Hierbei handelt es sich um eine hauchdünne, fast nicht sichtbare Sandschicht, die aufs Grün aufgetragen wird. Dass das Grün „gepudert“ ist, merkt mancher erst, wenn er seinen Ball markiert und in der Hand hält. „Seit einigen Jahren machen wir das 20- bis 30-mal pro Saison“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Mych. Der Effekt: Die Kadener Grüns sind schneller und das Rollverhalten der Bälle besser geworden.
Seit dem öffentlichen Totalschaden im Mai 2003 hat sich auf den Grüns des Gut Kaden Golf und Land Club einiges getan. Damals – pünktlich zum European Tour-Turnier Deutsche Bank – SAP Open (Sieger: Padraig Harrington) – waren die Puttflächen in einem unterirdischen Zustand. Ein lang anhaltender, nasskalter Winter hatte zu einem heftigen Pilzbefall auf nahezu allen Löchern geführt. Um Tiger Woods & Co. einigermaßen milde zu stimmen, sah sich Chief Referee John Paramor sogar gezwungen, eine Sonderregel zu kreieren: „Strafloses Besserlegen auf dem Grün aus Pilzflecken.“
Drill-and-Fill macht Kadens Grüns schneller und fester
Keine drei Wochen nach dem Turnier waren die Flecken aus den Grüns fast vollständig herausgewachsen, der Imageschaden aber nicht mehr zu beheben. Die Folge: Gut Kaden musste seinen Platz im GOLFmagazin-Ranking Deutschlands Top 50 räumen.
Das konnten und wollten die Golf-Verantwortlichen der Deutschen Bank, die Frankfurter sind Eigentümer von Gut Kaden, nicht auf sich sitzen lassen. Es wurde ein umfangreiches Pflege- und Investitionprogramm erstellt. Mit Richard Stillwell, Chief Greenkeeping Consultant der European Tour, wurde ein Berater-Vertrag geschlossen, Drainagen erneuert, respektive ergänzt und die 38.000 Euro teure Drill-and-Fill-Maschine in England angeschafft.
Der Tiefen-Aerifizierer bohrt in einem Arbeitsgang bis zu 30 Zentimeter tiefe Löcher in die Grüns und füllt diese wieder mit gewaschenem, trocknen Sand. Der Grünunterbau wird dadurch lockerer und kann Feuchtigkeit besser aufnehmen. Die Graswurzeln werden kräftiger und die Gesamtoberfläche fester. Der Fortschritt ist nicht nur zu sehen, sondern bei jedem Putt auch zu spüren, die Kadener Grüns gehören in Norddeutschland mittlerweile zu den besten. „Die Maschine hat sich längst rentiert“, freut sich Wolfgang Mych. Drill-and-Fill wird mittlerweile auch an befreundete Clubs vermietet.
Auch habe man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Früher wurde der Meisterschaftsplatz zum Profiturnier gedrillt und hochgezüchtet. Vor zwei Jahren ist man aber schließlich zum Wohle des Platzes zu einem sanfteren und konstanteren Pflegeprogramm übergegangen.
Was sich auszahlt. Von den Profis gab es in den letzten beiden Jahren durchweg positive Resonanz, selbst die sintflutartigen Regenfälle zu Turnierbeginn 2006 steckte der Platz ohne Probleme weg. Die Golfanlage im holsteinischen
Alveslohe gehört mittlerweile zu den beliebtesten in ganz Deutschland (Greenfeeeinnahmen über 400.000 Euro). Unter „Deutschlands Top 50“ hat Gut Kaden 2006 ein beachtliches Comeback gefeiert (Rang 13) und nimmt nach der jüngs-ten Wahl sogar einen Top Ten-Platz (9.) ein.
Für 2008 rechnet Geschäftsführer Mych mit einem leichten Popularitäts- bzw. Gastspielerrückgang, da die Deutsche Bank sich als European Tour-Sponsor zurückgezogen hat und kein Profiturnier auf Gut Kaden stattfinden wird. Für 2009 könnte sich das aber schon wieder ändern.
Überhaupt wird sich 2009 wohl einiges tun auf dem ehemaligen Rittersitz. Auf der heutigen Pitch- und Chip-Area soll ein 140-Zimmer-Hotel entstehen. Noch ist das Grundstück nicht verkauft, Projektentwickler Hochtief rechnet aber noch zum Ende diesen Jahres mit der Grundsteinlegung. Im gleichen Atemzug wird die Gut Kaden Golf und Land Club GmbH ihre Anlage in südöstlicher Ausdehnung um neun Löcher erweitern. Den Zuschlag für den Bau hat der renommierte Architekt und GOLFmagazin-Experte David Krause (u. a. Gleidingen, Apeldör, München Valley) erhalten. Dem Masterplan (Seite 102) nach zu urteilen, wird Gut Kaden mit neun überaus attraktiven, sportlich sehr anspruchsvollen Löchern aufgewertet. Highlights: ein Par 3 mit Inselgrün und ein riesiges Doppelgrün für zwei aufeinanderzulaufende Par 4-Bahnen.
HSV wirbt zwei Kadener Greenkeeper ab
Gut Kaden wird für Mitglieder und Gäste immer attraktiver und die Mitarbeiter immer begehrter. Vor knapp einem Jahr erlag bereits Headgreenkeeper Hermann Schulz den Lockrufen des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, nun folgte ihm der frisch ausgelernte Greenkeeper und Fachagrarwirt Patrick Garling.
Für den Letztgenannten erhielt Mych immerhin eine Ablöse, denn Garling hatte sich für die Finanzierung seiner Ausbildung verpflichtet, einen bestimmten Zeitraum Kaden treu zu bleiben.
Auf Gut Kaden ist das Feld gut bestellt, beim HSV wartet noch viel Arbeit auf die Herren. Im GOLFmagazin-Test würde die Bundesliga-Wiese in der HSH-Nordbank-Arena gerade mal einen Ball bekommen…
Sven Hanfft
Infobox
Adresse:Kadener Str. 9, 25486 Alveslohe
Telefon/Fax: 04193/992 90; 04193/99 29 19
E-mail/Internet: buero@gutkaden.de/www.gutkaden.de
Gründungsjahr: 1984
Platz: 27 Löcher
C+A: Par 71, 5.533 m (G), 4.844 m (R); CR 69,5/Slope 130 (G); 71,1/130 (R)
C + B: Par 72, 6.009 m (G), 5.185 m (R); 71,7/133 (G), 73,1/133 (R)
A + B: Par 71, 5.600 m (G), 5.033 m (R); 69,9/133 (G), 72,4/128 (R)
Greenfee: 55 , Wochenende 75 , mit Mitglied 35 /50 ; Handicap 36; VcG zugelassen E-Trolley/Trolley: 5 /15
Cart: nein
Gastronomie: keine Ruhetage
Hotelempfehlung: Romantik-Hotel Jagdhaus Waldfrieden; Tel.: 04106/610 20
Anfahrt: Autobahn A7 Ausfahrt Quickborn, links über die Autobahn, nächste Ampel rechts Richtung Pinneberg, nach Shell-Tankstelle rechts abbiegen, Straße an den Bahnschienen folgen bis zur nächsten T-Kreuzung, links abbiegen,
GC nach ca. 1 km auf der rechten Seite.
GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 4 Clubhaus: 5 Service: 5 Gastronomie: 5
Gesamt: 4 1/2
*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.