Clubstory

Golfclub Sieben-Berge Rheden – Hinter den Sieben Bergen…

Golfclub Sieben-Berge Rheden
Golf in einem Schlosspark? Im niedersächsischen Golfclub Sieben-Berge Rheden ist das kein Problem. Seit über 50 Jahren wird hier inmitten des Leineberglandes auf den ehemaligen Besitzungen des Adelsgeschlechts derer von Rheden abgeschlagen.

Von geheimnisvollen Landschaften hinter den Sieben Bergen haben die meisten von uns schon im frühen Kindesalter gehört. Den uns flüsterleise vorgelesenen Gutenachtgeschichten aus dem über 200 Märchen umfassenden Sammelwerk der Gebrüder Grimm sei Dank. Zugegeben, Schneewittchen und die sieben Zwerge haben wir im südniedersächsischen Rheden bei den Sieben Bergen im Leinebergland nicht angetroffen; auch keine böse Stiefmutter. Dafür lernten wir im heutigen Golfclub Sieben-Berge Rheden einen der ältesten Golfplätze der Region kennen. Die bewegte Geschichte dieses Golf-Idylls ein Märchen zu nennen, wäre wohl etwas zu hoch gegriffen. Mit einem Edelmann als Protagonisten und seinem Schloss und Rittergut als Schauplätze der Geschehnisse kommt sie aber schon nah an eine grimmsche Erzählung heran.

Seit dem 15. Jahrhundert bestand in Rheden bei Hildesheim ein Rittergut. Das dazugehörige Schloss Rheden wurde 1729 errichtet. Mitte des 20. Jahrhunderts betreibt Baron Seband von Rheden einen landwirtschaftlichen Betrieb auf dem Gut, um den es nicht gut steht.   Zwei große Unwetterkatastrophen in den Jahren 1955 und 1956 hatten an der Substanz des Ritterguts genagt. Gutsherr und Golfer Baron Seband von Rheden und seine Gattin Irmintraut Paula Friederike (geb. Gräfin von der Schulenburg) sind damals Mitglieder im Golfclub Hannover in Garbsen – zu dieser Zeit einer von nur drei Golfclubs in Niedersachsen.

Der alte Teil des Golfplatzes verläuft durch den höher gelegenen Schlosspark. Die neueren Back Nine
liegen flacher und offener.

Die Golfausflüge des Baron

Auf Reisen nach Süddeutschland, Österreich, in die Schweiz und Norditalien stellt er fest, wie sehr sich Golfplätze topografisch und im Charakter unterscheiden können. Vor allem die weiten Ausblicke von Golfplätzen in Berg- und Gebirgslagen faszinieren den Baron. Sie lassen ihn erkennen, wie flach und teilweise eintönig die norddeutschen Plätze sind. Während eines Waldspaziergangs auf den Tafelbergturm im Siebenwald stehen des Freiherren Antennen auf Empfang und sein Geist wird vom Blitz erleuchtet: Urplötzlich erkennt er, wie prachtvoll sein eigener Schlosspark inmitten des Leineberglands liegt und beschliesst, an dieser Stelle einen fürstlichen Golfplatz errichten zu lassen.

Der renommierte Golfplatzarchitekt Dr. Bernhard von Limburger erhält den Auftrag, eine 12-Löcher-Anlage zu entwerfen (die 1969 zu einem 9-Löcher-Platz umgestaltet wird) und Golflehrer Paul Henkel aus Baden-Baden wird zur Erteilung von Golfunterricht verpflichtet. Im ehemaligen Fohlenstall des Guts entsteht ein Clubhaus, Umkleideräume finden ihren Platz im früheren Gärtnerhaus und in der Schlossscheune.

Die Umgestaltung des Guts in den 60er-Jahren beschränkt sich dabei nicht auf den Golfsport. Das neu geschaffene „Sport-Center Rheden“ umfasst zudem zwei Tennisplätze, einen Kinderspielplatz, ein Freibad mit Liegeterrasse sowie ein Restaurant. Seband von Rheden hatte eine für damalige Verhältnisse einzigartige Anlage für Sport und Erholung kreiert, die sich im Umkreis von 50 Kilometern zunächst großer Beliebtheit erfreut. Siegerehrungen und Feiern finden in den Räumlichkeiten des Schlosses statt. An der Center Bar treffen sich regelmäßig die Fußballprofis von Eintracht Braunschweig und Tennisbaron Gottfried von Cramm – der ebenfalls aus dem Landkreis Hildesheim stammt – feilt in Rheden an seinem Aufschlag.

Blick aus dem waldigen alten Platzteil (Loch 8) in die sanfte Hügellandschaft des Leineberglandes.

Geländeerwerb als Meilenstein der Clubgeschichte

Der Golfplatz in Rheden inspiriert auch andere Golfenthusiasten zur Gründung von Golfclubs in der Umgebung. Golfvereine wie der GC Göttingen, GC Harz, GC Salzdetfurth, GC Polle (heute Weserbergland) und der GC Isernhagen sind allesamt von Golfspielern gegründet worden, die in Rheden aktiv waren. Das Sport Center Rheden jedoch entwickelt sich über die Jahre wider Erwarten nicht zur Erfolgsgeschichte. Wirtschaftliche Zwänge treiben Baron von Rheden zur Veräußerung des Familienguts. Nach einigen Besitzerwechseln übernimmt 1982 die Golf- und Freizeit-Anlagen GmbH & Co. KG die gesamte Sportanlage. Viele der verbliebenen Golfer sind darüber nicht glücklich und gründen 1983 mit großem Engagement den Golfclub Sieben-Berge Rheden e.V., der den Golfplatz daraufhin vom Eigentümer pachtet. Unter der Ägide des ersten Clubpräsidenten Ludolf Kannengießer entwickelt sich der junge Verein positiv und wächst.

