Clubstory

Stuttgarter GC Solitude: Comeback eines Klassikers

Ein wunderhübscher Baumbestand
Von Sven Hanfft und Stefan von Stengel (Fotos)

Mit dem Umbau und Redesign von Clubhaus, Werkhallen, Büroräumen und dem 18-Löcher-Championshipplatz dokumentiert der Stuttgarter Golf-Club Solitude seine Entschlossenheit, die Elemente eines klassischen deutschen Traditionsclubs mit den Charakteristika einer sportlich ausgerichteten Golfanlage auf höchstem Niveau zu verbinden. So die offizielle Formulierung des 1927 gegründeten Clubs zu einer der aufwendigsten und langwierigsten Renovierungsmaßnahmen eines deutschen Golfclubs.
 
In drei Bauabschnitten, von 2002 bis Herbst 2007, ist es schließlich gelungen, dass die 40 Jahre alte Anlage in Mönsheim wieder höchsten Ansprüchen genügt und auch künftigen Herausforderungen gerecht wird. Die erste große Bewährungsprobe steht vom 10. bis 13. September an. Dann finden auf dem Par 72-Parkland Course die Deutschen Amateurmeisterschaften für Damen und Herren statt.
  
Der Architekt hält (noch) den Platzrekord

Die deutsche Elite darf sich auf einen überaus harmonischen Platz in leicht hügeligem Gelände freuen. Die Abschlagsituationen sind durchweg angenehm, der Stress beginnt mit dem Approach. Architekt Thomas Himmel von 1991 bis 1993 selbst dreimal in Folge Deutscher Meister hat alle 18 Grüns neu aufbauen lassen und vergrößert. Häufig liegen sie leicht erhöht und sind mit mindestens einer Welle sowie weiteren sanften Ondulationen versehen. Die „Himmel-Grüns“ können zur Hölle werden, wenn man nicht auf dem richtigen Plateau liegt, respektiv die falsche Seite anspielt.
  
„Meister Himmel“ hält übrigens seit dem Eröffnungsturnier im Frühherbst 2007 mit 68 Schlägen den Platzrekord: „Ich gehe davon aus, dass er bei der DM gebrochen wird.“ Und wenn nicht, würds ihn vermutlich auch nicht stören.
  
Die Bunker sind komplett saniert, vergrößert und wieder in die Drivezonen verlegt worden. Alle 18 Fairways wurden abgefräst und neu angesät. Ein markantes Wasserhindernis vor dem 9. Grün verleiht dem Par 4 neuen Reiz. Dazu ist eine neue Beregnungsanlage für Grüns und Tees installiert worden.
Maßnahmen, mit denen Himmel den einstigen Austragunsort des German Masters (von 1987 bis 1993) wieder sportlich aufgewertet hat. Es sind aber vor allem auch die kleinen kosmetischen Eingriffe, die dem Stuttgarter GC ein vornehmes, edles Gesicht verleihen. Durch die Rodung von Unterholz und wuchernden Hecken sowie dem Fällen zahlreicher kleinerer Bäume gelang es, markante Solitäre wieder in den optischen Vordergrund zu bringen. Überhaupt ist der hohe, alte Bestand aus Nadel-, Laub- und Obstbäumen auf dem ca. 60-Hektar-Areal beeindruckend. Phänomenal ist die Farbenvielfalt und -pracht im Herbst.
  
Man könnte darüber nachdenken, den Platz zu drehen. Die 9 ist die deutlich stärkere Spielbahn als die aktuelle 18 und im Gegensatz zur 18 auch von der Clubhausterrasse einsehbar. Architekt Thomas Himmel dazu: „Aus meiner Sicht spräche nichts dagegen. Auch nicht, dass die Runde dann mit einem Par 3 beginnen würde.“  Einen Versuch z. B. für einige Wochen wäre es auf jeden Fall wert.
  
Bei einem 18-Löcher-Club mit rund 1.450 Mitgliedern müsste man meinen, der Platz in Mönsheim ist für Greenfeegäste rund um die Uhr geschlossen. Doch dem ist längst nicht so. In der Woche stehen Gästen ausreichend Startzeiten zur Verfügung. Gerade mal 25 bis 30 Prozent der Solitude-Mitglieder sind wirklich regelmäßig aktiv. Und die sind in der Mehrzahl außerordentlich sportlich eingestellt, was dem Spielfluss auf dem Platz zugutekommt.
Längst ist es Tradition, dass die Clubmannschaften zum Establishment des deutschen Spitzengolfs gehören. Die Senioren sind amtierender Deutscher Meister, die Herren wurden 2008 Dritter, und dem Damenteam ist der Aufstieg in die Bundesliga gelungen. Zu den bekannten Namen des Clubs gehören u. a. Hans-Hubert Giesen (30-facher Clubmeister, 2000 Senioren-Europameister), Sabine Blecher (dreifache Siegerin der Internationalen Deutschen Amateurmeisterschaften) sowie die der Challenge Tour-Profis Tino Schuster und Richard Treis.
  
Um auch in Zukunft weitere Spitzenspieler hervorzubringen, hat der Club aber nicht nur in den Platz sondern auch in neue Übungseinrichtungen investiert. Unter anderem in zwei Abschlaggebäude mit integriertem Scope-Videosystem, zwei neue Pitchinggrüns, Abschläge auf zwei Terrassen, einen neuen Übungsbunker sowie zwei Zielgrüns.
  
Keine Frage: Die Gesamt-investition von rund 4,5 Millionen Euro hat sich gelohnt. Der Stuttgarter GC Solitude seit diesem Jahr auch Mitglied in der Interessengemeinschaft „The Leading Golf Courses of Germany“ ist zurück in der Riege der deutschen Vorzeige-Clubs.

Stuttgarter GC Solitude
Adresse: Am Schlossfeld, 71297 Mönsheim
Telefon/Fax: 07044/911 04 19; 07044/911 04 20
E-mail: info@golfclub-stuttgart.com
Gründungsjahr: 1927
Platz: 18 Löcher; Par 72; 5.869 m/4.970 m (Gelb/Rot) CR/Slope 71,2/129 (G), 71,7/125 (R)
Architekt:Bernhard v. Limburger/ Redesign Thomas Himmel
Greenfee: 70 Euro alle Wochentage, am Wochenende und Feiertagen nur in Mitgliederbegleitung; Vorgabe 26,5 (Spielpartner Hcp 36); VcG-Spieler zugelassen
Trolley/Cart: 5 Euro/25 Euro (nur mit Attest)
Gastronomie: Montags Ruhetag
Hotelempfehlung: Hotel Ochsenpost, Franz-Josef-Gall-Str. 13, 75233 Tiefenbronn, Tel. 08234/954 50
Anfahrt: BAB 8 Karlsruhe-Stuttgart, Ausfahrt Heimsheim-Mönsheim, Richtung Mönsheim. Der Golfplatz befindet sich sichtbar links der Landstraße.

GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 4    Clubhaus: 4    Service: 5    Gastronomie: 5
                        
                       Gesamt: 4 1/2

*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.