»Nicht der perfekte Schlag zählt, sondern die richtige Lösung«
Wer Christian Kirchner mit seiner präzisen Sachlichkeit für ein waschechtes Nordlicht hält irrt. Der gebürtige Bayer ist in der Welt des Golf unterwegs, aber in Hamburg zu Hause. Schon vor Jahrzehnten spezialisierte er sich im Leistungssportbereich auf Mädchen- und Damenmannschaften. Und das mit sehr großem Erfolg. Kirchner liebt und lebt den Golfsport und bildet sich immer weiter – stets mit Blick auf den englischen Sprachraum.
Wie würdest du deine Trainingsphilosophie beschreiben?
Mir geht’s um den »Spirit of the game« – das Spiel generell gut zu verstehen. Dabei möchte ich jedem Spieler helfen, seine Möglichkeiten bestens zu entwickeln. Auch auf dem Platz sollte eine konstant gute Golftechnik, abhängig von der Situation und Balllage, möglichst erfolgreich anwendbar sein. Außerdem möchte ich meine Schüler grundsätzlich motivieren, mit guter Einstellung und einem Plan an ihrem Spiel zu arbeiten. Nur dann können Ziele erreicht werden.
Ein Ratschlag, den du jedem Amateur gern geben würdest?
Eine gute Einstellung ist wichtiger als ein guter Schwung! Nur wenn die innere Einstellung stimmt, wird man Erfolg beim Golf haben. Daher sollten Golfer die nicht so guten Schläge akzeptieren und mit denen ein ordentliches Ergebnis spielen, anstatt auf die perfekten Schläge zu warten. Dann hat man auch mehr Spaß. Selbst dann, wenn man »alles gibt« und nicht viel falsch macht, muss man auch mal ein »Tal der Tränen« durchschreiten. Beim Golf ist eben jeder Tag anders. Genau dieses Unberechenbare zu akzeptieren, ist die Herausforderung.
Der meistverbreitete Fehler von Amateuren?
Schlechte Kontakte auf der Schlagfläche. Wenn ich jemandem etwas wünschen könnte, wäre es, dass man den Ball immer mit der Schlagflächenmitte trifft. Auch wenn der Schwung sich von Schlag zu Schlag nicht großartig anders anfühlt, führen Kleinigkeiten zu unsauberen Treffern und damit zu großen Schlagabweichungen. Tipp: Ein kleinerer Schwung ist einfacher und führt häufiger zu mittigen Treffern. Wenn man häufiger sauber und mittig trifft, schlägt man unterm Strich weiter und genauer. Für das Spiel auf dem Platz ist das enorm wichtig. In vielen Fällen ist der Schwung-Killer Nummer eins eine zu offene Schlagfläche – und dann folgen viele Probleme.
Ein Ratschlag, der deinem eigenen Spiel weitergeholfen hat?
Ich habe bei einem guten PGA-Pro Unterricht genommen, denn gutes Feedback verkürzt die Suche nach Erfolg. Dabei hat mir geholfen zu verstehen, welches der übergeordnete Fehler in meinem Schwung ist: Früher habe ich den Ball mit einer zu starken Links-Kurve gespielt. Meine Hände waren zu aktiv und viel dominanter als meine restliche Körperbewegung. Heute spiele ich eigentlich nur noch aus der Beinarbeit, Hüft- und Oberkörperbewegung. Dadurch bin in der Lage, meine Hände besser zu kontrollieren. Meine Schlagfläche ohne Kraftverlust offener an den Ball zu bringen und mehr gerade Bälle und leichte Rechts-Kurven zu schlagen. Ich schlage Fades, da ich die besser kontrollieren kann. Da greift die Weisheit: »You can talk to a fade but a hook won’t listen.«
An was hast du früher geglaubt, jetzt aber nicht mehr?
Dass nur die neutrale Technik zu optimalem Erfolg führt. Aber der Mensch ist kein Roboter. Jeder Schwung ist anders und die individuelle Technik trotzdem kontrollierbar. Deshalb glaube ich heute, dass die richtige Kettenbewegung, also das Zusammenspiel von Unter- und Oberkörper und Arm-Hand-System wichtiger ist als die perfekten Schwungpositionen. Die großen Muskeln bewegen die kleinen. Heute weiß man, dass der Schwung etwas abweichen darf und dann immer noch exzellentes Golf gespielt wird. Eine gute Kopplung im Schwung ist tendenziell wichtiger.
Was ist das Geheimnis von gutem Golf?
Bälle gut zu treffen und diese an der richtigen Stelle des Golfplatzes zu platzieren! Dazu ist eine saubere Technik mit mittigen Schlagflächentreffern wichtig. Damit ist die Längenkontrolle schon mal wesentlich besser. Wenn im Treffmoment auch die Schlägerblattstellung stimmt, kann es gutes Golf werden. Doch wirklich gutes Golf ist auch stark davon abhängig, wo man seinen schlechten Schlag hin spielt. Nur wenn man einen nicht so guten Schlag an die richtige Stelle des Platzes schlägt kann man immer noch niedrig scoren.
Was wünschst du dir und deinem Heimatclub in Zukunft?
Im Golflounge Resort setzen wir alles daran, dass Golf einfach mehr Spaß bringt. Unser Ziel ist es, mehr Menschen zu Golfern zu machen – sie ans Golfspielen heranzuführen und schon länger spielende Golfer weiterhin beim Spiel zu halten. Was gibt es Schöneres als in der Natur das Golfspiel zu genießen?
Was ist das Lustigste, das dir je passiert ist?
Ziemlich lustig war als ich an einem 200-Meter-Par-3 meinen Abschlags ins Aus schlug und mit meinem nächsten Schlag vom Abschlag einlochte. Also quasi ein Ass mit dem zweiten Ball. Easy Par!
Was ist das Merkwürdigste, das dir auf dem Platz je passiert ist?
Ich habe mal bei gutem Wetter auf einem schweren Platz bei Sturm gespielt. Schlage plötzlich ein Ass und kann mich erst viel später darüber richtig freuen. Merkwürdig oder?
Christian Kirchner
Werdegang: am 24.11.1961 im bayerischen Bad Kissingen geboren, spielt Golf seit seinem elften Lebensjahr, kam als 20-Jähriger nach Hamburg. Spielte Challenge- und European Tour (1994). Hamburger Golflehrer-Meister 1988 und 1992. Verschiedene Stationen in Hamburger Clubs. 1997 bis 2002 Stützpunkttrainer auf Gut Kaden. 1999 bis 2000 Trainer der Damen-Nationalmannschaft. 2012 bis 2021 Headpro im GC Hamburg-Walddörfer.
Trainer-Erfolge: 2018 Aufstieg der Damenmannschaft in die 1. Bundesliga und in den vergangen Jahren die Mädchenmannschaften immer zur Deutschen Meisterschaft gebracht.
Heimatclub: Golflounge Resort Hamburg Moorfleet (ab April 2022)
Preis/Stunde: 70 Euro (50 Minuten)
Kontakt: Tel.: 0170/3403964; E-Mail christian.kirchner@pga-pros.de
Hobbys: Golf, Fahrradfahren, Kulinarik