Der wohl größte Meilenstein in der Clubgschichte ist der Erwerb des 9-Löcher-Geländes und des Clubhauses aus der Konkursmasse der Eigentümergesellschaft unter Vereinspräsident Karl-Heinz Funke im Jahr 1987. Mit persönlichem Einsatz und Bürgschaften von Mitgliedern – zu dieser Zeit sind das gerade einmal 81 – gelingt die Sicherung von Grund und Boden und verschafft dem Verein eine solide finanzielle Basis für die Zukunft. Die Mitgliederzahlen steigen und damit einhergehend reifen ab 1990 Überlegungen zur Erweiterung des Golfplatzes zu einem 18-Löcher-Meisterschaftsparcours. Zusätzliches angrenzendes Gelände wird von einem Landwirt gepachtet und weitere neun Golfbahnen errichtet. 1994 schlägt Präsident Funke den goldenen Ball zur Eröffnung des Platzes.

Golfen in der Hügellandschaft von Rheden

Die heutigen Front Nine der Anlage verlaufen durch den ehemaligen Park von Schloss Rheden. Nach einem etwas aus der Zeit geratenen Eröffnungsloch, das nur 206 Meter bei Par 4 misst, mit seinem stark ondulierten Grün aber dennoch Zähne zeigt, geht es durch ein Waldstück bergauf zu einer Hochebene, dem ehemaligen Schlosspark. Hier sind die Spielbahnen von üppigem alten Baumbestand geprägt und stimmig in die sanfte Hügellandschaft des Leineberglandes integriert. Loch 8 ist das Signature-Hole des Platzes. In einer engen Schneise geht es bei diesem Par 3 (153 Meter) zirka 25 Höhenmeter hinab. Im Hintergrund öffnet sich der Blick in die Ferne, ein traumhaftes Golfloch! Die neueren von Dr. Wolfgang Siegmann entworfenen, flacher gelegenen Back Nine sind deutlich offener, fügen sich aber gut in den Platzcharakter ein.

Heute hat der Golfclub Sieben-Berge-Rheden rund 800 Mitglieder. Er befindet sich in der komfortablen Position lediglich die Abgänge durch Neuaufnahmen kompensieren zu müssen. „Wir möchten unseren Mitgliedern unbedingt auch weiterhin ein startzeitenfreies Spielen auf unserem schönen Golfplatz ermöglichen“, sagt Rainer Oelze, seit 2001 Clubpräsident. „Der Erholungsfaktor stand ja schon damals beim Initiator des Projekts ‚Golf in Rheden‘ im Vordergrund und dieser Tradition fühlen wir uns nach wie vor verpflichtet. Persönliche Atmosphäre und Betreuung wird bei uns groß geschrieben.“

Auf den Back Nine öffnet sich der Blick in die Hügellandschaft des Leineberglands.

Kontinuität & Fortschritt in Rheden

Dass dieses Konzept aufgeht, zeigt die Zufriedenheit der Mitglieder des gut gefüllten Clubs in dieser ländlichen Region. Mit Hildesheim als nächster größerer Stadt in 20 Kilometern Entfernung ist die Aufrechterhaltung des Mitgliederbestands in der aktuellen Lage des Golfsports eigentlich eine große Herausforderung. Im „Seven-Mountains-Country-Club“, wie Insider ihn oft humorig nennen, funktioniert es dennoch. „Die meisten neuen Mitglieder werden von Altmitgliedern geworben, die unseren Club so gern mögen, dass sie ihren Freunden und Bekannten davon erzählen und ihnen alles zeigen wollen“, erzählt Präsident Oelze.

Besonders viel Wert wird in Rheden seit jeher auf die Betreuung von Kindern und Jugendlichen gelegt. Rund 100 Jugendliche, verteilt auf alle Altersklassen, nehmen zurzeit am Jugendtraining teil. Ihr Trainer: Carlo Bornemann – Clubmanager, Jugendwart und C-Trainer in einer Person.

„Kindern und Jugendlichen im Golfclub eine sportliche Heimat zu bieten, ist nicht nur ein altruistischer Akt der Güte; unsere Erfahrung zeigt, dass Kinder, die sich mit dem ‚Golfvirus‘ infizieren, besser als jede andere Form der Werbung auch ihre Eltern vom Golfsport begeistern können“, sagt Bornemann. Er ist für die Jugendlichen schon seit 15 Jahren eine feste Bezugsperson. „Jugendliche bis zum Alter von 18 zahlen bei uns nur 55 Euro im Jahr. Das Training ist kostenlos. Dafür erwarten wir 100 Prozent Einsatz von den Kids, die bei uns mehr Möglichkeiten haben, sich in Turnieren zu messen, als in allen anderen Clubs Niedersachsens.“ Zahlreiche Talente aus Rheden schafften es über die Jahre in den Landeskader.
Der Baron hat Rheden verlassen, Golf ist geblieben. Seine Idee hat Bestand. Einfach märchenhaft!