Oliver Hardt (Fotos)
Willkommen auf Deutschlands einzigem Links Course! Wer die Internetseite des Golf-Clubs Norderney besucht, wird mit dem vielversprechenden Slogan der ostfriesischen 9-Löcher-Anlage begrüßt. Zwar ist der Platz laut Definition kein klassischer Links Course (Erklärung im Kasten), dennoch werden selbst schottlandverwöhnte Küstengolfer hier voll auf ihre Kosten kommen. Tatsächlich bietet Norderney in der südlichen Nordsee Deutschlands echtes Linksgolf: Meer, Wind, Küste und ein naturbelassener auf Sandwattboden gebauter Golfkurs, der 1927 – und damit gehört er zu den ältesten Clubs Deutschlands – gebaut wurde.
Gerade unsere Dünensituation gibt unserem Platz den Charakter eines Links Courses, erzählt Frank Denecke stolz, seit knapp zwei Jahren Clubpräsident auf Norderney. Recht hat er, denn gleich das Auftaktloch (ein kurzes Par 4, 306 m von gelb) verläuft in eine einzigartige Dünenlandschaft am niedersächsischen Wattenmeer entlang. Auf den meisten der kurzen, aber oft länger wirkenden neun Bahnen – häufig mit schwer einsehbaren Landezonen – genießt man neben einer steifen Brise einen herrlichen Meerblick. So schön dieser im Frühling und Sommer die Spieler verzückt, so extrem bringt die Nordsee ihre Gefahren in den kälteren Monaten mit sich. „Zwischen Herbst und Frühjahr wird unser Platz einige Male von der Nordsee überflutet“, weiß Präsident Denecke. „Dadurch haben wir jährlich etliche Aufräumarbeiten zu verrichten.“
Damit sich die Anlage in Zukunft schneller erholen kann, wurde an Loch 8 ein kleiner Teich angelegt, der neben seiner Funktion als Wasserhindernis vor allem als Entwässerungsanlage dienen soll. Besagte Bahn (Par 5, 530 m) verlangt in Sachen Tee-off übrigens den anspruchsvollsten Drive. Rund 200 Meter carry (von gelb) sind erforderlich, um Teich und Dünen zu überfliegen und sicher auf dem Fairway zu
landen. Apropos Abschlag: Selbst wer alleine auf die Runde geht, hat an den neun oft thronenden, nicht selten blinden Abschlägen meist tierische Begleitung. Dutzende Kaninchen besetzen neben Grüns und Fairways mit Vorliebe auch die Abschlagflächen – einige flüchten, andere genießen in stoischer Ruhe das Golfspektakel.
Was so niedlich daherhoppelt, ist für den Golf-Club Norderney eine echte Katastrophe. Präsident Denecke: „Die Kaninchen grasen Fairways und Grüns ab und zerstören mit ihren Bauten die Dünen.“ Trotz kleiner Schönheitsfehler – und die verzeiht man hier gerne – ist der Kurs am Meer ein echter Magnet für Norderneyurlauber: 50 Prozent der Golfaktiven sind Greenfeespieler.
Aktiv werden kann man hier nicht nur mit Golf. Fallschirmspringen, Radfahren und Wassersport gehören ebenso zu den sportiven Höhepunkten vor Ort. Norderneys prominentestes Aushängeschild ist Bernd Flessner. Der 39-Jährige ist Deutschlands erfolgreichster Windsurfer (zwölfmaliger Deutscher Meister) und nebenbei auch noch ein erstklassiger Golfer. Als langjähriges Clubmitglied gehört er zu den besten Spielern in der heimischen Jungseniorenmannschaft (Hcp 5,6), die in Niedersachsens oberster Liga mitmischt.
Slicer sollten Start- und Landephasen der Flugzeuge abwarten…
Noch verfügt die „Sportinsel“ Norderney als einzige von sieben bewohnten „Eilands“ (so das friesische Wort für Insel) über einen Golfplatz, doch das wird sich bald ändern. Gut 20 Kilometer Luftlinie östlich von Norderney entstehen auf der Insel Langeoog derzeit neun frische Löcher. So kann zukünftig eine halbe Runde inselübergreifend auf eine ganze erweitert werden. Dies könnte dann in etwa so aussehen: Nach neun Bahnen auf Norderney lassen Sie sich bequem mit einer Propellermaschine nach Langeoog fliegen, um im Anschluss genüsslich die zweiten neun zu spielen. Die Flugzeit beträgt etwa 15 Minuten pro Strecke, genug Zeit für den Halfway-snack an Bord.
