Golfregeln

No Return, Penalty-Score und Schummel-Schlamassel

GM-Regelexperte Thomas Lander geht auf ein wichtiges und emotionales Thema ein: Das Schummeln auf dem Golfplatz.

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Golfer schreibt in Scorekarte.

Da unser Sport nach dem »Spirit of the Game« gespielt wird, ist Schummeln ein Thema, das nicht vorkommen sollte, aber doch häufig aus verschiedenen Gründen stattfindet. Leider gibt es immer noch Spieler, die ihren Index rauf oder runter steuern wollen. Hierzu sagt der DGV: 

»Die Handicap-Regeln können, ähnlich wie alle anderen Handicap-Systeme zuvor auch, keine Garantie geben, dass sie nicht umgangen oder missbräuchlich gelebt werden. Weitere Regelungen, die diesen Missbrauch ausschließen könnten, würde eine weitere Komplexität des Systems bedeuten. Dieses möchte der DGV aber nicht nur auf Grund einiger Weniger, die Regeln umgehen wollen, in den Fokus stellen und weitere Komplexität im System bei der WHA einfordern.« 

Was passiert, wenn man nach dem Turnier die Score-Karte nicht abgibt?

Die befragten Clubs üben Kritik an der Handhabung von »No Return« (mit oder ohne Grund) und falschen Ergebnissen auf der Scorekarte. Dies kann der DGV nicht nachvollziehen: »NRo und NRa ersetzen einen Score bei Abschluss eines Turniers durch die CVS-Meldung. Dies erledigt das Clubsekretariat. Je nach Auswahl, wird in der CVS der Score entsprechend der Handicap-Regeln verarbeitet. Hier gibt es überhaupt keinen Prozess, der den DGV einbinden würde. Selbst ein eventuell zu vergebender Penalty Score wird von der Clubseite direkt über das Serviceportal eingegeben. Auch hier ist der DGV in allen Prozessen außen vor«.

Wichtig ist, dass jede Spielleitung und auch der Handicap-Ausschuss über das DGV-Serviceportal bei Unregelmäßigkeiten einen »Penalty Score« nach oben oder unten im Ergebnis über Sonder-Rundenerfassung eingeben kann. Diese Entscheidungen liegen einzig beim Club und den Verantwortlichen des Turniers. Dazu der DGV: »Manipulationen oder eigenwillige Auslegung von Regeln – und genau dies sind auch die Handicap-Regeln – lassen sich niemals ausschließen. Diese sind bedauerlich. Aber speziell das WHS bietet hier die Möglichkeit, neben den Ordnungssanktionen eines Clubs, auch eine Regelungssanktion zu verhängen. Den sogenannten ‚Penalty Score‘«. 

Hier wäre sicherlich eine genauere Beschreibung des Verbandes, wann und wie dieses Instrument eingesetzt werden kann, hilfreich. Dazu bedarf es Schulungen, damit die Clubs die Regeln sachgemäß anwenden können. Das bedeutet, dass auch die Ausschüsse in den Clubs die richtigen Instrumente an die Hand bekommen. 

Wie ist ein »No Return« offiziell geregelt?

Zum Beispiel ist der Fall »No Return« wie folgt geregelt: Eine festgesetzte Runde kann über 9 oder 18 Löcher ausgeschrieben sein. Wird eine über 18 Löcher ausgeschriebene Runde nicht beendet, ist zunächst die Anzahl der gespielten Löcher relevant. Bei weniger als 10 beendeten Löchern kann das Ergebnis nicht gewertet werden.

Bei 10 oder mehr gespielten Löchern, wird das Ergebnis auf ein 18-Löcher-Ergebnis hochgerechnet. 

• Ohne sachlich gerechtfertigten Grund werden die nicht gespielten Löcher mit Netto-Doppelbogeys aufgefüllt. Zusätzlich kann auch hier noch ein Penalty Score vergeben werden. 

• Ist die Nichtbeendigung hingegen sachlich gerechtfertigt, dann wird grundsätzlich mit Netto-Par aufgefüllt (Ausnahme: Bei 10 bis 13 gespielten Löchern, wird ein Netto-Bogey und der Rest mit Netto-Pars aufgefüllt). 

Wenn eine über 9 Löcher ausgeschriebene Runde nicht beendet wird, kann dieses Ergebnis nicht gewertet werden. Das gilt unabhängig von dem Grund für die Nichtbeendigung. Hat ein Spieler die Runde ohne einen sachlich gerechtfertigten Grund abgebrochen (die Einschätzung liegt im Ermessen der Spielleitung), so kann hierfür ein Penalty Score eingetragen werden. 

Fazit: Funktioniert das WHS?

Die Ergebnisse meiner Befragung unter den Clubs hinterlassen den Eindruck, dass Clubs und DGV eigentlich das gleiche Ziel verfolgen, jedoch in den Details manchmal einander nicht verstehen. So wurde meine Frage nach einen Handicap-Ausschuss in den Vereinen unterschiedlich beantwortet. Einige haben einen, wissen aber zum Teil nicht, wer dort sitzt. Andere Clubs haben keinen Ausschuss, da sie glauben, es liefe alles über den DGV. 

Als Resümee lässt sich nach einem fünf Jahren WHS (in D erst seit vier Jahren) festhalten, dass die Etablierung gelungen ist, aber mit der Erkenntnis, dass auch dieses System manipulierbar ist. Das bedeutet: Wir haben mit dem WHS ein gerechtes und transparentes System, das weltweit angewendet werden kann. Es sind nur Kleinigkeiten in der Zusammenarbeit der Clubs mit ihren eigenen Organen (HCP- und Spielausschuss) und dem DGV als Regelorgan.

Hier ist aufgrund des komplexen Themas das Veröffentlichen von WHS-Updates auf der Serviceseite zwar gut, aber es erreicht nicht alle. Es sollten mehr Schulungen vor Ort oder in Regionen stattfinden, zu denen sowohl Golfrezeptionen als auch die Clubgremien eingeladen werden. Auch Online-Veranstaltungen wären hilfreich. Ein faires Miteinander ist nur möglich, wenn alle Spieler ihre durchschnittliche Spielstärke durch das WHS spielen können. Ein Apell meinerseits: Halten Sie nicht an Ihrem erreichten HCP fest! Es ist nur eine Orientierung, nicht mehr!

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