Locker greifen
Marcus Bruns ist ein waschechter Bremer-Jung und fing im Kindesalter im Stadtclub Bremen zur Vahr gleich mit drei Sportarten an: Tennis, Hockey und Golf. Talentiert zeigte er sich in allen Disziplinen, doch seine Passion galt dem Golfsport. Kurz bevor er seine Lehre bei Oliver Heuler antrat, lebte er in seinem letzten Amateurjahr den Traum eines Jung-Profis und jettete quer durch Europa. Seit 13 Jahren unterrichtet der Familienmensch im niedersächsischen GC Syke.
Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?
Ich hole meine Schüler ab, wo sie gerade stehen, gehe ich auf die jeweiligen Bedürfnisse ein und berücksichtige eventuelle körperliche Einschränkungen. Und das ohne jedem ein standardisiertes Schwungmuster aufzudrücken. Zur Schwungoptimierung arbeite ich mit dem Schüler an möglichst wenigen technischen Aspekten. Mein Credo: Es kommt nicht auf die B-Note an, es kommt auf die A-Note an! Also Ballkontakt und Ballflug. Das Aussehen und der Schwung sind prinzipiell egal.
Ein Ratschlag, den du jedem Amateur gern geben würdest?
Locker greifen! Es ist wirklich erstaunlich, wie verkrampft viele Spieler ihre Schläger halten. Das sehe ich an den oftmals ziemlich »abgenudelten« Griffen, die mir einige meiner Schüler unter die Nase halten. Vor allem im Bereich des Daumens sieht man oftmals verstärkt Abnutzungen und Einkerbungen. Das zeugt von einem zu hohen Griffdruck. Daher empfehle ich, an der Pre-Shot-Routine, an der Schlag-Routine auf dem Platz einschließlich Rhythmus, zu arbeiten. Die wenigsten Amateure haben einen standardisierten Ablauf unmittelbar vorm Schlag. Dabei ist der so wichtig.
Der meistverbreitete Fehler von Amateuren?
Zum einen, wie gerade erklärt, dass sie oftmals zu fest und verspannt sind. Doch auch der mentale Aspekt ist wichtig: Viele wollen einfach zu viel und orientieren sich zu sehr an Tour-Spielern, anstatt das eigene Spiel zu spielen und an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten.
Ein Ratschlag, der deinem eigenen Spiel weitergeholfen hat?
Werner Rappenecker, ein altgedienter Trainer aus dem Club zur Vahr Bremen hatte mir früher immer empfohlen: »Hinter die Fahne spielen!« Diesen Tipp gebe ich heute noch an meine Schüler weiter. Mehr dazu erzählte ich auch in meinem Podcast. Wenn man den Gedanken hat, hinter die Fahne zu spielen, nimmt man viele Gefahren, wie Bunker oder Wasserhindernisse, aus dem Spiel heraus. Und oftmals liegt der Ball dann trotzdem im Bereich der Fahnen.
An was hast du früher geglaubt, jetzt aber nicht mehr?
Dass Länge alles ist. Länge ist zwar wichtig. Aber man muss sich den Bahnverlauf aufteilen und entsprechend Hindernisse aus dem Spiel nehmen. Das klingt jetzt natürlich sehr widersprüchlich zu dem, was heute propagiert wird – denkt man an Bryson DeChambeau. Aber im Alter wird man einsichtiger. Heute weiß ich, dass es in erster Linie um Konstanz geht! Was helfen Schlagweiten, wenn es keinen konstanten Ballkontakt gibt? Anstatt den Driver zu prügeln, sollte man versuchen, die Bälle dort zu platzieren, von wo der zweite Schlag auch erfolgreich weitergespielt werden kann.
Was ist das Geheimnis von gutem Golf?
Ein großes Geheimnis ist, mental fit zu sein. Klar müssen auch Ballkontakt und Schwungebene, und so weiter passen. Aber wenn ich auf dem Abschlag stehe und Angst vor der nächsten Ausgrenze habe, dann nützt auch alles Technikwissen nichts. Es bringt nichts, der König auf der Driving Range zu sein, wenn einem auf dem Platz nichts gelingt. Viele Spieler vergessen, dass 80 Prozent der Leistung vom mentalen Aspekt abhängt.
Was ist das Merkwürdigste, das dir auf dem Platz je passiert ist?
In meiner Bremer-Zeit haben wir, vor allem gemeinsam mit der Clubmannschaft des CzV, viele tolle und kuriose Geschichten erlebt. Auch wenn es sich brutal anhören mag, hat mir mein damaliger Teamkapitän Barry Weikel – seines Zeichens ein aus den Staaten stammender Englischlehrer – in seinem so typisch klingenden Deutsch vor einem Lochspiel gedroht „Ick breck dir alle Knocken“ – wenn ich das bevorstehende Lochspiele nicht gewinne. Zum Glück habe ich gewonnen. Aber er hätte mir ohnehin niemals einen Knochen gebrochen. Doch dieser Satz hat sich bei mir eingeprägt.
Marcus Bruns
Werdegang:
Geboren am 26.März 1979. Spielte im Alter von zehn Jahren erstmals im Club zur Vahr Bremen Golf. Nach einer erfolgreichen Amateurkarriere folgte die Ausbildung (2002-2005) zum PGA-Professional bei Oliver Heuler im GC Fleesensee. Nach Trainer-Stationen im GC Hainmühlen und GC am Meer unterrichtet Marcus Bruns seit 2009 im GC Syke.
Heimatclub: GC Syke
Preis/Stunde: 65 Euro (45 Minuten)
Kontakt: Webseite: marcusbruns.de, Mobil: 0171/7666077
Veröffentlichungen:
Printveröffentlichung bei Golfstun.de: »Golfschwung mit dem Driver« und weitere Online-Veröffentlichungen auf Golfstun.de, einschließlich YouTube-Videos und Podcast.
Hobbys: Tennis und unser Hund.