Ein weiterer Pluspunkt: Auf Langeoog gelandet, können Sie direkt loslegen. Der naturbelassene Platz – direkt am Deich (versperrt leider die Sicht aufs Meer) – ist nur wenige Meter vom Flugplatz entfernt. Wer schlau ist, schaut sich Abschläge und Landezonen schon mal aus der Luft an, so kann man mit viel Übersicht – und im schlimmsten Fall mit Minijetlag – auf die entscheidenden „Back-Nine“ gehen. Die werden übrigens schon „Mitte Oktober für Mitglieder und im April 2009 für Gäste bespielbar sein“, verrät Präsident Anselm Prester.
Eigentlich sollte der goldene Ball bereits im Sommer die Anlage symbolisch einweihen. In den heißen Mai-Monaten fehlte jedoch der für den Graswuchs wichtige Regen. Dank Tief „Viola“ haben sich Grüns und Fairways mittlerweile prächtig entwickelt und wurden kürzlich sogar offiziell und beanstandungslos im Beisein von Christoph Städler, einem der bekanntesten deutschen Golf- platzarchitekten, abgesegnet.
Neben Städler kümmert sich das holländische Unternehmen Albatros um die Bauausführung. Trotz der vielen kreativen helfenden Hände „war die Logistik nervenaufreibend“, seufzt Prester. „Das Bauen auf Langeoog ist sehr teuer. Zudem mussten wir viele Rohstoffe wie Erde und Sand vom Festland anliefern lassen, da der schlickartige Sand auf der Insel zu feinkörnig war“, beschreibt Prester den Aufwand. Der hat sich gelohnt, betrachtet man die neu(e)n dicht aneinander liegenden Löcher, die viele Bälle und ein präzises Spiel erfordern. Besonders an der 9 ist Vorsicht geboten. Wer stark slicet, sollte die Start- und Landephasen der Flugzeuge abwarten – rechts vom Abschlag befindet sich in unmittelbarer Nähe der durchaus drivebare Flugplatz.
Otto Waalkes steuert per Hubschrauber die Fairways an
Mit „fliegenden Hindernissen“ hat man im Golf-Club Ostfriesland – knapp 50 km südöstlich von Langeoog – zum Glück wenig am Hut. Es sei denn, Kultkomiker Otto Waalkes (Hcp 19,1) steuert mal wieder unangemeldet per Huschrauber die Fairways seiner Heimatregion an. Neben seinen Starbesuchern ist der Golf-Club im Luftkurort Wiesmoor vor allem durch seine im Frühjahr blühenden Rhododendren bekannt geworden. Übrigens: Blumenliebhaber sind in Wiesmoor ähnlich gut aufgehoben wie ostfriesische Teetrinker (der Konsum ist hier zehnmal so hoch wie im übrigen Deutschland).
Nicht weit vom Golfplatz entfernt, ist die Wiesmoor-Gärtnerei beheimatet – die zweitgrößte Topfpflanzengärtnerei Deutschlands. Inhaber der Gewächshäuser ist Dr. Uwe Quitmeyer, seit 1986 Präsident im Golf-Club. Vor über drei Jahren ließ er eine 9-Löcher-Erweiterung durch die Clubmitglieder abstimmen. So entstand im Herbst 2007 die einzige 27-Löcher-Anlage in Ostfriesland. Auch hier hatte Christoph Städler seine Finger im Spiel. Er modernisierte die bestehenden 18 und gab den neuen, anspruchsvolleren Bahnen eine eigene Note. „Städler wollte Kontrast“, erklärt Quitmeyer. Der zeigt sich vor allem in den gepflegteren Abschlägen, den besseren Grüns und den schön geschwungenen großen Bunkern.
Was alle 27 Bahnen jedoch gemeinsam haben, sind die auch für Anfänger leicht anzuspielenden breiten Fairways und das meist fair gemähte Rough – ein echter Platz zum „Draufhauen“ eben. „Uns ist wichtig, dass die Spieler ihre Bälle wiederfinden, es soll kein Frustgolf werden“, erzählt Quitmeyer. Das kommt gut an vor allem bei der zahlenden Kundschaft aus dem Ausland. „Wir haben viele Greenfeespieler aus Holland, auf Dauer soll sich der Platz ausschließlich aus Greenfeeeinnahmen finanzieren.“ Kein unrealistisches Ziel, bedenkt man, dass man hier für eine Tagesgebühr von nur 38 Euro (unter der Woche) und 48 Euro (am Wochenende) 27 Löcher rauf und runter spielen kann. Günstig ist ebenso das küstennahe ostfriesische Jahresklima, das mit etwa zehn Grad im Durchschnitt über dem statistischen Mittel Deutschlands liegt. Und die Urlaubsinseln Langeoog und Norderney liegen auch nicht fern. Und wer die Fähre nimmt, kann von Bord sogar noch ein paar Seerobben gratis beobachten.
