Weniger ist mehr
Unsere Pros vor Ort halten das Spiel und den Sport am Leben, aber sie stehen selten im Rampenlicht. Es wird Zeit, sie zu würdigen. An dieser Stelle teilen sie mit uns ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse und ihre Tipps. In dieser Folge: David Britten.
Aufgewachsen ist David Britten unweit des sagenumwobenen Sherwood Forest in England. Auf die Frage hin, seit wann er denn Golf spiele, antwortete er keck: »Seitdem ich laufen kann – wahrscheinlich schon davor.« Der Golfsport ist seine große Leidenschaft – neben dem FC St. Pauli und Themen rund um Kulinarik.
Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?
Es geht mir um das große Bild – wie viel Zeit kann pro Woche in Golftraining investiert werden, wie ist der Charakter, etc. Ich sehe Golf nicht als Golfschwung, sondern als Golfspiel. Das Geheimnis eines guten Trainers ist, erkennen zu können, woran der Spieler arbeiten muss und was benötigt wird, um den Score zu verbessern. Und ich glaube, das kann ich ganz gut.
Ein Ratschlag, den du jedem Amateur gern geben würdest?
So etwas zu verallgemeinern, ist schwierig. Grundsätzlich ist das ja die Herausforderung – herauszufinden, was man trainieren musst, um besser zu werden. Meiner Erfahrung nach trainiert der durchschnittliche Amateurgolfer deutlich zu wenig Putten.
Der meistverbreitete Fehler von Amateuren?
Beim Training sind drei Kategorien zu unterscheiden: Aufwärmen für die Runde, Trainieren und Werkstatt! Ich würde sagen, 90 Prozent der Amateure wissen nicht, wie sie eine Driving-Range nutzten sollten. Meist wird dort kontraproduktiv trainiert. Dabei sollte die Range wie ein Golfplatz genutzt werden. Ich nenne das »20 20«. Für einen Ballautomat-Token gibt es circa 20 Bälle – diese sollten binnen 20 Minuten geschlagen werden. Die meisten Amateure schlagen aber in 20 Minuten 50 Bälle. Das ist nur sinnvoll, wenn man sich für die Runde einschlägt. Beim Training gilt: Weniger ist mehr. Bei »20 20« wird jeder dieser 20 Bälle zielorientiert gespielt.
Ein Ratschlag, der deinem eigenen Spiel weitergeholfen hat?
Mehr für meinen Körper zu tun! 2009 hatte ich Krebs. Als ich die Therapie abgeschlossen hatte, merkte ich, wie sehr meine Physis in Mitleidenschaft gezogen war. Mein Körper war schwach und hatte an Flexibilität eingebüßt. Ich musste viel tun, um vor allem die Beweglichkeit im Nackenbereich wiederzugewinnen. Eine zusätzliche Sportart, die ich allen Golfern empfehlen würde, ist Yoga! Würden Golfer mit Yoga anfangen und meditieren, wären sie deutlich besser. Mir hat vor allem auch TPI (Titleist Performance Institute) sehr geholfen. TPI hat Golffitness zwar nicht erfunden, aber einen Fahrplan gegeben und ein lineares System entwickelt, das jeder Trainer verstehen kann. Jetzt wissen wir, für welchen Schwungfehler welche Übung hilfreich ist. Mittlerweile war ich bei vier TPI-Schulungen und mit meinem körperlichen Fortschritt haben sich auch mein Schwung und meine Ballflugbahn verbessert.
An was hast du früher geglaubt, jetzt aber nicht mehr?
Früher war ich ein großer Fan von den Schwungbahnen in Rück- und Durchschwung. Betrachtet man heutzutage, vor allem mit Hilfe von TrackMan und Lounge Monitoren, die zahlreichen Schwünge der Top-Spieler erscheinen diese sehr unterschiedlich. Doch beim genaueren Hinschauen ist der »moderne Golfschwung« zwischen der 9-Uhr-Position im Abschwung und 3-Uhr-Position im Durchschwung identisch! Daher interessiere ich mich jetzt nur noch dafür, dass das Schlägerblatt in der Treffmomentszone gut angeliefert wird. Dann kann nämlich gutes Golf gespielt werden.
Was ist das Geheimnis von gutem Golf?
Besser Scores zu spielen als deine Mitspieler! (lacht) Ich glaube, das hat sogar Ben Hogan zu Nick Faldo gesagt haben, als Faldo wissen wollte, was er tun kann, um die US Open zu gewinnen. Also eigentlich ziemlich simpel (lacht lauter). Nein, im Ernst: Die Scores zu verstehen, ist wahrscheinlich das Geheimnis. Also Platzanalyse – zu verstehen, wie dieser Score zustande kam. Ich finde, Golf muss aggressiv sein, aber mit Köpfchen.
Was wünschst du dir und deinem Heimatclub in Zukunft?
Ich bin einfach sehr glücklich, wieder auf der Wendlohe zu sein und nun kann ich es kaum erwarten, dass unser Trainings-Center (nachdem es zu Halloween 2019 abgebrannt war) bald wieder eröffnet wird.
David Britten
Werdegang: Geboren am 22.2.1968 aus Sherwood Forest/England. 1988 Abschluss der PGA-Ausbildung im Sherwood Forrest Golf Club. 1988/89 Spieler auf der Challenge Tour. Seit 1990 lebte Britten in Deutschland, arbeitet erst im Club zur Vahr Bremen und ging dann nach Hamburg. Weiterbildungen: NLP und Sportpsychologie.
Stützpunkt/Heimatclub: Golf-Club Hamburg Wendlohe
Preis/Stunde: 80 Euro/55 Minuten
Kontakt: E-Mail: info@davidbritten.de
Hobbys: »Meine Familie, mein Hund und St. Pauli«