Der im Ländle zwischen den Landkreisen Pforzheim und Karlsruhe wohnt, unseren wunderbaren Sport (zumindest) schon einmal gedanklich an sich herangelassen hat und so heiß auf Golf ist wie Kids auf den Heiligen Abend, der kann und darf sich dem Golfclub Johannesthal nicht mehr verschließen. Hier, auf der weitläufigen 18-Löcher-Parkland-Anlage im Herzen des beschaulichen Kraichgauer Hügellandes, bekommt man als Dreimonats-Schnuppermitglied fast alles geboten.
Für 499 Euro gibt es eine Markengolfausrüstung (Holz 3, Eisen 5, 7, 9, Sandwedge, Putter, Bag, Handschuh, drei Bälle), sechs Einheiten Einzelunterricht (je 30 Minuten) beim PGA-Pro und 850 Übungsbälle auf der Range das ist doch fast geschenkt! Zum Paket gehört, neben den Teilnahmen an Regelseminaren und einem Anfängerturnier, die Absolvierung der DGV-Platzreife sowie ein uneingeschränktes Spielrecht von drei Monaten vorausgesetzt, man besteht die Prüfung!
Das Angebot zieht! Über 1.000 Mitglieder konnte der GC Johannesthal so für sich bereits gewinnen. Immer am ersten Wochenende im Mai, am Tag der Offenen Tür, wird das Lockangebot an und unter die Leute gebracht. Jährlich nutzen dies etwa 100 Schnupperer. Davon wechseln später rund 80 Prozent in eine richtige Mitgliedschaft, verrät Geschäftsführer Werner Schaffner in breitem Schwäbisch.
Platz in Top-Zustand
Doch kennzeichnen den Club rund 45 Autominuten nordwestlich der Landeshauptstadt Stuttgart weit mehr als nur gute Marketingmaßnahmen. Der offene Parklandkurs ist in einem beeindruckenden Pflegezustand, als ich mich im August auf die mit vielen Schräglagen versehenen, leicht hügeligen 18 Löcher mache. Die Cuts sind scharf wie Rasierklingen, die Grüns treuer als Hundeblicke. Das Beste: Es gibt kaum Rough, überwiegend breite drive(r)-freundliche Landezonen und federnde Fairways, die schon beim bloßen Auftreten Lust auf den nächsten Schlag machen.
Mich begleitet an diesem sommerlichen August-Tag Lars (35, Hcp 10), ortsansässiges Mitglied und Freund der einheimischen Küche. Statt Stullen hat sich der badische Genießer Maultaschen (traditionell werden die Nudelteigtaschen angebraten oder in Brühe serviert) eingeschweißt und als Proviant ins Bag gepackt. Der Driver ist hier Pflicht, nuschelt er mit vollem Mund und Karlsruher Akzent, während ihm beim Blick in mein hölzer-loses Bag fast ein Bissen seiner Maultasche im Hals stecken bleibt.
Lars ist materialbesessen, bunkert zahlreiche Eisensätze bei sich zu Hause. Meine Wedges findet er so gut, dass er sie mir noch auf der Runde abkaufen möchte.
Keine Chance, sage ich ihm, während ich meinen Ball an der 4, dem Signature-Loch, auf dem Inselgrün platziere. 4, 7 und 18 sind aus meiner Sicht die Leckerbissen im Johannesthal. Den schönsten Blick hat man vom 18. Grün. Von hier kann man die gesamte Anlage überblicken (siehe Aufmacherfoto auf den vorhergehenden Seiten). Bei gutem Wetter haben wir eine tolle Fernsicht, meint Schaffner.
Spielen ohne Startzeit
Überhaupt scheint es schwierig, irgendetwas richtig Negatives an Club und Platz zu finden. Gut, ein paar der 18 Löcher ähneln sich etwas, hier und da fehlt etwas Tiefe in den Bunkern, aber für welchen der meisten deutschen Kurse gilt das nicht? Johannesthal heißt: Ohne reservierte Startzeit kommen, für günstiges Geld (montags nur 35 Euro) abschlagen und danach im Clubhaus bei süddeutscher Küche schön gesellig veschpern, wie der Württemberger sagt. Wer gerne Fleisch ist, sollte unbedingt den Zwiebelrostbraten probieren. Eine örtliche Spezialität und Messlatte für jede Gastronomie im Ländle, wie der Stuttgarter Werner Schaffner weiß. Ich teste den Gastronomen immer am Rostbraten.
Eine Nationalspielerin im Golfclub Johannesthal
Viel berichtet wurde dagegen bereits über die berühmteste Brücke der Golfwelt: die 700 Jahre alte Swilcan Bridge auf dem Old Course im schottischen St. Andrews. Einen Nachbau findet man hier im beschaulichen Johannesthal. Wo? Natürlich am Schlussloch! Sie erinnern sich? Das Aufmacherfoto dieses Clubtests. Die Brücke führt über das Wasserhindernis zum 18. Grün. Wer hier ankommt, hat meistens eine wunderbare Golfrunde hinter sich und genießt in jedem Fall noch einmal alles auf einen Blick.