GC Norderney:
Platz: 9 Löcher, Par 36
Damen: 2.503 m (Hcp -54), CR 72,8; Slope 116
Herren: 2.800 m (Hcp -54), CR 70,7; Slope 118
Gegründet: 1927
Greenfee: Tageskarte 42 (Mo-So), Startzeiten: Nein
Adresse: Am Golfplatz 2, 26548 Norderney, Tel.: 04932/92 71 56, E-mail: info@gc-norderney.de
www.golfclub-norderney.de
GOLFmagazin-Bewertung: 4,5 von 6 Bällen
GC Ostfriesland
Platz: 27 Löcher, Par 73 (AB)
Damen: AB: 5.133 m (Hcp -54), CR 73,6; Slope 127
Herren: AB: 6.177 m (Hcp -54), CR 73,2; Slope 131
Gegründet: 1980, Architekt: Frank Pennink, Christoph Städler
Greenfee: Tageskarte 38 (Mo-Fr), 48 (Sa/So/FT), Startzeiten: Ja
Adresse: Fliederstr. 5, 26639 Wiesmoor, Tel.: 04944/64 40, E-mail: golfclubostfriesland@golf.de
www.golfclub-ostfriesland.de
GOLFmagazin-Bewertung: 4 von 6 Bällen
GC Langeoog
Platz: 9 Löcher, Par 35
Damen: 2.130 m (Hcp -54)
Herren: 2.530 m (Hcp -54)
Gegründet: 1996, Architekt: Christoph Städler
Greenfee: 45 (Mo-So)
Adresse: Garenstraße 36, 26465 Langeoog, Tel.: 04972/63 71, E-mail: info@golfclub-insel-langeoog.de
www.golfclub-insel-langeoog.de
GOLFmagazin-Bewertung: noch nicht geöffnet – keine Wertung
Infos Ostfriesland
Ostfriesland: Ostfriesland gehört zu Niedersachsen und liegt im äußersten Nordwesten an der Nordseeküste Deutschlands – bestehend aus den Landkreisen Aurich, Leer, Wittmund und Emden. Zu Ostfriesland gehören neben dem Festland auch die Ostfriesischen Inseln mit der Ausnahme Wangerooges. Die Ostfriesischen Inseln sind Barriere-Inseln in der südlichen Nordsee. Sie sind etwa fünf bis zehn Kilometer von der Küste entfernt und liegen zwischen den Mündungen von Ems, Jade und Weser.
Anfahrt: Vom Flugplatz Harle können Sie nach Langeoog und Norderney fliegen. Eine Flugverbindung zwischen den beiden Inseln gibt es selbstverständlich auch (www.inselflieger.de). Wer nicht in die Luft möchte, kann vom Fährhafen Norddeich nach Norderney fahren (www.reederei-frisia.de); hierbei kann das Auto mit an Bord genommen werden. Auf Langeoog sind keine Autos gestattet. Ihren Wagen parken Sie bequem am Fährhafen Bensersiel. Von dort fahren Sie mit dem Schiff nach Langeoog (www.langeoog-pur.de). Wer weder fahren noch fliegen möchte, kann bei Ebbe die beiden Inseln per Wattwanderung auch zu Fuß erreichen.
Hotels: Der Colf-Club Norderney verfügt über ein eigenes Golfhotel. Das 4-Sterne-Haus bietet Meerblick und liegt direkt am Golfplatz. In Langeoog ist das „Feuerschiff“ das offizielle Golfhotel. Wer den Golf-Club Ostfriesland bereist, kommt am „Blauen Fasan“ nicht vorbei. Das reetgedeckte Hotelrestaurant ist gleichzeitig das Clubhaus, bietet eine erstklassige ostfriesische Küche und liegt nur wenige Schritte vom 27-Löcher-Kurs entfernt. Direkt am Golfplatz sind weitere Ferienwohnungen mietbar.