»Die Individualität steht im Vordergrund«
Unsere Pros vor Ort halten das Spiel und den Sport am Leben, aber sie stehen selten im Rampenlicht. Es wird Zeit, sie zu würdigen. An dieser Stelle teilen sie mit uns ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse und ihre Tipps. In dieser Folge: Manuela Wehner.
Die gebürtige Bayerin hielt erstmals als Elfjährige einen Golfschläger in der Hand und spielte sich zügig in den Nationalkader. Mit 16 Jahren verließ Manuela Wehner ihre behütete Heimat und zog nach Rheinland-Pfalz – ihrer Leidenschaft zum Golfsport wegen. Hoch oben über den Weinbergen des Hofgut Wißberg in St. Johann absolvierte sie im Golf Club Rheinhessen zunächst – ihren Eltern zuliebe – eine Ausbildung zur Sport- und Fitness Kauffrau. Direkt darauf folgte beim damaligen Nationaltrainer Stephan Morales die Lehre zum Fully Qualified PGA Professional, die sie 2011 als Jahrgangsbeste ablegte. Die Liste der Fortbildungen der 32-Jährigen ist lang, kein Wunder, dass die engagierte Trainerin zum Lehrteam und Prüfungsausschuss der PGA of Germany gehört. Und das als einzige Frau.
Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?
Beim Training sind mir die Persönlichkeit und Individualität jedes einzelnen Spielers am wichtigsten. Mein Ziel ist es, aus jedem den besten Golfer zu machen, der er sein kann. Dabei geht es mir weniger um einen Idealschwung, sondern vielmehr um eine Entwicklung von Fertigkeiten und Kompetenzen, um so die verschiedenen Aufgaben des Golfspiels individuell lösen zu können.
Ein Ratschlag, den du jedem Amateur gern geben würdest?
Was viele vergessen: Fehlschläge sind grundsätzlich etwas völlig Normales und Fehler machen eben auch! Daher sollte jeder lernen, auch mit Fehlschlägen einen passablen Score ins Clubhaus zu bringen. Die allerwichtigste Empfehlung, die ich immer wieder meinen Schülern gebe: Einfach Spaß zu haben, egal ob man auf dem Platz erfolgreich oder eben auch mal weniger erfolgreich ist. Jeder sollte sich über die guten Ergebnisse mehr freuen, als sich über die schlechten Ergebnisse oder Schläge zu ärgern.
Der meistverbreitete Fehler von Amateuren?
Der meist verbreitete Fehler von Golfern ist meines Erachtens, sich erst dann eine Trainerstunde zu buchen, wenn gar nichts mehr klappt. Die meisten Spieler meinen, Training sei erst notwendig, wenn bereits ein akutes Problem besteht. Den wenigsten geht es darum, sich in gewissen Bereichen weiter zu entwickeln. Wenn ich aus technischer Sicht einen Fehler beschreiben müsste, so ist es immer wieder erschreckend, wie viele schlechte Griffe es gibt, die total »unfunktional« sind und zu leidigen Problemen führen.
Ein Ratschlag, der deinem eigenen Spiel weitergeholfen hat?
Tatsächlich diese Akzeptanz von Fehlern. Ich glaube, dass ich vom Spielertyp eher jemand war, die versucht hat, analytisch und perfektionistisch Probleme anzugehen. In dem Moment, in dem ich akzeptiert habe, dass Fehler normal sind, habe ich gelernt, mit Fehlschlägen und Fehlentscheidungen ganz gut umgehen zu können und entsprechend trotzdem noch gute Ergebnisse hereinzubringen.
An was hast du früher geglaubt, jetzt aber nicht mehr?
De facto das Thema Idealschwung. Ich habe mich selber in meiner Spielerzeit und auch in den Anfängen meines Trainerdaseins sehr stark an dem Thema Idealschwung- und Grundschwung-Modell orientiert. Heute kann ich definitiv sagen, dass in meinem Training die Individualität im Vordergrund steht. Zwar möchte ich keineswegs das Idealschwung-Modell verteufeln, aber dadurch werden einem in der persönlichen Entwicklung Möglichkeiten genommen, Fertigkeiten und so auch eine persönliche Note als Spieler zu entwickeln.
Was ist das Geheimnis von gutem Golf?
Wenn ich das wüsste (lacht). Das ist eine Frage, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, da die Antworten so vielfältig sein können. Ich würde sagen, die eigenen Fertigkeiten, die man hat und die entsprechend mentale Einstellung mit viel Spaß und Enthusiasmus zu kombinieren und am Projekt Golf dran zu bleiben und diesen Prozess einfach nur zu genießen – und dabei sollte man sich auf einen langfristigen Erfolg konzentrieren.
Was wünschst du dir und deinem Heimatclub in Zukunft?
Erst mal, dass diese Corona-Zeit langsam vorbei geht und dass ganz viele junge Familien dem Golfsport beitreten und anfangen, die Faszination Golf zu erleben. Denn nur so können Golfclubs langfristig überleben.
Manuela Wehner
Werdegang: geboren am 19. Mai 1989 in bayerischen Werneck, spielt seit ihrem 11. Lebensjahr Golf. Spielerin des deutschen Nationalkaders. Ausbildung zur Sport- und Fitness Kauffrau (2005), Fully Qualified PGA Professional (2011). Nach zahlreichen Weiterbildungen gehört sie zum Lehrteam und Prüfungsausschuss der PGA of Germany.
Stützpunkt/Heimatclub: Golfclub Rheinhessen Hofgut Wißberg
Preis: 65 Euro / 50 Minuten
Hobbys: Reisen, Reisen, Reisen
Kontakt: golf-lehrerin.de; E-Mail: info@golf-lehrerin.de; Mobil: +49 170 60 59 664