Dezember geführt. d. Red.).
Nachdem die Tour Südafrika vom Kalender gestrichen hat, kommt Sie den Spielern nun irgendwie entgegen?
Nicht, dass ich etwas davon gehört habe. Es gibt im Verlauf des Jahres noch genügend Turniere, um sich seine Punkte zu erspielen.
Zudem ist das auch mehr eine Aufgabe für Ihr Management. Ihr außergewöhnliches Talent hat die weltweit besten Agenturen verzückt. Jeder wollte Sie und alle standen wohl bei Ihren Eltern in der Oberpfalz vor der Tür. Am Ende ging der Zuschlag an Impact Point…
Das war eine durchaus schwierige Entscheidung. Ich habe von diesem Thema auch nicht die große Ahnung und holte mir Ratschläe von verschiedenen Leuten, die mir sehr vertraut sind, ein. Am Ende war ausschlaggebend, dass Irek Myskow und sein Partner Carlos Rodriguez u.a. mit Sergio Garcia, Paul Casey und Louis Oosthuizen ein sehr starkes Spielerrepertoire haben, sie sind in Amerika und Europa und auch in Deutschland extrem gut vernetzt. Die Kombination, beziehungsweise das Gesamtpaket, ist unschlagbar und ich werde voll auf meinem Weg unterstützt.
Egal, wenn man auf Matthias Schmid anspricht. Es kommt: einfacher, guter Schwung, Ruhe, Gelassenheit. Sprich: Ein Baum, der auch dem größten Sturm widersteht. Wie sehen Sie sich?
Die Ruhe ist ein wenig mein Charakter und diese Ruhe, oder wie man sie auch immer beschreiben möchte, ist eine Stärke. Hinzu kommt meine riesige Leidenschaft für den Golfsport. Ich will mich immer verbessern und drehe an jeder Schraube, egal, wie klein sie ist.
Wie sieht Ihre Vorbereitung für 2022 aus?
Ich habe die längste Saison meiner Karriere hinter mir. Grad bin ich in der Pause, mache Fitness. Ich fliege in der zweiten Januarwoche nach Dubai, starte dort richtig mit dem Training und hoffe, dass ich ins Feld der Abu Dhabi HSBC Championship reinkomme.
Deutschland und gerade Bayern ist von der Witterung ab Herbst ein schwieriges Pflaster. Sind Sie jemand, der sagt: Na und, ich geh dennoch raus und übe?
Ja, die Indoor-Möglichkeiten sind zwar gut und ich habe auch eine kleine Hütte daheim mit Trackman. Aber nichts kommt an den richtigen Graskontakt ran und deswegen bin ich am liebsten draußen – auch wenn es kälter ist. Wenn ich in meiner Heimat bin, trainiere ich gerne in Schmidmühlen oder Herzogenaurach.
Um sich am Ende via DP World Tour den großen Traum von der PGA zu erfüllen?
Die ehemalige European Tour hat eine riesige Historie und tolle Spieler. Ein hervorragendes Pflaster, auf dem man sich erst einmal beweisen muss. Das Ziel ist ganz klar, irgendwann einmal auf die PGA Tour zu wechseln. Man sieht es ja häufiger, dass sich die guten European-Tour-Spieler recht schnell in Amerika zurechtfinden. Matthias Schwab und Lucas Herbert haben es zuletzt gezeigt. Und einen darf man nicht vergessen: Brooks Koepka.